AERZTE Steiermark | Februar - page 8-9

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Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
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Foto: BMG
AERZTE Steiermark:
Frau
Dr. Oberhauser, Sie sind jetzt
rund ein halbes Jahr Gesund-
heitsministerin. Gibt es – auch
wenn Sie zuvor schon einer
der wichtigen „Player“ in der
Gesundheitspolitik waren –
etwas, das Sie unerwartet
getroffen hat?
Oberhauser:
Nachdem ich
schon viele Jahre in der Ge-
sundheitspolitik tätig bin, war
für mich nichts dabei, was
mich völlig unerwartet ge-
troffen hätte. Und es macht
mir immer noch Spaß!
Das Jahr war geprägt von
den Verhandlungen über die
Arbeitsbedingungen für die
Spitalsärztinnen und -ärzte
und die Handhabung des KA-
AZG. Dabei sind auch heftige
Worte gefallen. Der oberöster-
reichische Landeshauptmann
hat gedroht, die Verhand-
ler in die Pfanne zu hauen,
in Kärnten mussten sich die
Ärzte anhören, sie seien Kälber
und der Ärztekammerpräsi-
dent der Schlächter. Warum
diese rauen Töne?
Dass Verhandlungen über die
Arbeitsbedingungen emotio-
nal geführt werden, ist wenig
überraschend. Wenn es ums
Eingemachte geht, passiert
es leider immer wieder, dass
sich der eine oder die andere
im Ton vergreift. Wichtig ist,
dass sich alle Beteiligten ihrer
Verantwortung bewusst sind
und am Ende miteinander
am Verhandlungstisch sitzen
und zu einem gemeinsamen
Ergebnis kommen, mit dem
alle Betroffenen gut leben
können. Keinesfalls darf es
sein, dass die Patientinnen
und Patienten darunter lei-
den, dass sich die Verhandle-
rinnen und Verhandler nicht
einig werden. Das habe ich
immer betont.
Inhaltlich hat man von Bun-
desseite wenig gehört, auch
von Ihnen nicht. Ist die Ge-
sundheitspolitik, wenn es kon-
kret wird, dann doch primär
Ländersache?
Ich habe schon öfter gesagt,
dass man als Gesundheitsmi-
nister oder –ministerin in Ös-
terreich viel Verantwortung
und wenig Kompetenzen hat.
Meine Aufgabe als Gesund-
heitsministerin ist es, in die
diversen Verhandlungspro-
zesse im Gesundheitsbereich
moderierend und vermittelnd
einzugreifen. Gesundheits-
politik ist eine Politik der
kleinen Schritte, dessen bin
ich mir bewusst. Ich glaube
aber dennoch, dass die Rolle
als Moderatorin eine enorm
wichtige ist und oft über den
Ausgang von Verhandlungen
entscheidet.
Es fällt auf, dass es an den
Medizinischen Universitäten
noch keine greif baren Lö-
sungen gibt, die eindeutig dem
Bund zuzurechnen sind. Droht
da nicht die paradoxe Situ-
ation, dass die Länder und
auch Ordensspitäler schneller
und konstruktiver mit einem
Bundesgesetz umgehen als der
Bund selbst?
Die medizinischen Universi-
täten fallen in den Zuständig-
keitsbereich meines Kollegen,
Vizekanzler Reinhold Mit-
terlehner, der für die Wis-
senschaftsagenden zuständig
ist. Ich kann nicht für ihn
sprechen. Daher nur soviel:
>
Eine Gesundheits-
ministerin habe
viel
Verantwortung und
wenig Kompetenzen,
kritisiert Gesundheits-
ministerin Sabine Ober-
hauser. Ein Gespräch
über raue Töne in den
Spitalsverhandlungen,
kleine Schritte in der
Gesundheitspolitik, die
spezielle Situation der
Medizinischen Univer-
sitäten, die Bedeutung
des Todes von Jour-
nalist Kurt Kuch für die
Nichtraucher-Debatte
und die Zukunft der ex-
tramuralen Versorgung.
COVER
„Die
Moderatorin
ist enorm wichtig“
„Gesundheitspolitik ist
eine Politik der kleinen
Schritte, dessen bin ich
mir bewusst.“
„Wir erwarten uns von der
Primärversorgung eine Attraktivierung
der Arbeitsbedingungen für Ärztinnen
und Ärzte.“
Als dieses Interview mit Gesundheitsministerin Dr. Sabine Ober-
hauser längst fertiggestellt war, wurde die Meldung über ihre Er-
krankung öffentlich. Wir haben den Text unverändert gelassen, er
ist von dieser Diskussion nicht unmittelbar berührt.
Wir wünschen Fr. Dr. Oberhauser rasche und gute Genesung!
red.
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