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Ærzte
Steiermark
 || 04|2014
Foto: Schiffer
elga
zum Beispiel eine automati-
sierte Suchunterstützung für
Befunde. Man kann dann
bereits automatisch die Be-
funde in den richtigen Be-
fundordner einfügen, auch in
der richtigen Zeitreihe.
KAGes und Nögus werden das
dann also können, sagen Sie?
Herbek:
Die niederösterrei-
chischen Krankenanstalten
arbeiten ja schon mit einem
CDA-Standard …
…einem niedrigen …
Herbek:
… jetzt noch mit
einem niedrigen Level, der
allerdings auch schon zu ho-
her Zufriedenheit innerhalb
des Verbundes geführt hat.
Auf der anderen Seite arbeiten
alle Krankenhausverbünde
auf einen höheren Level hin.
Wir haben guten Grund zu
erwarten, dass mit dem Start
von ELGA auch schon höhere
Ausprägungsgrade vorhanden
sein werden.
Gehen wir in den extramu-
ralen Bereich: 2016 werden
niedergelassene Ärztinnen
und Ärzte bzw. Apotheken
eine Speicherpflicht haben. Sie
müssen die Daten aber nicht
zugänglich halten, zumindest
nicht außerhalb der Ordina-
tionszeiten. Führt das ELGA
nicht ad absurdum? Schließ-
lich ist die Verfügbarkeit der
Daten ja ein zentrales Argu-
ment.
Herbek:
Das muss man aus-
einanderhalten. Auf der einen
Seite werden niedergelassene
Vertragsärzte den Eintrag mit
ihrer Ärztesoftware in die
zentrale e-Medikationsdaten-
bank vornehmen. Das ist kein
zusätzlicher Aufwand. Diese
Datenbank wird vom Haupt-
verband beauftragt. Weitere
Befunde sind gegenwärtig
nicht vorgesehen, nur Labor-
und radiologische Befunde.
Für weitere Befunde zeigt das
Gesetz nur einen Pfad vor.
Das Sicherheitsargument der
dezentralen Datenspeicherung
ist also für die e-Medikation
nicht zutreffend?
Herbek:
Das darf man nicht
falsch verstehen. Die Gesund-
heitsdaten sind verteilt ge-
speichert. Manche sind im
Rechenzentrum vom Kran-
kenhausverbund A, manche
in dem vom Krankenhaus-
verbund B, manche in einem
großen Labor, manche beim
Hauptverband. Die e-Medi-
kation ist in einer zentralen
Datenbank, das ist richtig.
Aber insgesamt sind die Da-
ten verteilt gespeichert.
Wenn das so wenige Daten
sind, werden vielleicht Infor-
mationen über Allergien, von
denen einen Patient vielleicht
gerne hätte, dass sie der be-
handelnde Arzt kennt, fehlen?
Herbek:
Das würde ich nicht
so apodiktisch sagen. Wenn
sie anamnestisch bekannt
sind, am ehesten aus Entlas-
sungsbriefen von Kranken-
häusern, werden sie auch an-
geführt. Diese Informationen
werden ganz oben stehen und
hervorgehoben werden. Was
im Zuge der Entwicklung
erst Platz greifen muss, ist die
Realisierung eines „patient
summary“, also eine Zusam-
menschau mehrerer Befunde.
Mittel- und langfristig kön-
nen auch Pass-Systeme in
ELGA integriert werden.
Ein Thema, das Ärzte bewegt,
ist die Polyphragmasie. Nun
ist die elektronische Wechsel-
wirkungsprüfung gestrichen.
Waren wirklich 3,9 Millionen
Euro für einen Pilotversuch
notwendig, um herauszufin-
den, dass eine Schlüsselfunk-
tion von ELGA technisch nicht
realisierbar ist?
Herbek:
Das ist eine sehr
zugespitzte Formulierung. Ein
wesentlicher Teil des Pilotpro-
jektes war es, herauszufinden,
wie Krankenhäuser, Ärzte
und Apotheken einer Region
Informationsaustausch pfle-
gen können, den der Patient
beobachtet und an dem er
auch teilnimmt. Es ging pri-
mär um die Zusammenschau.
Wir legen über die Medika-
tions-Historie, die mir ELGA
bringt, ein Expertensystem,
das es bisher schon gab. Es
hat sich gezeigt, dass ein zen-
traler Katalog nicht sinnvoll
ist, weil es schon andere Sy-
steme, teils mit anderen Fein-
einstellungen, gibt. Das hat in-
terferiert und Signale gegeben,
die teilweise Verwirrung her-
vorgerufen haben. Deswegen
wurde entschieden, die Basis
zur Verfügung zu stellen, aber
keine elektronische Prüfung.
Die Entscheidung kann ein
Tool dem verantwortlichen
Arzt nie abnehmen.
Was es nicht zu geben scheint,
ist eine aktuelle Gesamtko-
stenrechnung. Wenn alle Ko-
sten zusammengerechnet wer-
den, Projektkosten, technische
Umsetzung im Bund, in den
ELGA-Bereichen und bei allen
zur Speicherung Verpflichte-
ten, was wird dann bis 2022
herauskommen?
Herbek:
Wir gehen nach wie
vor von den bekannten Grö-
ßenordnungen von etwa 130
Millionen Euro, verteilt auf
acht Jahre, aus. Das beinhaltet
alle zentralen Komponenten,
berücksichtigt die Angaben
der Länder zu den Affinity
Domains, das beinhaltet ei-
nen Ansatz zur Integration
von ELGA-Modulen in Arzt-
praxen, der noch auszuver-
handeln ist.
Dr.
in
Susanne Herbek
promovierte 1984 an der Uni-
versität Wien zur Doktorin
der gesamten Heilkunde. Die
akademische Krankenhaus-
managerin arbeitete nach der
Zuerkennung des ius practi-
candi zunächst als ärztliche
Mitarbeiterin für die Stadt
Wien, als stellvertretende Lei-
terin der Abteilung Medizin
in der Generaldirektion des
Wiener Krankenanstalten-
verbundes, dann kurz als
Beraterin bei Ernst & Young.
Bis August 2001 war Herbek
stell­vertretende Dezernatslei-
terin für Gesundheitsplanung
bei der Landessanitätsdirek-
tion Wien. Von 2001 bis 2005
leitete sie die Sozial- und Ge-
sundheitsplanung in der Be-
reichsleitung für Sozial- und
Gesundheitsplanung sowie
Finanzmanagement
der Geschäftsgruppe Gesund-
heit und Soziales. Ab März
2005 war Dr.
in
Susanne Her-
bek Direktorin der Teilunter-
nehmung Krankenanstalten
der Stadt Wien. Seit 2010 ist
sie Geschäftsführerin
der ELGA GmbH.
ELGA: „Informationsdebakel“
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz übten der
steirische Ärztekammepräsident Herwig Lindner,
Vize Jörg Garzarolli und Präsidialreferent Bayer vor
allem Kritik an der ELGA-Informationspolitik.
Neun Monate vor dem
Start in den Spitälern
fehlten konkrete In-
formationen. Das lie-
ge vor allem daran,
dass es statt seriöser
Sachinformation vor
allem Propaganda und
Ärzte-Bashing gebe.
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