AERZTE Steiermark | Februar - page 22-23

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Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
Ærzte
Steiermark
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Prävention
Fotos: Klemens Grassl, zoom Photography; Schiffer
Grafik: Mirko Maric´
PRÄVENTION
die Zwölf- bis 15-Jährigen
in ganz Österreich auch bei
niedergelassenen Ärzten zu
ermöglichen. Derzeit könnten
nur in Wien, Niederösterreich
und der Steiermark alle nie-
dergelassenen Allgemeinme-
diziner, Kinderärzte und Gy-
näkologen den ersten Teil der
Immunisierung im Rahmen
des Programms durchführen.
Alle bisherigen Erfahrungen
des Gratis-Kinderimpfpro-
gramms hätten gezeigt, so
der Leiter des ÖÄK-Impfre-
ferats, Jörg Pruckner, dass
die Durchimpfungsraten dort
am höchsten seien, wo ein
möglichst breiter und nieder-
schwelliger Zugang gewähr-
leistet sei.
Disziplin lässt nach
Durch die nachlassende Impf-
disziplin in der Bevölkerung
kehren Krankheiten vermehrt
zurück, die bereits als besiegt
oder eliminiert galten. Das
betrifft nicht nur Kinder, son-
dern auch Erwachsene. „Seit
einigen Jahren messen wir ei-
nen kontinuierlichen Anstieg
von Krankheiten wie Masern,
Röteln oder Keuchhusten“,
sagte Ursula Wiedermann-
Schmidt, wissenschaftliche
Leiterin des Österreichischen
Impftages und Leiterin des
Instituts für Spezifische Pro-
phylaxe und Tropenmedizin
der MedUni Wien.
„Die Erfolge der Impfpro-
gramme der letzten Jahr-
zehnte haben Krankheiten
wie Masern als Gefahr aus
den Köpfen ausblenden las-
sen“, beschrieb Wiedermann-
Schmidt die Situation, „viele
Menschen fürchten sich heute
mehr vor möglichen Neben-
wirkungen der Impfungen als
vor den Krankheiten selbst.“
Die Leiterin des Instituts für
Spezifische Prophylaxe und
Tropenmedizin der MedUni
Wien setzt auf Information:
„Übertriebene Ängste vor Imp-
fungen oder Inhaltsstoffen wie
Aluminium führen dazu, dass
sich Menschen einem noch
viel größeren Risiko aussetzen.
Es liegt an der Forschung, ver-
mehrte Evidenz zur Wirksam-
keit von Impfkonzepten zu
liefern, aber auch an der Ärzte-
und Apothekerschaft und dem
Gesundheitspersonal selbst,
hier für verbesserte Aufklä-
rung zu sorgen – daher werden
am Impftag auch Argumente
gegen die häufigsten ,Impfmy-
then‘ geliefert. Unser Ziel sind
bessere Impfraten, denn wer
sich impfen lässt, schützt dop-
pelt: sich selbst und andere“,
sagte Wiedermann-Schmidt.
Trittbrettfahrer
„Immer mehr Menschen leh-
nen Impfungen auch deshalb
ab, weil ohnehin ,die anderen‘
geimpft sind“, warnte Rudolf
Schmitzberger, Impfreferent
der Österreichischen Ärzte-
kammer. Es gehöre zu den
ärztlichen Pflichten, für um-
fassende sachliche Informa-
tion zur sorgen. Das schließe
einen Appell an das Verant-
wortungsbewusstsein nicht
aus: „Immunologische Tritt-
brettfahrer setzen nicht nur
ihre eigene Gesundheit aufs
Spiel, sondern auch die an-
derer, meist Schwächerer.“ So
gehe eine hohe Prozentzahl an
Keuchhusten- und Pneumo-
kokken-Fällen bei Säuglingen
auf die Ansteckung durch
Erwachsene zurück. Mit Influ-
enza wiederum würden sich
meist Schul- oder Kindergar-
tenkinder infizieren und die
Erkrankung dann auf Eltern
und Großeltern übertragen.
