

ÆRZTE
Steiermark
|| 07_08|2017
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Foto: Harry Schiffer
an die bestehenden Ange-
bote in der jeweiligen Region
angepasst werden“, hatte er
schon 2006 im AERZTE Stei-
ermark-Interview formuliert.
Er weiß auch, dass diese Hal-
tung nicht von allen geteilt
und gelebt wird und sieht das
durchaus kritisch.
Planen mit dem
Unvorhersehbaren
Über die langen Jahre ist der
Planer Harald Gaugg in seiner
Selbsteinschätzung auch im-
mer flexibler – vielleicht auch
anspruchsvoller – geworden.
Planung dürfe nicht nur für
erwartbare Entwicklungen
funktionieren, sondern müs-
se auch das Unvorhersehbare
mit in den Fokus nehmen.
Am Anfang dürfe – nein,
müsse – man „sich Dinge
wünschen“, auch solche, die
mit den vorhandenen tech-
nischen Möglichkeiten (noch)
nicht zu erreichen seien: „Ich
muss Ziele formulieren – was
ist die optimale Versorgung?“
Für ihn gehört dazu, dass es
über kurz oder lang weniger
darum gehen werde, die Men-
schen zur Medizin, sondern
die Medizin zum Menschen
zu bringen. Beim techno-
logischen Fortschritt denkt
Gaugg auch und vor allem an
den, der außerhalb der Me-
dizin stattfindet. „In fünf bis
sechs Jahren wird es selbst-
fahrende Autos geben“, nennt
er ein praktisches Beispiel.
Hubschrauber könnten schon
jetzt auch in der Nacht fliegen.
Demokratie stärken
Natürlich denkt der EDV-
Mann auch an die Entwick-
lungen in der IT, jene, die
es wie Smartphones schon
gibt, und jene, die vielleicht
erst kommen werden. Dass
Gesundheitsdaten immer
mehr in Clouds, also auf den
Servern anderer Leute, wie
es ein kritischer IT-Experte
vor kurzem formuliert hat,
verfügbar sind, weiß er. Und
sieht auch keinen „way of re-
turn“, will ihn auch nicht.
Datenschutz sei nicht über
die Nichtnutzung der mög-
lichen Technologien herzu-
stellen, sagt er, der auch an
der Entwicklung von ELGA
wesentlich mitgetragen hat.
Und wird dabei durchaus
ideologisch: Nur über die
Stärkung der Demokratie sei
Datenschutz herstellbar. Die
Menschen müssten die Kon-
trolle über die eigenen Daten
haben und behalten.
Für seine Person hat Harald
Gaugg auch noch keine end-
gültige Entscheidung getrof-
fen. Das will er ihm Herbst
tun. Dass er nur privatisieren
wird, ist aber eher unwahr-
scheinlich.
„Ich wollte meinen Pensionsantritt
selbst bestimmen.“
Harald Gaugg
GESUNDHEITSPOLITIK