Previous Page  16 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 16 / 68 Next Page
Page Background

16

ÆRZTE

Steiermark

 || 09|2015

Foto: Fotolia

PRAXIS

am besten über die Broschüre

der ÖÄK. Mit diesem Über-

blickswissen gerüstet sollten

Ärztinnen und Ärzte eine

Fachkraft in die Ordination

holen. „Ein derartiger Bar-

rierecheck ist in eineinhalb

Stunden absolviert, wenn ad

hoc Lösungen angedacht wer-

den, dauert er vielleicht vier

Stunden“, schätzt Sieber.

Kleine Veränderungen

– große Wirkung

Entsprechend qualifizierte

Fachleute finden sich in In-

genieurbüros, bei planenden

Baumeistern, Zivilingeni-

euren und Architekten, die

sich jeweils auf die Thema-

tik spezialisiert haben. Sieber

weist darauf hin, dass oft

schon mit kleinen Verände-

rungen große Wirkung erzielt

wird: Eine Umstellung des

Mobiliars im Untersuchungs-

raum schafft Platz für das

U. JUNGMEIER-SCHOLZ

„Rund 40 Prozent der Be-

völkerung sind Betroffene,

nämlich Menschen, die mit

baulichen Hürden im Alltag

zu kämpfen haben“, erklärt

Bernd Sieber, Inhaber des

gleichnamigen Ingenieurbü-

ros und Fachmann für bar-

rierefreie Bauten. „Entweder

sitzen sie im Rollstuhl oder

haben einen Kinderwagen

dabei, ein Kind am Arm oder

erleben aufgrund ihres Alters

eine Stiege als Hindernis.“ Für

all diese Menschen bedeu-

tet barrierefreies (Um-)Bauen

eine große Erleichterung im

Alltag. Barrierefreie Arztpra-

xen verfügen daher über ei-

nenWettbewerbsvorteil, denn

Betroffene gehen bevorzugt

dorthin, wo sie die nötigen

Bedingungen vorfinden.

Wie Barrierefreiheit her-

gestellt werden kann, lässt

sich allerdings immer nur

an konkreten Gebäuden und

Ordinationsräumlichkeiten

planen. Der Experte emp-

fiehlt daher, sich zunächst ein

wenig ins Thema einzulesen –

Manövrieren eines Rollstuhls

oder Behandlungsstühle mit

klappbaren Lehnen ermög-

lichen Älteren ein leichteres

Aufstehen, ohne dass die Leh-

nen anderen Patientinnen

und Patienten im Weg sind.

Hürdenlos

kommunizieren

Stiefkind der Überlegungen

zur Barrierefreiheit sind meist

die kommunikativen Hürden,

die Menschen mit Sinnesbe-

hinderungen zu überwinden

haben. Der Fokus liegt dabei

auf der Gestaltung der Home-

page der Ordination, die von

Design, Textgestaltung und

Bedienbarkeit entsprechend

aufbereitet sein sollte. Bieten

Ärztinnen und Ärzte ihrer

Patientenschaft Vorträge oder

andere Veranstaltungen an,

sollten diese ebenso für be-

wegungseingeschränkte wie

sinnesbehinderte Menschen

zugänglich und erfassbar

sein; nicht zu vergessen die

Barrierefreiheit eines etwai-

gen Social Media-Auftrittes.

Die am häufigsten vorgezeigte

Visitenkarte der Ordination

ist allerdings ihre Homepage,

denn Menschen mit Behin-

derung checken gerne vorab

im Internet, inwieweit ein

Arztbesuch in der jeweiligen

Ordination für sie überhaupt

möglich ist und ob sie dazu

eine Begleitperson benötigen.

Auf der Homepage selbstver-

ständlich sein sollten daher

variierbare Schriftgrößen und

Graustufeneinstellungen. Für

Menschen mit Gehörschädi-

gung ist jedes Videomateri-

al mit Untertiteln zu verse-

hen, für nicht geburtsblinde

Menschen mit starker Seh-

behinderung jedes Bild mit

einem aussagekräftigen Bild-

beschreibungstext, den ein

Vorlesesystem erfassen kann.

Die Sprachausgabe managen

viele sehbehinderte Menschen

mit ihrem eigenen Endgerät,

wichtig ist die Kompatibilität.

„Keinesfalls sollte die Web-

site mit Flash als Programm

Wettbewerbsvorteil

Barrierefreiheit

Wer in seiner

Ordination für Barrierefreiheit sorgt, verfügt

über einen Wettbewerbsvorteil. Daher empfiehlt sich eine

baldige Bestandsaufnahme der Gegebenheiten in der Praxis –

inklusive der oft vergessenen Kommunikationsbarrieren.

Wie Barrierefreiheit hergestellt werden

kann, lässt sich allerdings immer

nur an konkreten Gebäuden und

Ordinationsräumlichkeiten planen.