AERZTE Steiermark 06 2014 - page 17

Ærzte
Steiermark
 || 06|2014
17
Fotos: beigestellt
ne Frau kennen, eine Ober­
österreicherin“, erzählt Unger.
Über Linz, wo seine Frau als
Neuroradiologin und er als
Neurologe arbeiteten, führte
die beiden der berufliche Weg
weiter nach Graz. Hier wech-
selte ao. Univ.-Prof. Frank Un-
ger auf die Neurochirurgie
zu Univ.-Prof. Gerhard Pendl,
habilitierte sich und war bis
zuletzt Leitender Oberarzt des
Gamma Knife. Heute ist er
als Intensivmediziner in For-
schung und Lehre im Einsatz.
Im einst ostdeutschen Sach-
sen-Anhalt hatte Frank Un-
gers Großvater eine Land- und
Forstwirtschaft. „Der Traum
meines Vaters, den ehema-
ligen Besitz wiederzubekom-
men, ging nach dem Ende
der DDR weitestgehend in
Erfüllung“, freut sich Unger:
„Es hat dann einige Jahre ge-
dauert, bis es so weit war, und
wir etwa eine Autostunde ent-
fernt liegende Grundstücke
(leider mit vielen Splitterflä-
chen) zugeteilt bekommen
haben. Wir arbeiten ständig
an einer Arrondierung durch
Zukäufe.“ Das eine Anwesen
mit 60 Hektar Wald (vorwie-
gend Fichtenbestände) und
90 Hektar, meist verpachteter
landwirtschaftlicher Flächen,
liegt im Harz im Mittelge-
birge. Das andere ist ein 220
Hektar großer Besitz in der
Dübener Heide in Martin Lu-
thers Heimat, davon 5/6 Forst-
wirtschaft (vorwiegend Kiefer)
und 1/6 Landwirtschaft, die
ebenfalls noch verpachtet ist,
mit einem 160 Hektar großen
Eigenjagdrevier mit Rotwild,
Rehwild, Schwarzwild, Hasen
und gelegentlich gesichteten
Wölfen.
Dass Frank Unger damit
Forstwirt, Landwirt und Jä-
ger in einem ist, erleichtert
sein Verständnis für die oft
gegensätzlichen Anliegen. Im
Vordergrund steht für ihn
aber die Holznutzung und
Waldbewirtschaftung, bei der
ihn Förster der staatlichen
Forstbehörde auf Vertrags-
basis unterstützen. So hat er
in seinen Nadelholz-Wäldern
bereits kleine, zum Schutz
vor dem Wild eingezäunte,
Inseln mit Buchen und Ei-
chen bepf lanzt, gleichsam
als Initialzündung für eine
natürliche Mischwaldent-
wicklung. Stolz erklärt er an
Hand von Fotos, wie eine
„von Forstfrevlern“ abgeholzte,
brachliegende und verunrate-
te Fläche freigemacht und in
mühseliger Arbeit aufgeforstet
wurde: „Von Hand haben wir
hier im vorigen Herbst 55.000
Roteichen gepflanzt. Diese
sind sehr resistent gegen Tro-
ckenheit und wachsen schnell.
Auf kleineren, früher ange-
legten Versuchsflächen, sind
die Roteichen-Pf lanzungen
in zehn Jahren fünf Meter
hoch geworden.“ Dass diese
sehr dicht, im 30 Zentimeter
Abstand gepflanzten Bäum-
chen später einmal in einem
weiteren Arbeitsschritt radi-
kal gelichtet werden müssen,
erwähnt Frank Unger so ne-
benbei.
Der Zeitaufwand dafür ist be-
achtlich. „Ich muss aber Ziele
und Engagement haben und
versuche, meine Zeit für die
Familie, den Beruf als Medi-
ziner und die Begeisterung
für die Forstwirtschaft zu
nutzen“ erklärt Frank Unger,
der etwa alle zwei Monate
für eine Woche auf seinem
Anwesen in Deutschland ist:
im Winter seltener und im
Sommer naturgemäß öfter,
dazu große Teile seines Jah-
resurlaubs. Seine beiden Kin-
der Gerd und Christine, die in
Hasselsfelde im Harz getauft
worden sind, verbringen Teile
ihrer Sommerferien dort. Fit
hält sich der schlanke 49-Jäh-
rige durch Radfahren und
Treppensteigen – immerhin
sind es neun Stockwerke bis
zu seinem Arbeitsplatz in der
Grazer Neurochirurgie.
Mit Spannung sieht Unger
einer Begehung seines Wald-
reviers durch die Mitglieder
einer Arbeitsgemeinschaft von
Waldbesitzern, Förstern und
Wissenschaftlern im Herbst
entgegen. Diese schauen sich
regelmäßig Waldentwick-
lungen und Aufforstungen
an. Dabei steht er auf dem
Prüfstand und wird sein Kon-
zept eines Waldumbaus erklä-
ren und die bisherigen Fort-
schritte vor Ort zeigen können.
„Bei allem Bemühen um Neu-
erungen und Nachhaltigkeit
darf die Wirtschaftlichkeit
nicht aus den Augen verloren
werden“ ist sich Unger be-
wusst, „auch wenn sich meine
Arbeit und Investitionen erst
in späteren Jahren, meist sogar
erst für spätere Generationen
rechnen.“
„Ich muss
aber Ziele und
Engagement
haben und
versuche,
meine Zeit für
die Familie,
den Beruf als
Mediziner und
die Begeisterung
für die
Forstwirtschaft zu
nutzen.“
serie
Arzt im bes
onderen Dienst
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...72
Powered by FlippingBook