AERZTE Steiermark | Februar - page 14-15

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Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
Foto:
Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
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SPITÄLER
Infografiken: Conclusio
gesundheitspolitik
Viele landesbedienstete Ärztinnen
und Ärzte haben ihre ersten Gehalts-
zettel 2015 ernüchtert oder sogar zornig gemacht. Denn von der Erhöhung
des Bruttogehalts ist netto nur wenig übrig geblieben. Das hat aber in erster
Linie mit steuerlichen Effekten zu tun, die sich übers Jahr ausgleichen.
Facharzt SI/4/1: Beim Brutto-
Monatsgehalt (ohne Nacht-
dienste) ist eine Lohnerhö-
hung von mehr als 550 Euro
ausgewiesen, netto bleiben
aber kaum mehr als 90 Euro.
Im Dezember war netto noch
54 Prozent von brutto, jetzt
sind es kaum 50 Prozent. Da
kann einem die Galle schon
hochkommen.
Auch einen Oberarzt S1/4/18
trifft es hart: Bei ihm beträgt
die Netto-Erhöhung zwar 700
Euro, was aber bei einer Brut-
to-Erhöhung von mehr als
1.900 Euro auch keine Freude
aufkommen lässt.
Die Ursachen sind rasch ge-
funden: die Lohnsteuer (eh
klar), der Wohlfahrtsfondsbei-
trag und die Kammerumlage.
Wenn man allerdings das
Jahreseinkommen überblickt,
sieht das Ergebnis sofort viel
rosiger aus: Denn reale, steu-
erliche Vorteile (Steuerfreibe-
träge) sind auf diesen Lohn-
zetteln einfach noch nicht
berücksichtigt bzw. sichtbar.
Über das Jahr sieht das Bild
deutlich besser aus.
Dabei geht es vor allem um
zwei Effekte: Die bisherige
Ärztedienstzulage, die nun
ins Grundgehalt wanderte,
ist nun voll lohnsteuerpflich-
tig, dafür wird sie aber für
das (steuerbegünstigte) 13.
und 14. Monatsgehalt heran-
gezogen, was erstmals am
Modell Bayern für die
Steiermark?
Bayrische Medizin Studieren-
de haben es gut: Sie erhalten
ein ordentliches Stipendium.
Allerdings wird eine Gegen-
leistung verlangt: Sie müs-
sen sich dazu verpflichten,
eine gewisse Zeit in einem
bestimmten Gebiet Bayerns
ihren Beruf auch auszuüben.
Ein ähnliches Prämienmodell
gibt es auch für Ärztinnen und
Ärzte, die dazu bereit sind,
sich in schlecht versorgten
Regionen niederzulassen. Im-
merhin 100.000 Euro pro Pra-
xisgründung werden ausbe-
zahlt. Ähnliche Angebote gibt
es auch in anderen deutschen
Bundesländern.
In Salzburg, also in unmit-
telbarer Nähe Bayerns, denkt
man darüber auch schon
nach.
Da stellt sich natürlich die
Frage, ob ein solches Konzept
auch für die Steiermark vor-
stellbar wäre.
Anlass gäbe es: Die KAGes
sucht 150 zusätzliche Ärz-
tinnen und Ärzte für die Lan-
desspitäler, davon kann man
sich durch einen Blick auf die
Jobbörse des Unternehmens
überzeugen. Für den nieder-
gelassenen Bereich wird zwar
(noch) nicht aktiv gesucht,
aber das könnte sich bald
ändern, wenn die Zahl der
Ausschreibungen von Kassen-
planstellen weiter steigt und
die Zahl der Interessentinnen
und Interessenten, die jetzt
schon immer kleiner wird,
weiter sinkt.
Die Antwort ist: ja – zumin-
dest in der letzten Leserum-
frage von AERZTE Steier-
März-Lohnzettel sichtbar
wird. Und: Die ebenfalls steu-
erbegünstigten Nachtdienst-
pauschalen waren auf diesem
Lohnzettel auch noch nicht
sichtbar.
