AERZTE Steiermark | Dezember - page 6

Während KAGes und Land sich der doppelten
Herausforderung des KA-AZG und der Bekämp-
fung der Ärzteflucht mutig stellen, wird an der
Med Uni laviert. Vom Rektorat kommen Briefe,
die offenbar beruhigen sollen, auch der Betriebs-
rat scheint auf Zeit zu setzen – die es nicht gibt.
Viele
Kolleginnen und Kollegen an der Universität
sind zunehmend verunsichert, verärgert und em-
pört. Sie können nicht verstehen, dass sie als Uni-
Bedienstete Ärztinnen und Ärzte zweiter Klasse
sein sollen. Protestmaßnahmen stehen im Raum.
Die Ärztekammer hat sich mehrfach bemüht, die
Zuständigen an der Universität zu mahnen, nicht
nur von Lösungen zu sprechen, sondern Nägel
mit Köpfen zu machen. Ergebnisse sind (noch)
nicht sichtbar.
Hier geht es um faire Arbeitsbedingungen für
die Ärztinnen und Ärzte an der MUG, es geht
aber auch um die MUG selbst. Sie bildet die Ärz-
tinnen und Ärzte (nicht nur) für die Steiermark
aus. 326.000 Euro kostet jeder Absolvent, ein Ab-
schlussjahrgang also an die 200 Millionen Euro.
Da dürfen dann wohl auch die Mittel für dieje-
nigen nicht fehlen, die an der Universität lehren,
forschen und Spitzenmedizin betreiben.
So unentschlossen die MUG-Führung wirkt, man
darf ihr den Schwarzen Peter aber nicht allein
zuschieben. Was wir nicht vergessen dürfen: Der
Bund hat (glücklicherweise, das sei ausdrücklich
festgestellt) dieses Arbeitszeitgesetz gemacht, er
hat auch die Verantwortung dafür, dass es an den
Universitäten gelebt werden kann.
Langfristige Budgetpfade sind keine Ausrede:
Denn die Regeln wurden mit dem KA-AZG ge-
ändert. Also sind auch die Rahmenbedingungen
anzupassen. Alles andere bringt den Medizinuni-
Standort Graz in Gefahr. Unter Druck ist er
schon jetzt.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 34.
Martin Wehrschütz
MUG: Der Bund muss
„seiner“ Uni helfen
kont a
Die von Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl vor
einiger Zeit wieder angestoßene Diskussion um eine
Zusammenlegung der mehr als 22 Sozialversicherungs-
träger offenbart eines der vielen Dilemmata der Ge-
sundheitspolitik: Kaum einer, der sich öffentlich dazu
äußert, kennt sich – so scheint es – wirklich aus.
Ernst zu nehmende Experten behaupten: Eine Zusam-
menlegung bringt faktisch nichts, zumal Einsparungen
beim Personal aufgrund der Dienstverträge mit Kündi-
gungs- und Versetzungsschutz kurz- und mittelfristig
nicht denkbar sind. Überdies lägen die Kosten der Ver-
waltung ohnehin mit zwei bis drei Prozent unter dem
europäischen Schnitt.
Ebenso ernst zu nehmende, andere Experten sprechen
hingegen von möglichen Einsparungen in Milliarden-
höhe. Was stimmt also?
Selbst der heutige Finanzminister Hans Jörg Schelling
fragte sich vor einigen Monaten öffentlich, als er noch
Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversiche-
rungsträger war – also auch ein Experte –, ob drei Ver-
sicherungen besser seien als zehn oder 22 und gab sich
gleich eine sehr ehrliche Antwort: „Ich weiß es nicht.“
Sein Nachfolger als Präsident des Hauptverbandes, Pe-
ter McDonald, glaubt es zu wissen. Er lehnt eine Fusion
wie auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer oder Ge-
sundheitsministerin Sabine Oberhauser ab.
Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass bis heute kei-
ne nachvollziehbare, fundierte Studie über mögliche
Sparpotenziale im Kassenverband auf dem Tisch liegt,
was wiederum die Vermutung nahelegt, dass ganz of-
fensichtlich niemand wirkliches Interesse daran hat, in
den Bereich hineinzuleuchten.
Und so wird das Thema alibihalber alle heiligen Zeiten
– etwa wie jetzt im Vorfeld von Kammerwahlen – als
politische Forderungen aus dem Hut gezaubert - und
dann, wenn die Debatte abgeflaut ist, wieder ad acta ge-
legt. Eine typische österreichische Reformdiskussion.
Walter Müller ist Redakteur beim STANDARD.
Walter Müller
Typisch Österreich
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Ærzte
Steiermark
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