AERZTE Steiermark | Dezember - page 15

Ærzte
Steiermark
 || 12|2014
15
Foto: Conclusio
cover
Abseits der KAGes
In einem Schreiben an „alle
Kolleginnen und Kollegen“,
bemühte sich der Rektor der
Medizinischen Universi-
tät Graz, Josef Smolle, Ende
November um Optimismus.
Gleichzeitig sprach er aber
massive Probleme an: „Durch
die nun aufklaffende Gehalts-
differenz“ im Vergleich zu den
landesbediensteten Ärztinnen
und Ärzten entstehe für die
Ärztinnen und Ärzte der Med
Uni „eine äußerst unbefriedi-
gende Situation“, so Smolle.
Die Universitäten unterlägen
dreijährigen Finanzierungs-
perioden. Aus eigener Kraft
habe die Universität keinen
Gestaltungsspielraum, um die
Anpassung der Ärztegehäl-
ter und zusätzliche Stellen
zu finanzieren. Zwar lobte
Smolle gleichzeitig das gute
Verhandlungsklima mit dem
Wissenschaftsministerium,
aber greifbare Ergebnisse gibt
es offenbar nicht.
Mehrere Vorstöße der Ärz-
tekammer, auch schriftliche,
gemeinsam zu verhandeln,
blieben ohne Resonanz durch
das Rektorat und den MUG-
Betriebsrat. Was zu einer ge-
steigerten Unruhe unter den
MUG-Ärzten führte: Ende
November wurde die Ärzte-
kammer per Petition expli-
zit aufgefordert, sich an den
Verhandlungen zu beteiligen,
was aber sinnvoll nur mit
Zustimmung des Rektorats
und des MUG-Betriebsrats
erfolgversprechend möglich
ist. Um die Chance einer
guten Lösung zu erhöhen,
wurde mittlerweile die Ab-
stimmung zwischen Wiener
und steirischer Ärztekammer
verstärkt, die Probleme sind ja
an beiden Universitäten sehr
ähnlich.
In Sachen Opt-out scheint
die Lage an der Med Uni
zumindest gespalten. Einer-
seits, so Smolle, gäbe es die
Absicht, „möglichst rasch
von der Notwendigkeit eines
Opting-out wegzukommen“
andererseits gibt es die Idee,
für diejenigen, die sich für das
Opt-out entscheiden, Incen-
tives zu verteilen. Wörtliches
Zitat aus dem Informations-
schreiben des Rektors: „Wenn
jemand Opting-out wählt,
dann gibt es gegenüber der
jetzigen Situation dennoch
die sofortige Erleichterung,
dass die maximale Dienst-
zeit im Zusammenhang mit
einem Journaldienst 25 Stun-
den beträgt und unmittelbar
anschließend eine Ruhezeit
von 23 Stunden einzuhalten
ist“. In der KAGes gibt es
diese Regelung unabhängig
von der individuellen Opt-
out-Entscheidung. Aus gutem
Grund: Sie könnte, so sagen
Juristen, einen Verstoß gegen
das Diskriminierungsverbot
darstellen. Damit wäre sie
gesetzeswidrig.
Insgesamt gesehen ist die Pro-
gnose des Rektors laut sei-
nes zitierten Schreibens eher
dunkelgrau: „Die plötzliche
Reduktion der Arbeitszeit
und ggf. auch noch eine Ab-
wanderung von Universitäts­
ärztInnen würde außerdem
… führen, dass unter dem
täglichen Druck der Patient­
Innenbetreuung die Lehre
und Forschung massiv beein-
trächtigt wären“.
Aus Sicht der Ärztekammer
eine groteske Entwicklung:
„Da wird ein Bundesgesetz
beschlossen, und an den
Universitäten, die ja Einrich-
tungen des Bundes sind, gibt
es die größten Probleme. Das
kann nicht sein“, so Kam-
merpräsident Herwig Lindner
und Vizepräsident Martin
Wehrschütz. Zu erwarten
wäre zudem, „dass eine Medi­
zinische Universität Vorbild
und nicht Nachzügler ist“.
Ordensspitäler
Weniger düster sieht die Lage
beim dritten, großen Spitals­
ärztearbeitgeber, den Ordens-
häusern, aus. Dort erklärte
man sich willig, das Modell
KAGes weitgehend nachzu-
vollziehen.
Die Tücken liegen aber im
Detail: Weil in den letzten
Jahren nicht alle Entwick-
lungen der Arbeitszeitrege-
lungen und Veränderungen
in der Bezahlung vollstän-
dig nachvollzogen wurden,
kann man dort auch nicht das
neue SI-Schema eins zu eins
übertragen – zumindest nicht
ohne unerwünschte Neben-
wirkungen.
Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft
KAGes hat sich unter Einbeziehung des Eigentümers Land mit
der Ärztekammer auf ein neues Dienst- und Besoldungsrecht
geeinigt. Nicht ganz so einfach ist die Situation an der Medizi-
nischen Universität und mit Abstrichen in den Ordensspitälern.
Nicht ohne
Schwierig-
keiten, aber lö-
sungsorientiert:
Die Ordens-
spitäler wollen
die KAGes-
Regelung sinn-
gemäß nach-
vollziehen.
Rektor Smolle:
„Sofortige Er-
leichterung“ für
„Out-optierer“.
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