AERZTE Steiermark 09 | 2014 - page 14

14
Ærzte
Steiermark
 || 09|2014
serie
Arzt im besonderen Dienst
„Abgetaucht“
in den Zweitberuf
Mit „Abgetaucht“ hat
Dr. Constanze Dennig, Grazer Fachärztin für
Psychiatrie und Neurologie, ihren ersten Kriminalroman veröffentlicht.
Neben einem Therapiezentrum leitet sie zudem das Theater am Lend und
produziert erfolgreich eigene Bühnenstücke.
Daniel Rebernegg
Eine Ausbildung an der
Münchner Hochschule für
Film und Fernsehen war
ihr eigentliches Ziel. Doch
Constanze Dennig folgte
dem Wunsch ihrer Eltern,
die sich eine „anständige
Ausbildung“ für ihre Tochter
wünschten. „Dass es dann
ausgerechnet ein Medizin-
studium wurde, war aber
eher Zufall“, gibt sie heute
zu. Ein Freund empfahl ihr
damals, sich auf der MedUni
Wien zu inskribieren, um
ihre Eltern vorerst zufrie-
denzustellen. „Irgendwie fiel
ich dann aber von einem ins
andere.“ So blieb Dennig bei
ihrem Studium, ohne ihren
eigentlichen Traum aus den
Augen zu verlieren.
Während ihrer Fachausbil-
dung schaffte sie es sogar,
beides erfolgreich in einem
Theater für Menschen in psy-
chiatrischer Behandlung zu
kombinieren. „Die Musik
schafft den Zugang zum Pati-
enten und so wird das Ganze
zu einer sozialen Begleitthera-
pie“, erklärt sie ihre damalige
Methode.
Den Spagat zwischen ihrem
Erst- und ihrem Zweitberuf,
wie sie selber sagt, meistert
die passionierte Schriftstelle-
rin mit Leichtigkeit: „Psychi-
atrie und Neurologie haben
viel mit dem Theater zu tun.
Die Menschen, ihre Ausdrü-
cke, ihre Geschichten und
die Hintergründe, das passt
schon sehr gut zusammen.“
Bis heute hat Dennig an die
20 Bühnenproduktionen ge-
schrieben, die unter anderem
im Kunsthaus, im Schau-
spielhaus oder im Literatur-
haus aufgeführt wurden. Seit
Oktober 2007 hat Dennig
sogar ihre eigene Spielstätte:
Zusammen mit Edith Draxl
von uniT, dem Verein für
Kultur an der Karl-Franzens
Universität, gründete sie das
Theater am Lend. „Die einen
haben einen Porsche in der
Garage stehen und ich habe
dafür mein eigenes Theater“,
schmunzelt Dennig.
Die Dramatikerin schreibt
seit einiger Zeit aber auch Ro-
mane: „Im Gegensatz zu Bü-
chern werden Theaterstücke
x-fach geändert und sind mit
hohem organisatorischem
und finanziellem Aufwand
verbunden. An einem Buch
kann ich vollkommen alleine
arbeiten, was manchmal auch
eine nette Abwechslung ist.“
Es gibt auch einige Gemein-
samkeiten beim Schreiben
von Romanen und Theater-
produktionen, vor allem das
Finden attraktiver, fesselnder
Charaktere ist für beide Sei-
ten entscheidend: „Hat man
die Figuren gefunden und
so kennengelernt, dass man
weiß, wie sie in gewissen
Situationen handeln würden,
geht das Schreiben leicht von
der Hand.“
In ihrem Roman „Abge-
taucht“ hat sich die Autorin
vorerst in bekannten Milie-
us bewegt: eine Psychiaterin,
die einen Todesfall aufdeckt,
indem sie sich in die Wiener
Theaterszene begibt. Ähnlich-
keiten zum wahren Leben?
Geplant! „Natürlich fällt es
leichter, wenn man über ei-
nen Bereich schreibt, den
man praktisch auswendig
kennt. Hätte ich einen Ro-
man über einen Rechtsanwalt
verfasst, wäre viel mehr Re-
cherche- und Hintergrund-
arbeit nötig gewesen.“ Ne-
ben ihrem Berufsweg haben
Dennig und Dr. Liebekind-
Spanneck, die Heldin im Ro-
man „Abgetaucht“, allerdings
nur wenige Ähnlichkeiten.
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...64
Powered by FlippingBook