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ÆRZTE
Steiermark
|| 07_08|2017
GESUNDHEITSPOLITIK
MARTIN NOVAK
Am Anfang war die EDV.
Harald Gaugg war EDV-Lei-
ter im Bundeskanzleramt und
dort für hochsensible EDV-
Netzwerke zuständig. Weil
Kanzleramtsminister Franz
Löschnak die Gesundheits
agenden übernahm, verschlug
es den diplomierten IT-Fach-
mann ins Gesundheitswesen.
Bei Löschnaks Nachfolger
Harald Ettl wurde Gaugg
nicht nur dessen Büroleiter,
sondern auch Leiter der für
die Planung zuständigen Sek-
tion im Ministerium. Aus
dem EDV-Fachmann Harald
Gaugg wurde der Gesund-
heitsplaner und Sektionschef
Harald Gaugg.
Weil er unter Ministerinnen
und Ministern aus drei Par-
teien (SPÖ, ÖVP, FPÖ) der
entscheidende Gesundheits-
planer blieb, entstand der My-
thos Gaugg – eines Mannes,
der mit allen Parteien kann,
auch wenn er durchaus eine
Fast drei Jahrzehnte
lang war Harald Gaugg an allen
Planungen im österreichischen Gesundheitssystem
entscheidend beteiligt. Nun ging er in Pension.
Gut geplant natürlich.
politische Gesinnung hatte
und hat. „Nur einen grü-
nen Minister hatte ich nie“,
scherzt er. Was nicht ver-
wunderlich ist, da es bis-
her keinen grünen Minister
gab. Nach den weiteren SPÖ-
Zuständigen für Gesund-
heit, Michael Ausserwink-
ler (gebürtiger Kärntner wie
Gaugg) und Christa Kram-
mer, folgten Reinhart Waneck
als FPÖ-Staatssekretär für
Gesundheit, FPÖ-Gesund-
heitsminister Herbert Haupt
und Gesundheitsministerin
Maria Rauch-Kallat (ÖVP).
Gaugg war zuständig für die
Implementierung der Leis-
tungsorientierten Kranken-
anstalten finanzierung (LKF),
den Krankenanstaltenplan
und den ersten Österreichi-
schen Strukturplan Gesund-
heit sowie die Einführungen
der Gesundheitsplattformen
und des Gesundheitsfonds in
Österreich.
Unter dem steirischen Ge-
sundheitslandesrat Helmut
Hirt durfte er seine Pla-
nungen selbst leben. Der holte
Harald Gaugg 2006 aus Wien
in die Steiermark, als Ge-
schäftsführer des steirischen
Gesundheitsfonds. Da ging es
wieder um Aufbauarbeit. Wo-
bei Gaugg rasch eine gleich-
berechtigte Doppelgeschäfts-
führung mit einem Vertreter
des Landes und einem der
GKK installierte – eine Kon-
zeption, die es bis heute nur
in der Steiermark und in
Kärnten gibt. Seine GKK-
Pendants waren zuerst Sieg-
fried Marchel und dann Gert
Klima.
Teilrücktritt vor
einem Jahr
Mit Ende Juni 2017 ging der
1954 geborene Gaugg in Pen-
sion. „Geplant“, wie er betont.
Er wollte nicht warten, bis
ihm der Rücktritt nahegelegt
wird, sagt er. Und: Drei Jahr-
zehnte war er durchgehend
unmittelbar der Politik unter-
stellt gewesen. Eine wegen der
damit verbundenen perma-
nenten Verfügbarkeit durch-
aus „anstrengende“ Rolle, die
den Pensionsantritt im Alter
von 63 Jahren durchaus recht-
fertige. Als schmerzhaft emp-
finde er ihn deswegen nicht,
weil er die Geschäftsführung
im Gesundheitsfonds bereits
2016 zurückgelegt hatte und
sich damit aus dem opera-
tiven Geschäft zurückgezogen
und nur mehr als Stratege
gearbeitet habe.
Seinem Credo ist er immer
treu geblieben: integrierte Pla-
nung, immer über die Gren-
zen zwischen intramural und
extramural hinweg. „Ich weiß
nicht, ob ich ein intramu-
rales oder ein extramurales
Bauchweh habe“, begründet
er diese Überzeugung aus
Patientensicht. Ein zweiter
Punkt ist ihm ähnlich wich-
tig: keine starre top-down-
Planung, sondern immer die
Berücksichtigung regionaler
Ressourcen. „Modelle müssen
Gaugg-Interview 2006:
Integrierte Planung und
Nutzung regionaler Ressourcen
war dem Planer schon beim Start
in der Steiermark wichtig.
Gaugg-Abgang, gut geplant