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8

ÆRZTE

Steiermark

 || 11|2015

Diener o

Digitale Technik schafft

völlig neue Möglich-

keiten in der Medizin.

Sie kann nützen oder

schaden. Ob aber diese

Menschen angewendet wird.

Dabei, so Stark, gehe es aber

nicht nur um technische Fer-

tigkeiten, sondern auch um

Teambuilding.

Eben vom emeritierten stei-

rischen Diözesanbischof als

„beispielhafte medizinische

Innovation“ eingeweiht, wird

das Zentrum wohl nicht lan-

ge das modernste Europas

bleiben. Zu schnell entwickelt

sich die Medizin weiter. Der

US-amerikanische Chirurg

und Qualitätsexperte Atul

Gawande hat es in seinem

2009 erschienenen Buch „The

Checklist Manifesto“ auf den

Punkt gebracht: „Die Kom-

plexität wächst so rasch, dass

selbst der Computer nicht

mithalten kann.“ Seine Be-

hauptung unterlegt er mit

Zahlen, die israelische Wis-

senschafter Jahre zuvor erho-

ben haben: Der durchschnitt-

liche Patient im Intensivbe-

reich erlebt 178 medizinische

Aktionen pro Tag. Das sind

178 Risiken, 178 Möglich-

keiten für mehr oder minder

gravierende Fehler.

Dass, wie Gawande schreibt,

der Umfang und die Komple-

xität dessen, was wir wissen,

das individuelle Vermögen,

dieses Wissen auch richtig, si-

cher und verlässlich wirksam

werden zu lassen, übersteigt,

gilt nicht nur für die Medizin,

sondern auch für den Finanz-

bereich, die Wirtschaft und

die Politik. Wissen, so der

Arzt und Bestseller-Autor, „ist

MARTIN NOVAK

U. JUNGMEIER-SCHOLZ

Das Krankenhaus der Elisa-

bethinen in Graz hat kürzlich

etwas erlebt, das dem LKH-

Universitätsklinikum Graz

noch bevorsteht: die Eröff-

nung eines neuen – und der-

zeit modernsten – OP-Zen-

trums Europas: „Das OP- und

Simulationszentrum umfasst

900 m² Fläche. Herzstück sind

die vier OP-Räume. Einer da-

von ist zusätzlich als Simula-

tions- und Trainingseinheit

ausgestattet: „In diesem High-

Tech-OP können zusätzlich

zum normalen Operations-

betrieb neue Techniken und

gleichermaßen Schutz und

Bürde“.

Um diesem frustrierenden

und demoralisierenden Teu-

felskreis zu entkommen, gibt

es eine Reihe von Strategien:

maximale Spezialisierung

(die aber andererseits wie-

derum die Gefahr mit sich

bringt, den ganzen Menschen

nicht mehr zu sehen), im-

mer mehr (technikgestütztes)

Training (das aber wiederum

Zeit, Geld und Humanres-

sourcen verschlingt, drei Gü-

ter, die immer knapper wer-

den) und generell technische

Unterstützung (Stichwort e-

Health), die aber gelegentlich

ausfällt, nicht fehlerlos ist

und grundsätzlich Skepsis

hervorruft, weil sie eben auch

Entmenschlichung bedeutet

und Anlass für neue Ängste

gibt, man denke nur an den

Datenschutz.

(K)ein Wunder

2013 wurde der österrei-

chische Film „Das Wun-

der von Kärnten“ („A Day

for a Miracle“) mit einem

Emmy Award ausgezeichnet.

Die ORF-Koproduktion er-

zählt im Hollywood-Stil, wie

ein Ärzteteam um den da-

mals jungen Oberarzt Mar-

kus Thalmann in den späten

90er Jahren am Klinikum

Klagenfurt das Leben eines

Mädchens rettete, das rund

eine halbe Stunde unter der

Wasseroberfläche eines win-

terlichen Badeteichs gelegen

war. Was der Film aber ver-

Prozesse in einem OP mit

Phantomen simuliert und das

richtige Handeln modellhaft

trainiert werden“, beschreibt

die Medieninformation das

neue Zentrum, dessen Errich-

tung knapp sechs Millionen

Euro gekostet hat.

Für Gerhard Stark, den ärzt-

lichen Direktor der Elisabe-

thinen, bietet das neue OP-

Zentrum die Möglichkeit, der

zunehmenden „Komplexität

und Spezialisierung“ in der

Medizin gerecht zu werden:

Durch die Integration der Si-

mulation in das normale OP-

Geschehen könne am Modell

geübt werden, was dann am

Foto: Photodisc/Montage Conclusio

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