

schlaghammer ist auf beiden
Seiten nicht vorzuziehen. Es
geht um die Kunst des Aus-
gleichs – auf Augenhöhe und
mit gegenseitigem Respekt
vor der Aufgabe der einzelnen
Akteure. Der Ärzteschaft ist
der Konnex zu ihren Patien-
tinnen und Patienten imma-
nent. Und daher wissen wir
Ärztinnen und Ärzte auch,
warum wir uns, zum Beispiel
in der aktuellen Gesundheits-
debatte, manchmal so laut-
stark zu Wort melden. Was
leider oft übersehen wird:
Auch Ärztekammerfunktio-
näre sind immer und in erster
Linie Ärzte.
Persönlich darf ich aber sagen,
dass ich in meinem Umfeld
ein exzellentes Gesprächskli-
ma vorfinden durfte. Ich glau-
be, dass man auch bei unseren
Partnern erkannt hat, dass es
eine Kurienführung gab, die
ernsthaft an den aktuellen
Problemen arbeitet und gear-
beitet hat, mit Augenmaß und
gleichzeitig hoher Ergebniso-
rientiertheit. Wir haben damit
den Partnern signalisiert, dass
wir keine politischen Spiele
spielen, sondern für die Ärz-
tinnen und Ärzte in der Stei-
ermark arbeiten, die in den
Spitälern tagtäglich herausra-
gende Arbeit an ihren Patien-
tinnen und Patienten leisten.
Ein großes Thema für Sie ist
die Bildung. Was sind hier die
wichtigen Themen, die Sie ver-
sucht haben anzugehen. Was
ist hier gelungen, was bleibt
noch zu tun?
Wehrschütz:
Ich darf mittler-
weile fünf Jahre den Bildungs-
ausschuss der ÖÄK leiten. In
dieser Zeit ist Großartiges
gelungen. Es ist eine fast zwei
Jahrzehnte andauernde Dis-
kussion über eine Ärzteaus-
bildung neu finalisiert wor-
den, in einem großen Werk,
der Ärzteausbildungsreform
2015 und der KEF-RZ-Ver-
ordnung* 2015. Gemeinsam
mit den Partnerorganisati-
onen auf ÖÄK-Ebene und
Bundesministeriumsebene
haben wir es zustande ge-
bracht, dass die ärztliche
postpromotionelle Ausbil-
dung der jungen Kolleginnen
und Kollegen in Österreich
inhaltlich an europäische
Standards angepasst wurde
und damit international her-
zeigbar geworden ist. Wir
schufen ein größtmögliches
Maß an Rechtssicherheit für
Ausbildungsverantwortliche
und Auszubildende. In der
umfassenden Fragestellung
„ärztliche Ausbildungsqualität“
haben wir den Standort Ös-
terreich ein Stück weit nach
vorne gebracht. Die Ausbil-
dungsreform stellt einen Rah-
men dar, und dieser Rahmen
gehört nun durch alle vor
Ort tätigen Ausbildungsver-
antwortlichen – alle Prima-
riae und Primarii und ihre
Fachärztinnen und Fachärzte
sowie Oberärztinnen und
Oberärzte – mit Leben erfüllt,
um damit dem Anspruch ei-
ner Ausbildungsqualität nach
internationalem Maßstab ge-
recht zu werden. Dazu braucht
es aber insbesondere Zeit
untertags, um Ausbildungs-
inhalte auch vermitteln zu
können – und dazu braucht es
auch die Spitalsträger in ganz
Österreich, die die notwendi-
gen zusätzlichen dienstrecht-
lichen Rahmenbedingungen
für gute Ausbildung vor Ort
auch schaffen können. Die
Steiermark ist hier mit der
Etablierung von f lächende-
ckenden Ausbildungsoberärz-
tinnen und Ausbildungsober-
ärzten, die auch für diese
Tätigkeit remuneriert werden,
dienstrechtlich vorangegan-
gen. Freilich, das Thema Zeit
bleibt noch ein im Allgemei-
nen zu lösendes.
Ich verhehle nicht, dass Bil-
dungsangelegenheiten auch
ein ganz zentraler Interes-
sensschwerpunkt in meinem
politischen Wirken sind. Bil-
dungsangelegenheiten wirken
über die Generationen und
sind der unmittelbaren Spi-
talspolitik entzogen.
Was sind Ihre Zukunftspläne
in der Ärzte- und Gesund-
heitspolitik?
Wehrschütz:
Ich komme aus
der Medizin und bleibe in der
Medizin. Wer ein politisches
Gen in sich trägt, und das
getraue ich mir zu sagen,
dass dieses bei mir sichtbar
blinkt, bei dem ist nie aus-
zuschließen, dass man sich
auch in irgendeiner Art und
Weise wieder in einer anderen
Form der (Gesundheits-)Poli-
tik wiederfindet. Politischer
Gestaltungswille und damit
notwendiger Umbau unserer
Versorgungsstrukturen im
intra- und extramuralen Be-
reich ist und bleibt mir ein
ganz großes Anliegen.
Wenn man sich entscheidet,
in die Politik zu gehen, muss
man nicht andere Dinge zu-
rückstellen …?
Wehrschütz:
Ich hatte das
Glück, eine Familie und
Freunde hinter mir zu haben,
die aus vollem Herzen gesagt
haben, wir finden das sinnvoll
und gut, was du machst, wir
geben dir quasi das Backup,
du hast einen sicheren Hafen.
Dafür möchte ich ein aufrich-
tiges und großes Dankeschön
sagen. Ich möchte mich aber
auch bei allen Kolleginnen
und Kollegen für deren Un-
terstützung, Zuspruch und
konstruktive Kritikäußerung
bedanken. Ich bin dankbar
für eine wunderbare Reise
„Ärztekammer Steiermark“.
Das Gespräch führte
Martin Novak
* Verordnung der Österreichischen
Ärztekammer über die Kenntnisse,
Erfahrungen und Fertigkeiten in
der Ausbildung zur Ärztin für All-
gemeinmedizin/zum Arzt für Allge-
meinmedizin und zur Fachärztin/
zum Facharzt sowie über die Aus-
gestaltung und Form der Raster-
zeugnisse, Prüfungszertifikate und
Ausbildungsbücher.
Ærzte
Steiermark
|| 02|2017
45
Angestellte Ärztinnen und Ärzte
„Was leider oft übersehen wird: Auch
Ärztekammerfunktionäre sind immer
und in erster Linie Ärzte.“