Die Neuregelung des Tätigkeitskataloges, vor
allem für Turnusärztinnen und Turnusärzte, ist
ein erster wichtiger Schritt zur „Attraktivierung“
der ärztlichen Arbeit und damit ein wichtiges
Signal. Aber bei aller Freude sind drei Punkte zu
beachten:
Die Neuregelung kommt sehr spät und löst daher
eher Erleichterung als überschäumende Freude
aus. Man darf also auch nicht mit großer Dank-
barkeit rechnen.
Und es gibt Zweifel: Wie schnell wird sie kom-
men? Wird es begleitend Nachteile geben? Das
Vertrauen der Betroffenen hält sich sehr in Gren-
zen. Eine zügige Umsetzung ist also sehr wichtig.
Und letztlich ist der Tätigkeitskatalog nur eines
von mehreren Teilprojekten. Der gute Wille und
das Engagement aller Beteiligten sind glaubwür-
dig. Wie sehr sie belohnt werden, hängt stark
davon ab, ob es bald gelingt, weitere Ergebnisse
zustande zu bringen.
Auch die Kolleginnen und Kollegen in fachärzt-
licher Ausbildung drängen auf Verbesserungen.
Und schauen sehr genau auf bessere Systeme in
Deutschland und anderswo.
Das Bürokratieproblem betrifft alle Ärztinnen
und Ärzte seit Jahren, ebenso die steigenden Be-
lastungen während der Dienste. Die schlechte
Vereinbarkeit von Beruf und Familie quält alle
Jungen. Karrieren wollen geplant sein. Und wenn
das Einkommen im Vergleich nicht passt, wackelt
alles.
Wir sind es gut angegangen. Am Ziel sind wir,
wenn die Rahmenbedingungen für die bestmög-
liche ärztliche Arbeit insgesamt Realität sind.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 40.
Martin Wehrschütz
Ein guter Start, aber
noch nicht das Ziel
kont a
Das Problem ist vor allem das Kompetenzwirrwarr rund
um die Zuständigkeiten im Gesundheitswesen zwischen
Bund, Ländern, Gemeinden, Sozialversicherungsträgern
usw. Das Gesundheitsministerium schafft es bis heute
nicht, eine zentrale Anlaufstelle für Bedarfserhebung,
Organisation, Finanzierung, Qualitätskontrolle, Aus-
bildung usw. zu sein. Daran hat auch die so genannte
Gesundheitsreform von SPÖ-Gesundheitsminister Alois
Stöger nichts geändert. Es gibt viel zu viele Parallel-
strukturen. Wenn Gesundheitsinitiativen gestartet wer-
den, wie ELGA, die Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung
oder zuletzt die so genannte „Gratis-Zahnspange für
alle bis zum 18. Lebensjahr“, dann sind das durch die
Bank „gesundheitspolitische Mogelpackungen“.
Darüber hinaus spart man am falschen Platz, so ist etwa
die Zahnuntersuchung beim Mutter-Kind-Pass immer
noch nicht eigenführt. Das Ziel der FPÖ ist es, dass mit
den vorhandenen Ressourcen im Gesundheitswesen auf
der Grundlage einer neuen Kompetenzverteilung effizi-
ent umgegangen werden soll. Das bedeutet, weg mit den
Parallelstrukturen, dem Kompetenzwirrwarr und den
verschiedenen Verantwortlichkeiten. Im Sinne der Pati-
entInnen und aller im Gesundheitswesen tätigen Berufs-
gruppen muss es optimale Rahmenbedingungen geben,
die die optimale Gesundheitsversorgung leistbar erhal-
ten und Leistung gleichzeitig auch entsprechend fair
bezahlen können. Vor allem im niedergelassenen Be-
reich sollte man für MedizinerInnen jene Bedingungen
schaffen, dass Ärztinnen und Ärzte auch tatsächlich
ihren verantwortungsvollen Beruf auf einer gesicherten
ökonomischen Basis ausüben können.
Die FPÖ fordert deshalb u. a. eine Kompetenzbereini-
gung im Gesundheitswesen, eine Bündelung der Finan-
zierungskompetenz beim Gesundheitsministerium und
eine Entlastung der Spitalsärztinnen und -ärzte durch
eine Leistungsverlagerung in den niedergelassenen Be-
reich. Weiters: Ärztinnen und Ärzte müssen Ärztinnen
und Ärzte anstellen dürfen, der Abbau administrativer
Belastungen, sowohl im ärztlichen als auch im zahnärzt-
lichen Bereich, gehört forciert und auch die Ausbildung
der Turnusärztinnen und -ärzte gehört angepasst.
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ist Gesundheits-
sprecherin der FPÖ und Mitglied des Nationalrats.
Dagmar Belakowitsch-Jenewein
Gesundheitspolitik
leidet unter Stögers
Mogelpackungen
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Ærzte
Steiermark
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