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Ærzte
Steiermark
 || 11|2013
„Die junge Generation lässt sich
diese Bedingungen nicht mehr
gefallen.“
Martin Wehrschütz
„Während eine Pensionswelle
auf uns zurollt, fehlt in den
landärztlichen Praxen der
Nachwuchs, der diese auffängt.“
Peter Topolovec
Offene Worte
Das wirkungsvollste Mittel
gegen den Ärztemangel
sind bessere Rahmenbedingungen für die ärztliche
Arbeit. Grundtenor der Diskussionsveranstaltung „Arzt
verzweifelt gesucht“, zu der die Ärztekammer Andreas
Botzlar vom deutschen Marburger Bund nach Graz
eingeladen hat: Man darf die Wünsche der jungen Ärz-
tinnen und Ärzte nicht ignorieren.
„Arzt verzweifelt gesucht. Der
reale Ärztemangel“. Zu diesem
Thema referierte der Unfallchi-
rurg Andreas Botzlar, 2. Vorsit-
zender des deutschen Marburger
Bundes, in den offenen Räumen
der Ärztekammer für Steiermark.
Seine Grundaussage: „Man muss
die Wünsche der jungen Ärzte
erkennen, darauf reagieren und
diese Wünsche auch erfüllen.
Denn: Der Köder muss dem
Fisch schmecken und nicht dem
Angler.“ Konkret spricht Botzlar
dabei den Wunsch nach besse-
rer Ausbildung und familien-
freundlichere Arbeitszeiten an.
Für Botzlar ist es durchaus denk-
bar, „dass ein leichter Mangel
besteht“, es dürfen am Ende
des Prozesses jedoch keine
freien Stellen unbesetzt blei-
ben: „Wir wären sehr schlecht
beraten, wenn der Mangel in
einen Überfluss an Ärzten
führt.“ Beim Thema des de-
mographischen Wandels in
der Ärzteschaft, Deutschland
importiert z. B. eine Menge
an Ärztinnen und Ärzten aus
den östlichen Nachbarlän-
dern, hebt Botzlar warnend
den Zeigefinger: „Es gilt auf-
zupassen, dass der Mangel
nicht immer weiter nach Os-
ten wandert, denn dann wer-
den dort die Ärzte in Zukunft
fehlen.“
Genau diese Punkte waren
auch Hauptthema in der fol-
genden, von AERZTE Steier-
mark-Chefredakteur Martin
Novak moderierten, Diskus-
sion. Dieser stellten sich am
Podium Gesundheitsplanerin
Ines Czasný (GÖG), der Ob-
mann der Kurie Angestellte
Ärzte, Vizepräsident Martin
Wehrschütz, der Obmann der
Sektion Allgemeinmedizin,
Peter Topolovec, und Referent
Botzlar.
Für Wehrschütz ist klar, wo
der Schuh drückt: „Die junge
Generation lässt sich diese
Bedingungen nicht mehr ge-
fallen. Sie wird immer mobi-
ler und geht dorthin, wo die
Bedingungen besser sind. Die
Ausbildung in Österreich lässt zu
wünschen übrig.“
Diese Einschätzung teilte auch
der im Publikum anwesende
Rektor der Meduni Graz, Josef
Smolle: „Ich war schon oft hier
im Haus und war selten so sehr
der gleichen Meinung wie heu-
te. Es wäre ein großer Fehler,
die Wünsche der jungen Ärzte
zu ignorieren. Eine Verkürzung
der Dauerdienstzeit und dabei
darauf zu schauen, dass auch
wirkliche ärztliche Tätigkeiten
im Vordergrund stehen, ist für
die Zukunft ein absolutes Muss.“
Geht es nach Czasný, handelt es
sich beim Ärztemangel um ein
„Verteilungsproblem“. Denn: „Ein
Mangel ergibt sich aus Angebot
und Bedarf.“
€ 67.700
€ 52.100
€ 38.200
€ 36.300
€ 53.300
€ 43.200
€ 32.200
€ 28.600
€ 34.300
€ 26.200
€ 24.600
€ 22.100
8-12 Jahre
Dienstzeit
5-8 Jahre
Dienstzeit
3-5 Jahre
Dienstzeit
Einstieg
Ärzt/Innen/einkommen im Vergleich
Quelle: KPMG/DKI
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Grafik: Conclusio
Die angegebenen kaufkraft-
bereinigten Summen sind
Mindestgehälter in den ein-
zelnen Ländern.
„Wünsche erkennen
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