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Ærzte
Steiermark
 || 04|2014
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
Fotos: Beigestellt
Zwei Einrichtungen –
ein gemeinsames Ziel
Gemeinsam für die Kinder- und Jugendgesundheit
in den Schulen: Die steirischen Schulärztinnen und Schul­
ärzte und das Schulärzte-Referat der Ärztekammer.
Robert Ernst-Kaiser
Seit Beginn dieses Jahres fun-
giert Günter Polt als neuer
Landesschularzt im Landes-
schulrat für Steiermark. Ge-
meinsam mit dem Schulärzte-
Referat der Ärztekammer für
Steiermark um Referentin
Elke Suette und deren Stell-
vertreterin Angela Huber-
Stuhlpfarrer will er die schu-
lärztliche Versorgung im
Bundesland in den kommen-
den Jahren forcieren.
AERZTE Steiermark hat
Günter Polt und Angela Hu-
ber Stuhlpfarrer zum Ge-
spräch getroffen.
AERZTE Steiermark:
Worin
sehen Sie Ihre Aufgaben in
der Funktion des Landesschul-
arztes bzw. im Referat der
Ärztekammer?
Polt:
Es geht mir unter an-
derem um die Lenkung und
Koordinierung der Schulge-
sundheitspflege hinsichtlich
Beratung der Lehrpersonen
in gesundheitlichen Fragen
der SchülerInnen, soweit
sie den Unterricht und den
Schulbesuch betreffen und der
Durchführung der dafür er-
forderlichen Untersuchungen.
Auch die Fachaufsicht über
die Tätigkeit, die Aus- und
Weiterbildung sowie die Mit-
wirkung bei der Neubeset-
zung von Schulärztinnen und
Schulärzten fällt in meinen
Aufgabenbereich.
Huber-Stuhlpfarrer:
Mir ist
wichtig, die schulärztliche
Tätigkeit auch als eine me-
dizinische Notwendigkeit zu
verstehen, um Auswirkungen
sozialer Ungleichheit entge-
genzuwirken. Aus Untersu-
chungen ist der Zusammen-
hang zwischen Armut und
Krankheit bekannt: Kinder
aus sozioökonomisch schlech-
ter gestellten Familien erhalten
weniger häufig Vorsorgeunter-
suchungen als Kinder sozio-
ökonomisch besser gestellter
Familien. Schulärztliche Ver-
sorgung kann hier ausglei-
chend einen wichtigen Beitrag
leisten, denn die Reihenunter-
suchung erfolgt unab­hängig
vom Familieneinkommen für
alle Schülerinnen und Schüler.
Die schulärztliche Versorgung
ist eine niederschwellige ärzt-
liche Versorgung für alle Kin-
der und Jugendlichen, die in
der Schule sind.
Was sind Ihre schulärztlichen
Ziele in den kommenden Jah-
ren?
Polt:
Kurzfristig geht es mir
um eine noch stärkere Vernet-
zung aller mit Prävention und
Gesundheit befassten Kräfte
im Schulbereich. Auch die
Vertiefung der Kontakte zu
externen Stellen ist ein großes
Anliegen. Geplant habe ich
auch, monatlich einen frei-
willigen „Schularztkaffee“
durchzuführen. Dabei soll
es unter den Schulärzten zu
einem Erfahrungsaustausch
kommen. Ein wesentlicher
Punkt wird auf Kooperati-
onen liegen, die das Bewusst-
sein für Sport, Bewegung und
gesunde Lebensweise stärken
können. Darüber hinaus sol-
len Ist-Stand-Erhebungen bei
wichtigen Gesundheits- und
Präventionsthemen, wie etwa
Übergewicht, Rauchen und
Impfungen erstellt werden.
Meine Botschaft zur Präven-
tion lautet: Zeit vor dem Bild-
schirm, ist Zeit für Bewegung
und Sport.
Huber-Stuhlpfarrer:
Ein
wichtiger Aspekt schulärzt-
licher Tätigkeit ist auch ärzt-
liche Kriseninter vention.
Frühzeitig zu intervenieren
und zu deeskalieren, z. B. bei
Mobbing, ist hierbei von be-
sonderer Bedeutung. Es geht
um eine Schulkultur eines
behutsamen Miteinanders, in
der eine Bereitschaft vorhan-
den ist, auf Probleme hinzu-
schauen und gemeinsam nach
Lösungen zu suchen. Auch
zeigt sich in der schulärzt-
lichen Arbeit eine Zunahme
der psychischen und psycho-
somatischen Erkrankungen.
Das schulische Umfeld kann
hier besonders Auswirkungen
auf die Gesundheit der Kin-
der und Jugendlichen haben.
Schülerinnen und Schüler, die
sich in ihrer Schule wohlfüh-
len, sind meist auch gesund.
Zu den Personen
Günter Polt
betreibt zwei Wahlarztordinationen in Graz.
Seit 2010 betreut er zwei Grazer Schulen als Schularzt.
Zwischen 1998 und 2005 unterrichtete er selbst an einer
Grazer AHS.
Schulärztereferat der Ärztekammer für Steiermark: Refe-
rentin
Elke Suette
, Allgemeinmedizinerin in Gössendorf
und seit 27 Jahren Schulärztin, und Co-Referentin
Ange-
la Simone Huber-Stuhlpfarrer
, Allgemeinmedizinerin
in Graz und Schulärztin an zwei Grazer Schulen. Huber-
Stuhlpfarrer ist seit November 2013 als Co-Referentin
tätig.
Die schulärztliche Versorgung
ist eine niederschwellige
ärztliche Versorgung für alle
Kinder und Jugendlichen, die
in der Schule sind.
Günter Polt
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