

42
Ærzte
Steiermark
|| 02|2017
Angestellte Ärztinnen und Ärzte
Fotos: Conclusio
Was ist Ihr Beweggrund, nicht
mehr Kurienobmann sein zu
wollen?
Wehrschütz:
Auch wenn man
zehn Jahre lang in der stei-
rischen Ärztekammer Ver-
antwortung und Führung
übernehmen darf, dann ist
das immer ein geliehenes
Amt. Für mich war klar, dass
nach dem, was in zehn Jahren
an Leistungen und damit an
Erfolgen für die steirischen
Ärztinnen und Ärzte erreicht
werden konnte, ein politischer
Zenit in der Vertretungspoli-
tik für Spitalsärztinnen und
Spitalsärzte erreicht ist. Es
gilt, die Höhe seiner Zeit zu
erkennen. Ich habe diese für
mich jetzt ausgemacht und
habe daher auch klar zum
Ausdruck gebracht, dass ich
für das Amt des Kurienob-
manns für die nächste Vertre-
tungsperiode nicht mehr zur
Verfügung stehe.
Was war seinerzeit das Motiv,
in die Ärztekammer zu gehen?
Wehrschütz:
Unzufriedenheit
am Arbeitsplatz.
Noch in Ausbildung …?
Wehrschütz:
Ich war damals
Turnusarzt und habe mitbe-
kommen, wie mit jungen Kol-
leginnen und Kollegen umge-
gangen wurde. In dieser Zeit
sind so viele Tätigkeiten, die
nicht unmittelbar mit dem
Arztsein als solches in Verbin-
dung gebracht werden kön-
nen, auf die Turnusärztinnen
und Turnusärzte überwälzt
worden … ich habe mich, wie
es offenbar meiner Art ent-
spricht, innerlich aber auch
nach außen deutlich sichtbar,
auch für Vorgesetzte, dage-
junge ärztliche Generation so
weit ist, Ausbildungs- und Le-
bensqualität am Arbeitsplatz
einzufordern. Das ist eine
für Führungskräfte durchaus
auch schwierige Herausfor-
derung, aber wenn man diese
annimmt und sich ernsthaft
mit ihr auseinandersetzt, ist
es für den Standort, für die
Steiermark und für Öster-
reich im Wettbewerb um die
besten Nachwuchsmedizine-
rinnen und Nachwuchsmedi-
ziner ein großes Asset.
Was ist konkret gelungen?
Wehrschütz:
Ich habe in den
letzten zehn Jahren in ei-
ner teamorientierten Aufstel-
lung der Mannschaft, in der
ich, wenn man so will, der
„playing captain“ sein durfte,
mit dem Dienstgeber KAGes
und dem Eigentümervertreter
Land Steiermark sowohl für
die jungen als auch für die
schon länger in der Versor-
gung unserer Patientinnen
gen gewehrt. Das war nicht
immer angenehm – für beide
Seiten –, aber am Ende des
Tages habe ich mir gedacht,
ich liebe meinen Beruf, den
ich wohlüberlegt ergriffen
habe, und ich möchte ihn in
einem positiven Arbeitsum-
feld erleben. Eine ganz große
Triebfeder war der Gestal-
tungswille hin zu einem posi-
tiveren Miteinander.
Es gelingt aber nicht alles
gleich. Ist das nicht eine He-
rausforderung, etwas zwar aus
innerem Antrieb zu machen,
aber im Wissen, dass die die
Nutznießer erst nachfolgende
Generationen sein werden?
Wehrschütz:
Ja, wenn man so
möchte, ist es eine Herausfor-
derung. Bildlich gesprochen:
Als politisch Verantwortlicher
versucht man den gesamten
Schnee aus der Autobahn he-
rauszubringen. Man ist also
der Schneepflug im Wissen,
dass es anderen nachher bes-
ser geht. Die Auswirkungen,
die man durch kluges und
erfolgreiches politisches Han-
deln erzielt, werden in Wahr-
heit in großen Teilen für die
nächste Generation deutlicher
spürbar.
Wie motiviert man sich?
Wehrschütz:
Es ist einfach ein
gutes Gefühl zu sehen, dass
nun die junge ärztliche Ge-
neration auch anders – aus-
bildungsbezogener – arbeiten
kann. Und dass es offen-
bar zur Selbstverständlich-
keit wird, dass sich nicht nur
vereinzelt junge Menschen
Gedanken um ihr Arbeits-
und Lebensumfeld machen,
sondern dass die gesamte
und Patienten stehenden
Kolleginnen und Kollegen
Wertvolles und vor allem –
so hoffe ich – Zukunftsge-
wandtes geleistet. Ich denke
nur daran, dass das gesamte
Turnusarzttätigkeitprofil, von
dem man gar nicht mehr ge-
glaubt hat, dass es umsetzbar
sei, de facto umgesetzt wurde
und jetzt dessen Umsetzung
bei Ausbildungsstellenaner-
kennungsverfahren verord-
nungsgemäß verpf lichtend
wurde. Das ist eine massive
Aufwertung der Arbeitswelt
der jungen Kolleginnen und
Kollegen. Es ist damit auf
Augenhöhe, aber auch mit
Nachdruck der Pflege deut-
lich gemacht worden, dass
die junge Ärzteschaft ein
ernstzunehmender Partner
im Gesundheitswesen ist. Wir
haben für die Staff-Ärzte, also
jene, die die gesamte Versor-
gungslast auf ihren Schultern
tragen, und für die junge
„Man ist der Schneepflug“
Nach zehn Jahren
an der Spitze der Kurie Angestellte Ärzte, hört Martin
Wehrschütz in dieser Funktion auf. Eine Bilanz und ein Ausblick.
Scheidender
Kurienobmann
Martin Wehr-
schütz: „… sowohl
für die jungen als
auch für die schon
länger in der Ver-
sorgung unserer
Patientinnen und
Patienten stehen-
den Kolleginnen
und Kollegen
Wertvolles und
vor allem – so
hoffe ich – Zu-
kunftsgewandtes
geleistet.“