

ÆRZTE
Steiermark
|| 11|2015
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Fotos: Sudy
Ärztin im besonderen Dienst
Frau Dr.
in
packt an
Sie fand sie beim Unterneh-
men Kamper, Handwerk +
Bau, in Hart bei Graz. Als
der Firmensitz in die Süd-
steiermark verlegt wurde, tat
das tägliche Pendeln Graz
– Tillmitsch der Begeisterung
keinen Abbruch. Doch nach
der Tischlerei-Lehrabschluss-
prüfung 2006 war Gabriele
Hartl keineswegs am Ziel, sie
schloss 2009 die Ausbildung
im Lehrberuf Vergolderin
und Staffiererin ab und entwi-
ckelte sich zu einer Expertin
für Klein- und Feinarbei-
ten. Geschäftsführer Martin
Kamper lobt insbesondere
das Arbeitsethos seiner aka-
demischen Mitarbeiterin: „Sie
greift überall mit an und ist
sich für keine, auch schwere
Arbeit zu schade.“ Sie klebt
auch sonst nicht am Fleck,
wenn sie etwa Vergoldungs-
Arbeiten für das Casino Wien
oder für die Luxushotelkette
Mandarin Oriental, aktuell in
München, durchführt.
Weiter in die Ferne locken
kurzfristig überraschende
Aufgaben zu einer Fahrt nach
London, mit einer Lieferung
für das weltbekannte Kauf-
haus Harrods, oder nach Ibiza.
Erfolgreicher
Fotorealismus
Auch die bildende Kunst mel-
dete sich wieder: „Ich liebe es
zu malen und Gegenstände
möglichst realistisch wieder-
zugeben, ich male sie auch
von Fotos ab. Einige Bilder
hängen bei Freunden und
Bekannten, einige sind im
Keller gelagert“, erzählt Hartl
weiter. Neugierig hören die
Kinder, die fünfjährige Marie
und der drei Jahre alte Ben,
ihrer Mutter eine Zeitlang zu,
bevor sie sich wieder ihren
Spielsachen zuwenden. Dann
lenken wieder die Bilder in
ihrem Haus die Aufmerksam-
keit auf sich. Gegenständlich,
fotorealistisch, surreal zeigen
ihre Arbeiten alltägliche Ge-
genstände wie eine Schere
mit einer Tube Uhu oder eine
Flasche Bier mit einer Ziga-
rettenschachtel.
Stolz berichtet sie: „Ich konn-
te meine Arbeiten öffentlich,
bei kleineren Ausstellungen,
bei Firmenfeiern, aber auch
gemeinsam mit dem öster-
reichischen Künstler Herbert
Wallner in Bad Aussee und
im Casino Graz präsentieren.“
Für die Kreativität und die Fa-
milie muss sie notgedrungen
beim Sport kürzer treten. Aber
nicht bei ihrer Lust nach Neu-
em. Eine Malerei-Ausbildung
an der Ortweinschule oder die
Meisterprüfung für das Hand-
werk der Tischlerei würden
sie durchaus reizen. Und mit
einem verstohlenen Zwinkern
sagt sie: „Und manches Mal
geht mir kurz durch den Kopf,
doch die ärztliche Ausbildung
fortzuführen.“
„So interessant ich das
Medizinstudium auch fand, meine
Liebe zu künstlerisch-handwerklichen
Tätigkeiten war letzten Endes aber
größer“
Medizinerin und Tischlerin Gabriele Hartl