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ÆRZTE

Steiermark

 || 07_08|2017

dann relativ spontan.“ Vieles,

was danach folgen sollte, sei

Zufall gewesen, meint er heu-

te. Und das, obwohl er sich

durchaus als zielstrebig cha-

rakterisiert.

Die Interne Medizin hatte

Ritter schon im Studium

fasziniert, insbesondere auf-

grund ihrer Vielfalt. „Man

muss kreativ denken, auch

einmal grübeln, um zu einer

Diagnose zu kommen.“

Dass er dann ausgerechnet

Kardiologe geworden ist –

und nicht Gastroenterologe

oder praktischer Arzt, wie

es ebenso seinen Interessen

entsprochen hätte –, hat sich

aus seinem beruflichen Wer-

degang ergeben: Nach dem

Turnus arbeitete Ritter fünf

Jahre als Stationsarzt an der

IV. Med am Uniklinikum,

bevor er einen Facharzt-Aus-

bildungsplatz bekam. Da-

nach wurde er im Jahr 2009

Oberarzt am Department für

Kardiologie und Intensivme-

dizin im LKH Graz-West und

absolvierte entsprechende

U. JUNGMEIER-SCHOLZ

„Ich stehe direkt im Element

der Fische, spüre den Druck

des Wassers und die Strö-

mung …“ Wenn Bernhard

Ritter über seine Passion, das

Fliegenfischen, spricht, tut

er das so lebendig und an-

schaulich, dass man sich al-

lein beim Zuhören entspannt.

Und natürlich vor dem geis­

tigen Auge Brad Pitt im Film

„Aus der Mitte entspringt ein

Fluss“ vor sich hat. „Fliegen-

fischen hat etwas Meditatives

an sich“, betont Ritter. Dass es

inzwischen in Mode gekom-

men ist und wie Golf oder

Gleitschirmfliegen ein Status-

symbol, lässt ihn so kalt wie

eine Forelle im Bach. Denn er

hat die Leidenschaft schon als

kleiner Bub verspürt. Noch

nicht unbedingt die zum Flie-

genfischen, aber die zum An-

geln generell. „Ich bin auch

heute noch ein begeisterter

Allroundfischer.“

Mit drei Jahren schon hat ihn

das Wasser magisch angezo-

gen. Es hatte etwas Geheim-

nisvolles an sich, weil es nicht

so einfach preisgibt, was sich

unter der Oberfläche tut. Zu-

dem ist es voller spannender

Lebewesen. „Ich habe mich

als Bub gerne in der Rolle des

Fischjägers und -beobachters

gesehen.“ In jeden Bach muss-

te Ritter sofort hineinsteigen,

noch ohne Wathose – und

ohne Bedenken. Manchmal

blieb es nicht beim Bach:

„Mit fünf Jahren bin ich bei

Zusatzausbildungen für Kar-

diologie und Internistische

Intensivmedizin. Ab 2014 lei-

tete Ritter dann die Intensiv-

station; seit Mai dieses Jahres

führt er die Abteilung für

Innere Medizin am LKH in

Wagna. Womit er wieder zur

faszinierenden Vielseitigkeit

der Inneren Medizin zurück-

gekehrt ist …

Ruhe zwischen

Job und Familie

Entspannung und Ruhe findet

er beim Fischen, insbesonde-

re beim Fliegenfischen: am

Muroberlauf, an der Steyr,

aber auch in Bosnien. Um so

viel wie möglich bei seiner

Familie zu sein – Sohn Maxi-

milian ist 12 Jahre alt, Tochter

Sophie zehn –, geht er derzeit

meist nur tageweise seinem

Hobby nach. Für das Fischen

interessiert sich nämlich nie-

mand sonst in der Familie,

aber die Liebe zur Natur eint

die Ritters. Daher zogen sie

vor fünf Jahren von Graz

aufs Land, auf einen kleinen

Bauernhof in der Nähe von

Gleisdorf – samt eigenem

einem Meerurlaub mit mei-

nen Eltern in Dubrovnik zwi-

schen den Klippen ins Meer

gestürzt, ohne schwimmen

zu können. Hätte mich nicht

zufällig rechtzeitig jemand

herausgefischt, säße ich heute

nicht hier.“

Nicht Vet, aber Med

Im Laufe der Jahre hat der

nun 47-jährige Ritter selbst

viele Menschenleben gerettet,

die auf der K(l)ippe standen:

auf der kardiologischen In-

tensivstation im LKH Graz-

West. Da aus seinem Wunsch,

Meeresbiologe oder Tierfor-

scher in Afrika zu werden,

nichts geworden ist (zu unre-

alistisch), suchte er nach der

Matura nach einer anderen

Berufung. Ritters Vater und

Großvater waren Juristen ge-

wesen, aber diese Profession

hat ihn nie gereizt. Kurz über-

legte er, Veterinärmedizin zu

studieren, „aber da konzen-

triert man sich zu sehr auf

das Pathologische im Tier“.

Also nicht Vet, aber trotzdem

Med. „Die Entscheidung zum

Humanmedizinstudium fiel

SERIE

Arzt im besonderen Dienst

Der die Fische verführt

Die Faszination am

Wasser und den Fischen liegt Primar

Bernhard Ritter im Blut: als Tierbeobachter, aber auch als

Fischer. Wobei er durchaus schon Federn seiner eigenen

Hühner zum Basteln einer Fliege verwendet hat.

„Man muss kreativ denken, auch

einmal grübeln, um zu einer

Diagnose zu kommen.“

Bernhard Ritter, Internist