Damit ergibt sich folgendes
Bild: Über das Jahr gerech-
net wird der Facharzt SI/4/1
nicht weniger als 50 Prozent
netto vom Bruttogehalt, son-
dern mehr als 56 Prozent
bekommen. Und beim zwei-
ten Beispiel, dem Oberarzt
S1/4/18, sind es nicht knapp
47, sondern deutlich mehr als
54 Prozent netto vom Brutto-
gehalt.
Kammerumlage sinkt
Der aufkeimende Verdacht,
die Kammerumlage sei mit
schuld am Brutto-Netto-
Schwund, ist leicht zu entkräf-
ten. Sie wurde ja tatsächlich
von 2,35 auf 2,0 Prozent des
Brutto-Monatsgehalts (ohne
Berücksichtigung von Dien-
sten und Sonderzahlungen)
gesenkt.
Das heißt: Für den Facharzt
im obigen Beispiel macht sie
neu 1,71 Prozent des Brutto-
Jahresgehalts aus (alt war sie
1,73 Prozent), für den Ober-
arzt ist aufgrund der Decke-
lung der Anteil noch geringer,
nämlich 1 Prozent. Im alten
Schema waren es noch etwas
mehr als 1,5 Prozent. Das
wirkt sich auch in Euro aus:
Die Kammerumlage sinkt um
mehr als 200 Euro.
Der Wohlfahrtsfondsbeitrag,
der aber der eigenen Pensi-
on und sozialen Absicherung
dient, steigt zwar, der
Anteil am Bruttoge-
halt in den zwei an-
geführten Beispielen
liegt aber insgesamt
weit unter dem Wert,
der sich aus dem Jän-
ner-Lohnzettel ergibt.
Und selbst die Lohn-
steuer sowie der So-
zialversicherungsbei-
trag, die beiden größ-
ten „Bruttofresser“,
schauen in der Jahres-
betrachtung weniger
unfreundlich aus.
Siehe dazu auch S. 33.
Der Brutto-Netto-Schock
„Reale, steuerliche Vorteile sind auf diesen ersten
Lohnzetteln einfach noch nicht berücksichtigt
bzw. sichtbar. Über das Jahr schaut das Bild
deutlich besser aus.“
Facharzt SI/4/1
S1-Schema neu
S1-Schema neu
S1-Schema alt
S1-Schema alt
Oberarzt SI/4/18
Netto-Gehalt
Sozialversicherung
Lohnsteuer
Wohlfahrtsfonds
Kammerumlage
Wie verteilt sich das Brutto-Jahresgehalt in Prozenten?
50 Prozent-Marke
Landesbedienstete Ärztinnen und Ärzte 
mit Nachtdiensten
Zu Beginn können Studenten nicht beurteilen,
was Landarzt-Tätigkeit bedeutet.
Sehr guter Vorschlag.
Soweit mir bekannt, hat das den
Landärztemangel in Deutschland auch nicht
behoben.
Das ist ja auch in vielen anderen Berufen üblich.
Nein. Das ist Quatsch!
Den Landarzt so fördern wie in Bayern!!!
Verbesserung der Ausbildungs- und
Arbeitsbedingungen ist besser als Verpflichtung!
Zu wenige Ärztinnen
und Ärzte – das
ist längt kein Schreckgespenst mehr,
sondern Realität. Kann ein in Bayern
bereits eingesetztes Fördermodell die
Rettung sein?
JA
Nein
Mit Beibehaltung des derzeitigen Honorierungs-
und Verbürokratisierungssystems wird‘s trotzdem
nicht viel helfen …
Solch eine Vorgehensweise ist in anderen
Ländern und auch Studienrichtungen bereits gang
und gäbe.
Online-Umfrage Jänner
2015. n=235, Ja: 63 %,
Nein: 24 %, Rest auf 100 %
Weiß nicht oder Anderes.
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