Seite 21 - AERZTE Steiermark 11 2013
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Ærzte
Steiermark
|| 11|2013
21
cirSmedicAl
Intraossäre Zugänge bei Säugling
Der aktuelle „Fall des Monats“ kommt aus dem Bereich
Anästhesiologie/Intensivmedizin. Eingebracht wurde er
von einer Notärztin/einem Notarzt mit über fünfjähriger
Berufserfahrung.
Bei einem Säugling mit Meningokokkensepsis und
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom im septischen Schock
wird ein intraossärer Zugang zur Gabe von Volumen
und Katecholaminen gelegt. Zu diesem Zeitpunkt ist ein
funktionierender Venflon vorhanden. Die korrekte Lage
wird durch Aspiration überprüft. Im Anschluss wird
über diesen Zugang unter anderem Arterenol verabreicht.
Der Zustand des Patienten stabilisiert sich. Bei einem
neuerlichen Abfall des Blutdrucks wird die Dislokation
des IO-Zuganges bemerkt. Ein zweiter IO-Zugang, am
anderen Unterschenkel, wird gelegt. Das Paravasat wird
mit Kochsalzlösung verdünnt. Am nächsten Tag wird ein
ZVK angelegt. Hier bemerkt man nun auch eine Paravasa-
tion des zweiten IO-Zuganges. Das Ergebnis: Ausgedehnte
Nekrosen an beiden Unterschenkeln, mehrfache Operati-
onen, verlängerter Intensivaufenthalt und eine verzögerte
Entwicklung des Patienten. Der Patient hat überlebt, trägt
jedoch dauerhafte Schäden davon.
Als Ursache wurde eine zu lange und unkritische Anwen-
dung des Notfallzuganges „intraossär“ im speziellen mit
Dauerinfusion von Arterenol, eine „Off Label“-Anwen-
dung von Arterenol (keine Zulassung für Anwendung über
IO-Zugang) und verspätete Anlage des ZVK angegeben.
Lösungsvorschlag bzw.
Fallanalyse einer/s CIRS-Expertin/Experten
Die Intraossärnadel ist ein Notfallzugang, der die Zeit bis
zum Legen eines definitiven Zugangs überbrücken soll. In
der Fallbeschreibung bleibt offen, warumder zentralvenöse
Zugang erst mit solcher Verzögerung gelegt und welche
Intraossärnadel verwendet wurde. Um solche Ereignisse
künftig zu vermeiden, kommen folgende Schritte in Frage:
y
Erstellen einer SOP zum Umgang mit intraossären
Zugängen
y
verbindliche Regeln, wie lange ein intraossärer Zugang
verwendet werden darf
y
sorgfältige, kontinuierliche Überwachung der intraos-
sären Infusion bzw. Medikamentenverabreichung
y
Anwendung der Intraossärnadel der EZ – IO, denn diese
werden wie ein Bohrdraht in den Knochen geschraubt.
Die Off-Label Anwendung von NOR- Adrenalin erscheint
mir nicht das Problem zu sein, denn ich kenne kein Medi-
kament, das für die intraossäre Anwendung zugelassen ist.
Die Intraossärnadel ist für die notfallmäßige Anwendung
von Medikamenten (auch Katecholaminen) zugelassen.
CIrsmedical.at
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