„Besonders erfreulich ist, dass
der österreichische Impftag
hervorragend gut besucht war
– die allgemeine Resonanz war
dank der exzellenten Vor-
träge hervorragend, das hat
sich auch daran gezeigt, dass
sogar die Veranstaltungen
am späten Nachmittag be-
stens besucht waren“, zeigt
sich der Leiter des ÖÄK-
Impfreferates, Jörg Pruckner,
zufrieden. „Die
Revitalisie-
rung
dieses traditionellen
Formates war also erfolgreich.
Für das nächste Jahr werden
wir größere Räumlichkeiten
ins Auge fassen – und unser
Bestes geben, das Programm
noch zu toppen. Ideen haben
wir genug“, so Pruckner.
V.li.: Jörg Pruckner, Christian Müller-Uri, Christiane Körner, Univ.-Prof. Ingomar Mutz, Sabi-
ne Oberhauser, Max Wellan, Univ.-Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt, Günther Ochs
„Die allgemeine Resonanz war dank der
exzellenten Vorträge hervorragend!“
Jörg Pruckner
fehlende Impfungen nachzu-
holen. Auch Arztkontakte im
Rahmen von Spitalsaufent-
halten sollen dafür genutzt
werden. Bei folgenden Imf-
pungen gibt es Neuerungen
bzw. Aktualisierungen der
Impfschemata:
HPV
Die 2014 in das öffentlich
finanzierte (Schul-)Kinder-
impfprogramm eingeführte
HPV-Impfung für Buben und
Mädchen wird 2015 wie folgt
umgesetzt: Die Impfungen
im Rahmen des nationalen
Impfprogramms in den
Schulen werden so organi-
„Wir wollen uns täglich weiterentwickeln.“
Dr. Martin Wehrschütz, Vizepräsident und Obmann der Kurie Angestellte Ärzte
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Impfplan 2015 – Neuerungen
Die derzeitige epidemiolo-
gische Situation in Österreich
erfordert vor allem Anstren-
gungen zur Reduktion des
Erkrankungsrisikos an Keuch-
husten, Masern und Mumps.
Hinsichtlich Influenza, welche
durch die fast jedes Jahr auch
in Österreich auftretende Epi-
demie bis zu 1.000 Todesfälle
verursacht, ist es ebenfalls
notwendig, die Durchimp-
fungsrate deutlich zu erhöhen.
Ärztliche Pflicht
„Es ist eine ärztliche Verpflich-
tung, für einen ausreichenden
Impfschutz der betreuten Per-
sonen (Patienten) zu sorgen
und diese fachgerecht zu in-
formieren. Dazu gehört, dass
die Grundimmunisierung bei
Säuglingen und Kleinkindern
rechtzeitig begonnen, nicht
unnötig verzögert und zeitge-
recht abgeschlossen wird. Da-
rüber hinaus ist es notwendig,
den Impfschutz durch not-
wendige Auffrischungsimp-
fungen in jedem Lebensalter
sicherzustellen. Ein Abraten
von Impfungen ohne Kontra-
indikation durch Ärzte ist ein
Verstoß gegen die Prinzipien
der evidenzbasierten Medizin“
wird in den Vorbemerkungen
unmissverständlich klarge-
stellt. Entsprechend der UN-
Konvention vom 20. Novem-
ber 1989 haben Kinder das
Recht auf beste Gesundheits-
versorgung. Dazu gehört auch
der Schutz vor Erkrankungen,
die durch Impfung vermeid-
bar sind. Den Eltern obliegt
es, die Schutzimpfungen bei
ihren Kindern vornehmen zu
lassen. Laut Empfehlung der
Weltgesundheitsorganisation
(WHO) soll jeder Arztkontakt
dazu genutzt werden, zu prü-
fen, ob die empfohlenen Imp-
fungen durchgeführt worden
sind, und – wo notwendig
(d.h. unabhängig davon, wie
lange das empfohlene Impfin-
tervall überschritten wurde) –
Der heurige Impfplan
wurde bereits im Jänner veröffentli-
cht – hinsichtlich der Erkrankungsrisiken stellt er v.a. auf die
Reduktion von Keuchhusten, Masern-Mumps-Röteln sowie
Influenza ab und aktualisiert die Impfschemata bei HPV und
bei Meningokokken.
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