AERZTE Steiermark 09 | 2014 - page 17

Ærzte
Steiermark
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nachruf
Fotos: Schiffer, Jungwirth, Ärztekammer, R. Apostel,
„Richard Piaty war eine außer-
gewöhnliche Arztpersönlichkeit
mit standes- und gesundheitspoli-
tischem Weitblick.
Neben der Standespolitik war er auch in
der Landes- und Bundespolitik erfolgreich
aktiv. Wir gedenken eines herausragenden
Menschen, hervorragenden Arztes und lang-
jährigen und geschätzten Funktionärs der
Ärztekammer Steiermark, voller Hochach-
tung, Freundschaft und Trauer.“
Herwig Lindner, Präsident
der Ärztekammer Steiermark
„Zurückblickend auf jahrzehnte­
langes gesellschaftliches und
standespolitisches Wirken war
Präsident Piaty für uns – damals
Jungen – ein großes Vorbild, was die Festig-
keit im Glauben und der Weltanschauung
ausmachte. Er ließ sich von seinen Idealen,
trotz mancher heftiger Kritik, nicht abbrin-
gen und zeigte uns, wie man seinen Glauben
und seine Weltanschauung weiterträgt, bis
uns der Herrgott in die Ewigkeit abberuft.“
Walter Dorner, Präsident der Österreichischen
Ärztekammer von 2007 bis 2012
„Als unmittelbarer Nachfolger habe
ich naturgemäß ein zwiespältiges
Verhältnis zu Richard Piaty ge­
habt. Er war für uns Junge damals
Gegner und Vorbild zugleich. Als Vertreter der
Turnusärzte habe ich in Piatys letzter Funkti-
onsperiode als steirischer Präsident so manche
Sträuße mit ihm ausgefochten. Und dennoch:
Piaty war – als unbeugsamer Charakter – ein
bedingungsloser Kämpfer für die notwendige
ärztliche Unabhängigkeit, der notwendige
Mann zu seiner Zeit.
Als Präsident der ÖÄK war er ein Boll-
werk gegenüber der absoluten Mehrheit der
Kreisky-Regierungen. Schon in den 70er-
Jahren wollte die Politik das Land mit Am-
bulatorien versorgen und einer unabhängigen
niedergelassenen Ärzteschaft den Boden
entziehen. Die Ärztekammer hielt dagegen.
Auch seine Vorschläge für eine moderne
Spitalsversorgung des Landes waren – wenn
auch unpopulär – richtungsweisend. Er hat
schließlich mehrfach das abgewehrt, was jetzt
mit Versorgungszentren, Bürokratiekontrolle
und Disease-Management eingeführt wird:
Verstaatlichung. Jetzt blüht uns eine direktive,
programmierte und durch ELGA gläserne
Medizin. Dies muss er nicht mehr miterleben.“
Wolfgang Routil, Präsident der Ärztekammer
Steiermark von 1989 bis 2003 und 2007 bis 2012
Immer Arzt
Fast drei Jahrzehnte
war er sein
ärztepolitischer Gegner und Part-
ner: Helmut Hammer erinnert sich
an Richard Piaty.
Selbst neun Jahre älter als
Richard Piaty ist er ihm 1965
erstmals begegnet, als Ob-
mann des konkurrierenden
Ärztebundes: „Er war eine
markante Persönlichkeit, das
zeigt sich schon daran, dass
er fast 30 Jahre die steirische
Ärztekammer geprägt hat“,
sagt Helmut Hammer, längst pensionierter
Obermedizinalrat. In Sachfragen gab es wenig
Widerspruch, als es darum ging, die Funkti-
on des österreichischen Ärztekammerpräsi-
denten zu erlangen, brauchte Piaty Hammers
Unterstützung und fand sie auch für lange Zeit.
Begonnen habe Piatys ärztepolitische Lauf-
bahn als Sprecher des Mittelbaus, da bereits
kam ihm seine exzellente Rhetorik zugute, um
die er auch gewusst hat. Zwei große politische
Themen haben die Ära Piaty ausgemacht. Das
erste war der Kampf für den freien Arztbe-
ruf, Kontrahent waren da vor allem die So-
zialversicherungen. Markantes Ereignis: der
gewonnene „Ambulanz-Prozess“, mit dem
man die flächendeckende Schaffung von Kas-
senzahnambulatorien auf dem Gerichtsweg
weitgehend eindämmte.
Ein zweites war die Schaffung des Wohlfahrts-
fonds – vor allem zur Absicherung der nieder-
gelassenen Ärzte, die zuvor keine organisierte
Absicherung hatten. „Schon damals glaubte
er an ein Drei-Säulen-Modell der Pensions-
vorsorge“, erzählt Hammer. Auch in der Zeit
Piatys entstanden: der Ärztenotdienst in Graz.
Was Richard Piaty ausgemacht hat? „Er war
ein exzellenter intellektueller Kopf, besaß eine
breite Allgemeinbildung und schöpfte aus
einem großen historischen Fundus.“ Bisweilen
habe er aber schon mit seiner schieren Körper-
größe beeindrucken können. Was der „homo
politicus“ Piaty aber nie gewagt habe, war „der
Sprung in die offene Profi-Politik“.
Was aber sein Gutes hat, so Hammer: „Richard
Piaty war immer auch Arzt, das vergisst man
leicht.“
Helmut
Hammer
er seinen Kernberuf Arzt nicht
nur nie aus dem Auge verloren,
sondern immer im Zentrum
gesehen hat. Piaty war von
1968 bis 1992 Primar an der
Medizinischen Abteilung des
LKH Fürstenfeld und ab 1988
bis zu seiner Pensionierung
ärztlicher Leiter des Kranken-
hauses. Bis zum 75. Lebensjahr
führte er seine internistische
Praxis in Fehring.
Die Ärztekammer Steiermark
bedankt sich auf diesem Weg
für seinen unermüdlichen Ein-
satz im Dienste der Standes-
vertretung und möchte seiner
Familie ihr tiefes Mitgefühl
aussprechen.
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