AERZTE Steiermark | Februar - page 10-11

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Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
Ærzte
Steiermark
 || 02|2015
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Fotos: BMG
COVER
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Foto: Ärztekammer
keiten sowie eine bessere Work-Life-Balance.
Noch eine persönliche Frage: Sie sind Ärztin,
haben Ihre Ausbildung abgeschlossen, sind
dann aber sehr rasch in die Politik gegangen.
Geht es Ihnen nicht ab, nicht in Ihrem ur-
sprünglichen Beruf zu arbeiten?
Mir hat der Beruf als Kinderärztin große
Freude gemacht, aber nach so langer Zeit
wäre es sehr schwierig, wieder Anschluss an
die neuesten medizinischen Entwicklungen
zu finden. Ich habe aber auch eine Ausbil-
dung zur akademischen Krankenhausma-
nagerin an der Wirtschaftsuniversität Wien
sowie einen Masterstudiengang zu Gesund-
heitsmanagement an der Donau Universität
Krems gemacht und habe somit mehrere
berufliche Standbeine.
Der Betrieb medizinischer
Universitäten ist nicht mit
dem Regelbetrieb eines Kran-
kenhauses zu vergleichen. Die
Problemlagen sind hier an-
dere. Ich bin mir aber sicher,
dass sich der Wissenschafts-
minister seiner Verantwor-
tung bewusst ist und die Ver-
handlungen zu einem guten
Abschluss bringen wird.
Themenwechsel: Das domi-
nante Medien-Thema ist der
Umgang mit Rauchverboten.
Der Tod des Journalisten Kurt
Kuch scheint da mehr bewegt
zu haben als die gesamte poli-
tische Diskussion zuvor. Fühlt
man sich da als Politikerin
nicht auch ein wenig ohn-
mächtig?
So sehe ich das nicht. Es ist
zwar sicher richtig, dass der
Tod von Kurt Kuch gewis-
sermaßen als Katalysator für
eine Entwicklung gewirkt hat.
Gleichzeitig war dies aber nur
möglich, weil vorher das Feld
– nicht zuletzt von Politike-
rinnen und Politikern – dafür
bereitet wurde. In meiner
eigenen Fraktion habe ich
noch 2008 keine Mehrheit für
ein generelles Rauchverbot in
der Gastronomie zusammen-
gebracht. Und sehen Sie sich
an, wo wir heute stehen. Das
ist nicht allein der Verdienst
von Kurt Kuch, wenngleich er
unbestritten dazu beigetragen
hat – vor allem mit seinem
Engagement gegen das Rau-
chen in den letzten Monaten
vor seinem Tod.
Um die Krankenkassen ist
es zuletzt wieder sehr ruhig
geworden. Die Spitäler stöh-
nen, aber „Spitalsentlastung“
ist keine sichtbar. Im Gegen-
teil, Hauptverband und Kas-
sen haben angekündigt, bald
wieder in den roten Zahlen
zu sein und damit wenig zu
einer Reform beitragen zu
können. Wie müssen denn
aus Ihrer Sicht die „Spitalsent-
lastung“ und die immer wie-
der apostrophierte Stärkung
des niedergelassenen Bereichs
aussehen?
Ein wichtiger Schritt zur Spi-
talsentlastung, um nur ein
Beispiel zu nennen, ist die
Stärkung des tagesklinischen
Bereichs, um so Umstruktu-
rierungen in den Spitälern zu
erreichen, ohne dass dabei die
Qualität der Versorgung ein-
büßt. Die Vorteile wären ein
leichter und rascher Zugang
zu Gesundheitsleistungen, da
der tagesklinische Bereich
unabhängig von der Verfüg-
barkeit freier stationärer Ka-
pazitäten funktionieren wür-
de, eine höhere Planbarkeit,
da die Tagesklinik grundsätz-
lich geplant und unabhängig
vom Akutbetrieb läuft und
die Reduktion des Risikos
von im Spital erworbenen
Infektionen dank kürzerer
Spitalsaufenthalte.
Auch das so genannte „Telefon-
und webbasierte Erstkontakt-
und Beratungsservice“, kurz
TEWEB, soll zur Entlastung
des Spitalsbereichs beitragen.
Als Gesundheits-Hotline ist
TEWEB ein wichtiger Bau-
stein, um den Menschen eine
gute Orientierung im Ge-
sundheitswesen zu ermög-
lichen. Das Projekt befindet
sich derzeit in einer Planungs-
und Pilotierungsphase.
Zur Stärkung des niederge-
lassenen Bereichs wollen wir
die so genannte Primärver-
sorgung ausbauen. Unser Ziel
ist die Förderung von neuen,
vernetzten Strukturen, mit
besseren Öffnungszeiten und
einem vernetzten Angebot
an Allgemeinmedizin, Pflege
und anderen Gesundheits-
und Sozialberufen. Derzeit
befinden wir uns in einer
Pilotierungsphase, in der wir
verschiedene Modelle und
Zugänge ausprobieren und
auf ihre Praxistauglichkeit
hin testen. Bis 2016 soll rund
1 Prozent der Bevölkerung in
Einrichtungen der Primär-
versorgung behandelt werden.
Wichtig ist mir anzumerken,
dass es um keine Zwangsver-
pflichtung geht. Bewährtes
soll auch in Zukunft bestehen
bleiben. Es wird auch weiter-
hin Einzelordinationen geben.
Uns geht es lediglich darum,
die bestehenden Strukturen
der medizinischen Grund-
versorgung zu stärken und
gleichzeitig neue Formen der
Zusammenarbeit zu ermögli-
chen – und zwar für jene An-
bieterinnen und Anbieter, die
das auch wollen. Wir erwar-
ten uns von der Primärver-
sorgung eine Attraktivierung
der Arbeitsbedingungen für
Ärztinnen und Ärzte, bessere
Zusammenarbeitsmöglich-
Nur ein gültiges DFP-Diplom ist der verlässliche Nachweis für die Erfüllung der ärztlichen Fortbildungsverpflichtung.
Jeder Punkt ist
ein Punkt für mich.
meindfp.at
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„Der Betrieb medizinischer
Universitäten ist nicht mit dem
Regelbetrieb eines Krankenhauses
zu vergleichen.“
„Wenn es ums Eingemachte geht,
passiert es leider immer wieder, dass
sich der eine oder die andere im
Ton vergreift.“
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