

ÆRZTE
Steiermark
|| 07_08|2017
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niden, also Forellen, Äschen
und Huchen fängt Ritter auf
diese Weise.
So ausschließlich meditativ,
wie Ritter es eingangs ge-
schildert hat, geht das Flie-
genfischen aber nicht immer
vonstatten. Denn um die bes
ten Fischplätze aufzusuchen,
muss er weite Strecken waten,
oft bis zur Hüfte im Wasser.
„Das ist mindestens so an-
strengend wie Bergwandern“,
erklärt er. Trotz – oder gerade
wegen – dieser körperlichen
Anstrengung, gepaart mit ho-
Teich. Allerdings wird dieser
eher zum Baden als zum An-
geln genutzt, die Fische darin
„sind wie Haustiere“ und wer-
den folglich nicht gegessen.
Angelmöglichkeiten als Aus-
gleich zum stressigen Be-
rufsalltag gibt es trotzdem
genügend in der Gegend und
Bernhard Ritter nutzt sie aus-
giebig. Seine Frau ist dann
fürs Einsalzen der gefange-
nen Forellen und Äschen zu-
ständig; das Räuchern über
Buchenholzmehl übernimmt
wieder Ritter selbst. Durch
die Bewirtschaftung des
Hofes ist die Familie nahe-
zu Selbstversorger geworden:
Auf den 2,2 Hektar Grund
gedeihen auch zahlreiche
Obstbäume und es wird Ge-
müse angebaut.
Hühnerfeder für
Fischerfliege
Zudem hält Familie Ritter
(neben Katzen, Meerschwein-
chen und Hasen) knapp 30
Haushühner, darunter ver-
schiedene seltene Arten wie
die reinrassigen Altsteirer-
her Konzentration, bietet ihm
das Fliegenfischen „Rekreati-
on“. Ansonsten begegnet er be-
ruflichen Herausforderungen
mit Humor und der für ihn
typischen Kommunikations-
freude.
Als Primar hat er sich zum
Ziel gesetzt, zufriedene Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter
zu führen. Als Fischer hat
er auch einen Traum: noch
einmal im Norden Kanadas
zu angeln … Aber auf die
Erfüllung ist er bereit, noch
ein paar Jahre zu warten.
Solange die Kinder so jung
sind, dass sie mit auf Urlaub
fahren, wird bezüglich des
Feriendomizils nämlich ein
Kompromiss geschlossen: Auf
den Malediven gefällt es allen
und jedes Familienmitglied
kann seinem eigenen Hob-
by nachgehen. Für Bernhard
Ritter bedeutet das Fischen,
Schnorcheln und Tauchen
sowie sich der Unterwasser-
fotografie zu widmen. Ein
bisschen Meeresbiologie hat
also auch in seinem Leben als
Arzt Platz gefunden.
Hühner. „Von denen gibt es
weltweit nur mehr ein paar
Tausend“, betont Ritter. „Wir
züchten sie – oder besser ge-
sagt: Wir versuchen es. Sie ha-
ben nämlich nur selten Junge.“
Er nimmt es gelassen. Werden
die Hühner alt und legen kei-
ne Eier mehr, erhalten Sie bei
Ritters ihr Gnadenbrot.
Nicht oft, aber manchmal,
nimmt sich Ritter die Zeit
und bastelt selbst eine Fliege
fürs Fischen. Da kommt dann
schon auch einmal eine Feder
vom eigenen Huhn zur An-
wendung. Aber die meisten
Insektenattrappen kauft er
bei Freunden. „Sie dienen
dazu, die Fische zu verfüh-
ren“, erklärt er mit einem
schelmischen Grinsen. Die
„Fliegen“ imitieren Insekten
oder deren Larven und locken
so die Fische an die Wassero-
berfläche. Vor allem Salmo-
SERIE
Arzt im besonderen Dienst
Fotos: beigestellt
„Ich habe mich als Bub gerne in
der Rolle des Fischjägers und
-beobachters gesehen.“
Bernhard Ritter
Bernhard Ritter
und sein Feder-
vieh: vor allem
Hühner, aber
auch Puten …