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ÆRZTE
Steiermark
|| 11|2014
FORTBILDUNG
Foto: Schiffer
Plus 100 beim Grazer Impftag
Über 200 ÄrztInnen
sowie zahlreiche Apothe
kerInnen brachten sich in Sachen Epidemiologie
und Impfung auf den neuesten Stand.
„Qualität setzt sich eben
durch“, zeigt sich der Impfre-
ferent der steirischen Ärzte-
kammer, MR Jörg Pruckner,
sichtlich mit der Veranstaltung
zufrieden, die am 18. Okto-
ber im Grazer Hotel Paradies
stattgefunden hat. Ziel des seit
einigen Jahren stattfindenden
Grazer Impftages ist es, auch
im Süden Österreichs kom-
primierte Fortbildung zu den
Themen Epidemiologie und
Impfung anzubieten – und die
rege Inanspruchnahme gibt
den Veranstaltern rund um
Univ.-Prof. Werner Zenz, Lei-
ter der Forschungseinheit für
Infektiologie und Vakzinologie
an der Universitätskinderkli-
nik Graz, Recht: Heuer nah-
men rund 240 ÄrztInnen und
ApothekerInnen teil, ganze
100 mehr als noch im Vorjahr.
Die Grenzen der Vorsorge be-
leuchtete Pruckner zu Beginn
des Tages und plädierte da-
für, die Vielzahl der einzelnen
Vorsorgeprogramme einerseits
zwar zusammenzufassen, sie
inhaltlich zu optimieren – und
zwar alters- und auch bedarfs-
gerechter: „Man muss sich
nicht wundern, wenn die Pa-
tienten auf die Apelle nach
zig Vorsorgeuntersuchungen
eigentlich immer weniger mo-
tiviert reagieren. Viele haben
einfach genug davon, dort und
da und auch noch da drü-
ben zur Vorsorge gehen zu
sollen, zumal sie oft mit dem
mahnend erhobenen Finger
geschickt werden. Und was
tun diese Menschen dann? Sie
gehen nirgendwo mehr hin –
auch nicht zu den wichtigsten
Terminen“. Sinnvoller wäre
doch, alle paar Jahre zu einer
Vorsorgeuntersuchung einzu-
laden und diese dann so zu
gestalten, dass z.B. die jewei-
ligen altersspezfischen Risiken
besser abgedeckt sind, meinte
Pruckner. „Dabei gibt es aber
durchaus Bereiche, in denen es
wichtig wäre, mehr Vorsorge
zu betreiben – denken wir nur
an das fast schon endemische
Auftreten von Depressionen
und Burnout-Erkrankungen.
Da hat die Vorsorge bei uns
noch einen blinden Fleck.“
Im weiteren Verlauf referierte
der steirische Impfdoyen In-
gomar Mutz über die Neue-
rungen des österreichischen
Impfplans, Jan Leidel, der Vor-
sitzende der deutschen Stän-
dige Impfkommission (STI-
KO) referierte die Unterschiede
des Impfwesens in Österreich
und Deutschland: Interessant
– und nachahmenswert: In
Deutschland zahlen die Kran-
kenkassen alle Impfungen, die
von der STIKO empfohlen
werden, als Pflichtleistung.
Michael Kundi vom Institut
für Umwelthygiene der Med-
uni Wien referierte über die
HPV: Die Studien aus Austra-
lien und Neuseeland,
in denen schon län-
gere Zeit im groß-
en Maßstab gegen
HPV geimpft wird,
belegen, dass an der
infektionseindämm
enden Wirkung kei-
nerlei Zweifel beste-
hen kann.
Herwig Kollaritsch
vom Institut für spe-
zifische Prophylaxe
und Tropenmedizin der Medu-
ni Wien beleuchtete den letzten
Stand in Sachen Auffrischung
bei der Impfung gegen He-
patitis A und B: Der Titer bei
Auffrischungen erweist sich als
bemerkenswert langanhaltend.
Einen hochgradig speziali-
sierten Input brachte Markus
Seidel von der Klinischen Ab-
teilung für Pädiatrische Häma-
tologie/Onkologie der Meduni
Graz ein: Bei immunsupri-
mierten Kindern sei vor allem
auf die gravierenden Unter-
schiede zwischen Lebend- und
Totimpfstoffen zu achten. Er
plädierte auch dafür, im Zwei-
fel durchaus mit dem immun-
suprimierenden behandelnden
Facharzt Rücksprache zu hal-
ten, denn bei leichteren Thera-
pien wie zum Beispiel im Fall
von Rheuma, könne durchaus
geimpft werden.
Über die Möglichkeit der in-
tranasalen Impfung gegen
Influenza mit einem – rela-
tiv teuren – Lebendimpfstoff
berichtete Johannes Pleiner-
Duxneuner von AstraZeneca.
Georg Steindl von der AGES
referierte die Epidemiologie
invasiver Meningokokkener-
krankungen in Österreich: Seit
2009 sinkt die Anzahl der
laborbestätigten Fälle, in den
letzten beiden Jahren auf rd.
55 pro Jahr, wobei die Letalität
zwischen 7 und immerhin 11
Prozent liegt.
Zum Abschluss vertiefte
Werner Zenz das Thema mit
Fokus auf Meningokokken der
Gruppe B auch anhand eines
aktuellen Fallbeispiels das
zeigte, wie rasant der Krank-
heitsverlauf ist und welches
Risiko sich daraus ergibt, auch
wenn alle Beteiligten rasch und
sachkundig reagieren.
„Programmchef “
Werner Zenz
(oben), Impftag-
Initiator MR Pruck-
ner, Rektor Smolle
(links)
240 Besucher beim Grazer Impftag – 100 mehr als im letzten Jahr.