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Ærzte
Steiermark
|| 02|2017
kommunikation
Nicht zuletzt deswe-
gen, weil es sich um
einen wichtigen Markt
handelt, der in der Öf-
fentlichkeit sichtbar
werden will, egal ob
als Produkt- und Pati-
enteninformation, als
Bewusstseinsbildung
oder in Form von „Pa-
tient Empowerment“. Dazu
kommen die heftigen gesund-
heitspolitischen Debatten.
Die „Besetzung des öffentli-
chen Palaver-Raums“ (Wag-
ner) erfordert hohe Profes-
sionalität. Im Rahmen des
PR-Curriculums der APA un-
terrichtet Wagner das Thema
auch. Die Interessenten sind
vor allem (künftige) Kom-
munikationsleute aus dem
Politik-, Wirtschafts- und Spi-
talsbereich.
Auch um Spannungsfelder
geht es: Kommunikations-
leute wollen ihre Themen gut
„verkaufen“, Medienmenschen
wollen „Service“ – und das
oft blitzartig. Immer mehr,
immer schneller, auch tiefer
im Sinne von Hintergrund-
berichterstattung, aber auch
immer persönlicher heißt
die Devise. Betuliche Kon-
gressberichterstattung, in der
wissenschaftliche Inhalte nur
Martin Novak
Das Interesse an Medizin- und
Gesundheitsinformationen
hat sich in den letzten 30 Jah-
ren dramatisch erhöht. Einer,
der das ganz genau weiß, ist
der langjährige Gesundheits-
redakteur der Austria Presse
Agentur (APA). Er kennt auch
die Details: Unter den Schlag-
worten „Gesundheit“ und
„Medizin“ hat die APA 1986
94.000 Meldungen an ihre
Medienkunden und andere
verbreitet, im Jahr 2016 waren
es fast doppelt so viele. Diese
hohe Zahl gab es auch schon
in den drei Jahren zuvor.
Noch auffälliger ist die ex-
plosive Entwicklung in den
Ressorts Chronik und Innen-
politik, den Herzstücken der
APA-Berichterstattung: Hier
haben sich die Zahlen im glei-
chen Zeitraum mehr als ver-
fünffacht, von 1.614 auf 8.618.
Die Ursachen sieht Wagner in
einer Art „Intellektualisierung“
der Chronikberichterstattung,
die sich früher in erster Linie
mit Verkehrsunfällen, Krimi-
nalität und Gerichtsberichter-
stattung befasst hat, und damit
dem verstärkten Interesse an
Umwelt, Gesundheit und Wis-
senschaft nachkommt – das
sich besonders stark auf die
Medizin konzentriert.
Wobei auch „Grauzonen“, die
nicht unmittelbar Human-
medizin betreffen, zu dieser
Entwicklung beigetragen ha-
ben – Wellness, Kosmetik,
nacherzählt und oft halbher-
zig in die Laiensprache über-
setzt wurden, funktionieren
heute nicht mehr.
Mit ein Grund für diese Ent-
wicklung ist, meint Wagner,
auch die Veränderung der
Medienlandschaf t. Mehr
Vielfalt und damit mehr Kon-
kurrenz verändern den Be-
darf. Das Spektrum reicht von
den klassischen Laien- und
Fachpublikationen, über die
öffentlich-rechtlichen Radio-
und TV-Kanäle, zu denen
die vielen privaten dazuge-
kommen sind, bis zu Online-
Diensten, die Informationen
innerhalb kürzester Zeit ver-
breiten wollen, nicht (nur) als
lange Berichte, sondern (auch)
als Häppchen, die als rasche
„Push-Meldungen“ auf den
Smartphones aufflackern.
Auch die Globalisierung trägt
ihren Teil zum steigenden
und kontinuierlichen Druck
bei: Informationen verbreiten
sich noch schneller als Viren.
Und die Grippewelle in Wien-
Hernals unterscheidet sich
kommunikativ kaum von der
in Mexiko City.
Weitere Informationen:
PR für Gesundheitsthemen
mit Wolfgang Wagner im
Rahmen des APA Curri-
culums „Spezialwissen für
PR-Profis“, 22. 8. 2017, 09.30–
15.00 Uhr, EUR 430,– exkl.
USt. Details und Anmeldung:
campus@apa.at,
www.apa-campus.atErnährung, nicht-ver-
schreibungspflichtige
Medikamente und
Tiergesundheit.
Die
Entdeckung der
Gesundheitspolitik
Wesentlich ist auch,
dass die Gesundheits-
politik als öffentliches Thema
erst in den letzten Jahren
so richtig entdeckt wurde.
Während sie davor in der
Berichterstattung eher dahin-
dümpelte, gibt es seit 2008
einen regelrechten Boom, zu
den Reizthemen wie Gesund-
heits- und Spitalsreform, die
Finanzierungsdebatte, ELGA
und Primary Health Care ent-
scheidend beigetragen haben.
Was Gesundheitsthemen ge-
nerell interessant macht: Sie
berühren praktisch jeden und
sie lassen sich gut zuspitzen,
egal ob als (medizinisches)
Wunder oder als Schocker,
am besten verbunden mit
Schuldzuweisungen.
Herausforderung
Gesundheits
kommunikation
Das massiv gestiegene Inte-
resse stellt auch immer größe-
re Herausforderungen an die
Gesundheitskommunikation.
Mehr, schneller, persönlicher:
Die Medizin- und Gesundheitskommunikation hat sich
in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Das erfordert auch einen weit höheren
Grad an Professionalität.
Die Explosion der
Gesundheitskommunikation
„Gesundheitsthemen berühren
praktisch jeden und sie lassen sich
gut zuspitzen.“
Wolfgang
Wagner
Fotos: APA-Fotoservice/Roßboth