Previous Page  22 / 60 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 60 Next Page
Page Background

22

ÆRZTE

Steiermark

 || 07_08|2017

GESUNDHEITSPOLITIK

MARTIN NOVAK

Am Anfang war die EDV.

Harald Gaugg war EDV-Lei-

ter im Bundeskanzleramt und

dort für hochsensible EDV-

Netzwerke zuständig. Weil

Kanzleramtsminister Franz

Löschnak die Gesundheits­

agenden übernahm, verschlug

es den diplomierten IT-Fach-

mann ins Gesundheitswesen.

Bei Löschnaks Nachfolger

Harald Ettl wurde Gaugg

nicht nur dessen Büroleiter,

sondern auch Leiter der für

die Planung zuständigen Sek-

tion im Ministerium. Aus

dem EDV-Fachmann Harald

Gaugg wurde der Gesund-

heitsplaner und Sektionschef

Harald Gaugg.

Weil er unter Ministerinnen

und Ministern aus drei Par-

teien (SPÖ, ÖVP, FPÖ) der

entscheidende Gesundheits-

planer blieb, entstand der My-

thos Gaugg – eines Mannes,

der mit allen Parteien kann,

auch wenn er durchaus eine

Fast drei Jahrzehnte

lang war Harald Gaugg an allen

Planungen im österreichischen Gesundheitssystem

entscheidend beteiligt. Nun ging er in Pension.

Gut geplant natürlich.

politische Gesinnung hatte

und hat. „Nur einen grü-

nen Minister hatte ich nie“,

scherzt er. Was nicht ver-

wunderlich ist, da es bis-

her keinen grünen Minister

gab. Nach den weiteren SPÖ-

Zuständigen für Gesund-

heit, Michael Ausserwink-

ler (gebürtiger Kärntner wie

Gaugg) und Christa Kram-

mer, folgten Reinhart Waneck

als FPÖ-Staatssekretär für

Gesundheit, FPÖ-Gesund-

heitsminister Herbert Haupt

und Gesundheitsministerin

Maria Rauch-Kallat (ÖVP).

Gaugg war zuständig für die

Implementierung der Leis-

tungsorientierten Kranken-

anstalten finanzierung (LKF),

den Krankenanstaltenplan

und den ersten Österreichi-

schen Strukturplan Gesund-

heit sowie die Einführungen

der Gesundheitsplattformen

und des Gesundheitsfonds in

Österreich.

Unter dem steirischen Ge-

sundheitslandesrat Helmut

Hirt durfte er seine Pla-

nungen selbst leben. Der holte

Harald Gaugg 2006 aus Wien

in die Steiermark, als Ge-

schäftsführer des steirischen

Gesundheitsfonds. Da ging es

wieder um Aufbauarbeit. Wo-

bei Gaugg rasch eine gleich-

berechtigte Doppelgeschäfts-

führung mit einem Vertreter

des Landes und einem der

GKK installierte – eine Kon-

zeption, die es bis heute nur

in der Steiermark und in

Kärnten gibt. Seine GKK-

Pendants waren zuerst Sieg-

fried Marchel und dann Gert

Klima.

Teilrücktritt vor

einem Jahr

Mit Ende Juni 2017 ging der

1954 geborene Gaugg in Pen-

sion. „Geplant“, wie er betont.

Er wollte nicht warten, bis

ihm der Rücktritt nahegelegt

wird, sagt er. Und: Drei Jahr-

zehnte war er durchgehend

unmittelbar der Politik unter-

stellt gewesen. Eine wegen der

damit verbundenen perma-

nenten Verfügbarkeit durch-

aus „anstrengende“ Rolle, die

den Pensionsantritt im Alter

von 63 Jahren durchaus recht-

fertige. Als schmerzhaft emp-

finde er ihn deswegen nicht,

weil er die Geschäftsführung

im Gesundheitsfonds bereits

2016 zurückgelegt hatte und

sich damit aus dem opera-

tiven Geschäft zurückgezogen

und nur mehr als Stratege

gearbeitet habe.

Seinem Credo ist er immer

treu geblieben: integrierte Pla-

nung, immer über die Gren-

zen zwischen intramural und

extramural hinweg. „Ich weiß

nicht, ob ich ein intramu-

rales oder ein extramurales

Bauchweh habe“, begründet

er diese Überzeugung aus

Patientensicht. Ein zweiter

Punkt ist ihm ähnlich wich-

tig: keine starre top-down-

Planung, sondern immer die

Berücksichtigung regionaler

Ressourcen. „Modelle müssen

Gaugg-Interview 2006:

Integrierte Planung und

Nutzung regionaler Ressourcen

war dem Planer schon beim Start

in der Steiermark wichtig.

Gaugg-Abgang, gut geplant