Ærzte
Steiermark
 || 11|2013
15
serie
Arzt im besonderen Dienst
Fotos: Stephan Friesinger, GGZ/Furgler
Was hat Sie bewogen sich „Close
Link“ anzuschließen?
Pichler:
Das Projekt „Close
Link“ wurde mir von den
Projektleitern Mario Höber
und Barbara Hölbling vorge-
stellt. Ich sah es als gute Mög-
lichkeit, „Wachkoma“ „zum
Thema“ zu machen und der
breiten Öffentlichkeit näher-
zubringen. Die Teilnahme
eines großen und ständig
wechselnden interdiszipli-
nären Teams schien hierbei
besonders zielführend. So
beteiligten sich daran Ärzte,
diplomiertes Krankenpf le-
gepersonal, Therapeuten der
A lber t-Schweit z er-K l i n i k
Graz und auch ehrenamtliche
Mitarbeiter der „Initiative
für Menschen im Wachko-
ma“. Dieser auf Ehrenamt
basierende Verein wurde
2002 gegründet und stellt die
Steirische Landessektion der
Österreichischen Wachkoma-
gesellschaft dar.
Wie waren Ihre Erfahrungen?
Pichler:
Wir bemerkten bald,
dass von Seiten der Besucher
großes Interesse an dieser
Thematik bestand. Der di-
rekte Austausch mit Besu-
chern, aber auch mit den
anderen Projektteilnehmern,
brachte durchaus interessante
Diskussionen und auch neue
„externe“ Perspektiven in un-
ser Team.
Welche Vorteile sehen Sie als
Fachmann an solchen Schnitt-
stellen zwischen Kunst und
Wissenschaft? Hier wurden ja
Allianzen zwischenMedizinern,
Angehörigen von Patienten und
Künstlern eingegangen.
Pichler:
Mit der Vereinigung
von Kunst, Wissenschaft und
sozialer Praxis in einen Raum
entstehen neue befruchtende
Einflüsse für alle Teilnehmer
und auch die Möglichkeit
für zukünftige Netzwerke
bzw. Kooperationen. Die da-
bei entstandene umfassende
Sichtweise zu dieser Thematik
bildet auch eine gute Basis für
interessierte Besucher, sich
diesem Thema zu nähern.
In Ihrer Abteilung für Neuro-
logie haben Sie Betreuungssy-
steme, die sich den Bedürfnis-
sen Demenzkranker Personen
widmen, und Sie bemühen
sich um die Reintegration von
Menschen imWachkoma. Was
hat es damit auf sich?
Pichler:
Wir sind am Auf-
bau eines Betreuungssystems,
das entsprechend der un-
terschiedlichen Stadien der
Demenzerkrankung ein op-
timiertes Angebot für Be-
troffenen und deren Ange-
hörige darstellt. So bieten
wir seit Oktober 2013 eine
Gedächtnisambulanz für
ambulante Diagnosestellung,
Kontrolluntersuchungen und
als Info-Stelle für Angehö-
rige an. Im Frühjahr 2014
nehmen wir ein Demenz-
Tageszentrum in Betrieb. Seit
2007 gibt es für vollstationäre
Behandlung eine Memory-
Klinik. Reintegration von
Wachkoma bedeutet, dass wir
selbst Patienten, welche die
herkömmliche Rehabilitati-
onsziele wie Rückkehr in das
Arbeitsleben nicht schaffen,
im Sinne der Lebensqualität
und der Selbstbestimmung
fördern. Es geht dabei auch
um einfachen Kommunika-
tionsaufbau, z.B. mittels Au-
gencode und somit um die
Möglichkeit, auf einfache aber
wichtige Fragen, z.B. auf die
Frage nach Schmerzen, zu
antworten.
Mehr dazu unter:
).
„Wir bemerkten bald, dass
von Seiten der Besucher
großes Interesse an dieser
Thematik bestand.“
Gerald Pichler
Der Künstler Chrisdan Wittenburg vor seiner Arbeit „Ute“.
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