Ærzte
Steiermark
 || 04|2013
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Foto: PhotoDisc
wirtschaft
&
Erfolg
Gruppenpraxen bergen Chan-
cen – leider ist ihre Gründung
in der Steiermark noch mit
vielen rechtlichen Hindernis-
sen behaftet. Für Kassenärz-
tInnen ist es hierzulande auf-
grund der Vertragslage sogar
noch (fast) unmöglich, diese
Form der Zusammenarbeit
einzugehen. Sie können aller-
dings in einer Gemeinschaft-
spraxis zusammenarbeiten
– hier werden zwar Räum-
lichkeiten und mitunter auch
Teile der Ausstattung geteilt,
die beteiligten ÄrztInnen
bleiben allerdings alleinige
Unternehmer.
In jeder Zusammenarbeit kann
es zu Konflikten kommen. In
Gemeinschaftspraxen sind z.B.
Terminkollisionen möglich,
in Gruppenpraxen Streitig-
keiten über Patienten- oder
Honoraraufteilung. Wie man
mit solchen Unstimmigkeiten
umgeht, kann über Erfolg
oder Misserfolg einer Unter-
nehmung entscheiden. Auf
jeden Fall ist es imKonfliktfall
ratsam, ein/e Organisationsbe-
raterIn bzw. ein/e MediatorIn
zur Rate zu ziehen.
Moderation auslagern
Eine Mediation ist ein struk-
turiertes Verfahren, das in
mehreren Phasen abläuft. Die
Verantwortung für die In-
halte liegt bei den Beteiligten,
die Gesprächsführung beim
Mediationsteam. „Das Eintre-
ten für die eigenen Interessen
und die Achtung auf eine kon-
struktive Gesprächsführung
kann einen ganz schön be-
schäftigen. Insbesondere im
Ob Gemeinschafts- oder Gruppenpraxis
– jede
Zusammenarbeit birgt auch die Gefahr von Kon-
flikten. Ein Mediator kann helfen, diese zu bereinigen.
Konfliktfall führt das rasch
ins Chaos und man verliert
den roten Faden“, erklärt Ger-
hart Fürst, Geschäftsführer
der österreichweit agierenden
Trialogis Organisationsbera-
tung und Mediation. „Da-
her wird in einer Mediation
die Gesprächsführung und
Moderation an eine unbetei-
ligte Person ausgelagert. Da-
bei wird das System aus den
Blickwinkeln aller Beteiligten
betrachtet, Wünsche werden
ausgetauscht und in einem
weiteren Schritt gemeinsam
Lösungen erarbeitet.“
Unausgesprochene
Erwartungen
Laut Fürst ist der fehlende
Austausch von Wünschen zwi-
schen den Beteiligten eines
Systems Hauptursache von
Konflikten. „Um es mit den
Worten des Individualpsycho-
logen Karlheinz Wolfgang zu
sagen, ‚Erwartungen sind ein-
seitige Verträge, von denen
der andere nichts weiß.‘ Wer
unausgesprochen ständig von
anderen etwas erwartet, wird
auch ständig enttäuscht.“ „Das
führt zu Frust und letztlich
zu Ärger, der sich nicht mehr
unterdrücken lässt“, ergänzt
Dr. Nina Schiestl, Mediatorin
bei Trialogis, und weiter: „Oft
sind es kleine Dinge, welche
eine Zusammenarbeit gefähr-
den können.“ So nennt Fürst
das Beispiel einer Gruppen-
praxis dreier Ärzte. Zwischen
den beiden jüngeren kam es
bald zum Konflikt, u.a. um
Mitarbeiterführung, Patienten-
und Honoraraufteilung. Der
Älteste schien davon nicht
betroffen. Im Rahmen der
Mediation stellte sich heraus,
dass die Jüngeren große Er-
wartungen in den älteren Arzt
hatten, ein „Machtwort“ zu
sprechen – nur war sich dieser
dessen überhaupt nicht be-
wusst. Die Erkenntnis führte
zu einer Rollenklärung und
zur Erarbeitung eines Orga-
nisationsplanes, der auch an
die Mitarbeiter­Innen kommu-
niziert wurde. Seitdem läuft
die Kooperation wesentlich
ruhiger und vertrauensvoller
als zuvor.
y
Konflikte sind oft in der Struktur begründet und nütz-
liche Symptome dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Man kann sie konstruktiv für Verbesserungen nützen.
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Vermeiden Sie die Suche nach Schuldigen. Das bindet
Energien und verschlechtert die Stimmung.
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Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe für regelmäßige Team-
besprechungen.
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Laden Sie alle Teamitglieder ein, Punkte für die Tages-
ordnung zu nennen.
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Listen Sie die Sachthemen auf und trennen Sie sie von
Beziehungsfragen.
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Je früher Sie eine offenes Thema ansprechen, umso ra-
scher kann es geklärt werden.
Tipps zur Konfliktbewältigung
„Der größte Nutzen der Me-
diation ist der Zeitgewinn“,
erklärt Fürst, „ermöglicht sie
doch schnelle Ergebnisse, die
von allen Beteiligten mitgetra-
gen werden.“ Auch wirtschaft-
lich ist die Hinzuziehung einer
Mediatorin/eines Mediators
sinnvoll, denn die Kosten
sind in der Regel wesentlich
geringer als der Aufwand für
streitige Verfahren.
Informationen zu Mediation
und Konfliktbewältigung fin-
den Sie unter
oder
Mediation hilft
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