

COVER
weiter zu den Interessenver-
tretungen, den Regionen.
Da wird es unterschiedliche
Wege geben müssen, um Mei-
nungen einzuholen.
Die Integration wird dann
nicht ganz einfach werden.
Wie kann man die Planungen
zusammenführen?
Drexler:
Es wird dieser Pro-
zess insgesamt nicht ganz ein-
fach werden, weil alle Fragen
der Gesundheitsversorgung
und Gesundheitspolitik sehr
sensible Fragen sind. Ein-
faches Beispiel: Wir haben
eine Debatte um den Spitals-
standort Eisenerz. Die Ver-
ringerung der chirurgischen
Ambulanzzeiten war nicht
einmal eine große struktu-
relle Maßnahme, das ist allein
dem aktuellen Ärztemangel
am LKH Hochsteiermark ge-
schuldet. Und selbst eine rela-
tiv kleine Maßnahme schlägt
hohe Wellen. Daraus kann
man lernen, dass wir bei all
diesen Prozessen sehr viel
Zeit und Energie in die Kom-
munikation investieren müs-
sen. Und man kann daraus
lernen, dass ein großer Wurf
nicht einfach ist.
Das ist tatsächlich ein schö-
nes Beispiel. Die Journalistin
Anneliese Rohrer hat von vo-
rauseilendem Misstrauen ge-
genüber der Politik gesprochen,
man könnte auch von Vor-
ratsmisstrauen sprechen, es
gibt ja eine Reihe von Protest-
Hotspots. Wie geht man denn
mit den lokalen Emotionen
um? Wie vermeidet man die
Fehler der Vergangenheit?
Drexler:
Zuerst muss man
von den eigenen Vorschlägen
überzeugt sein – auf Grund-
lage guter Argumente. Gute
Argumente kann man nur ha-
ben, wenn man nicht die rei-
ne Lehre der Gesundheitsö-
konomen, der medizinischen
Wissenschaft oder der volks-
wirtschaftlichen Bedeutung
regionaler Standorte in den
Mittelpunkt stellt, sondern
von sich aus versucht, diese
unterschiedlichen Ebenen in
eine optimale Verknüpfung
zu bringen. Es ist völlig naiv
zu glauben, eine Diskussi-
on über Spitalsstrukturen
ohne regionalwirtschaftliche
und regionalpolitische Er-
wägungen führen zu können.
Andererseits darf man sich
nicht so unbeweglich machen,
dass man sagt, jeder Stein
muss so bleiben, wie er ist.
Ich habe das unlängst den
Kollegen von der Kommunis-
tischen Partei in der Land-
tagsdebatte vorgeworfen – ich
würde auch mit ihnen gerne
über die Weiterentwicklung
der Spitalsstrukturen disku-
tieren, aber das ist schwierig,
solange sie den Justament-
Standpunkt vertreten, der
status quo sei das Ideale. Ich
habe hinzugefügt, dass das
vor allem für eine revolutio-
näre Partei ein verhaltensori-
gineller Ansatz ist …
… wenn die Revolution bereits
gelungen ist …
Drexler:
… man kann da-
von ausgehen, dass das nicht
der Fall ist. Also: Man muss
von den eigenen Vorschlägen
überzeugt sein. Man muss
aber auch bereit sein, alle
Diskussionen zu führen, auch
jene, die emotional gefärbt
sind. Ich erinnere an die
Debatten über die Geburten-
station in Voitsberg. Da gab
es massive Versuche, die eben
geschlossene Station wieder
zu öffnen. Wir haben die
Maßnahme und den gesam„Gute Argumente kann man nur
haben, wenn man von sich aus
versucht, die unterschiedlichen
Ebenen in eine optimale
Verknüpfung zu bringen.“
ÆRZTE
Steiermark
|| 09|2015
11