

Ohne größere öffentliche Wahrnehmung wurde
ein Großprojekt realisiert. Die ärztliche Ausbil-
dung ist auf völlig neue Beine gestellt.
Im Wesentlichen geht es um drei wichtige Anliegen:
Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung sollen keine bil-
ligen Systemerhalter sein, sondern tatsächlich eine
fundierte Ausbildung erhalten.
In Zeiten der zunehmenden Spezialisierung soll es die
Möglichkeit geben, das gewünschte Gebiet umfassend
zu erleben, ohne aber den Gesamtüberblick zu ver-
nachlässigen. Dafür wurde ein Modulsystem geschaf-
fen, das diesen Anforderungen gerecht wird.
Drittens geht es um die internationale Kompatibilität.
Eine österreichische Ausbildung muss zumindest im
europäischen Ausland Anerkennung finden – das gilt
natürlich auch umgekehrt.
Sicher gibt es im Detail auch Einwände, die den ei-
nen oder anderen fachlichen Bereich betreffen. Hier
gibt es nicht nur die Möglichkeit, sondern die feste
Absicht, gemeinsam mit den betreffenden Fachge-
sellschaften nachzujustieren. Es muss ein Lernen aus
praktischen Erfahrungen geben.
Ein solches Großkonzept kann aber nur funktionie-
ren, wenn es die Ausbildungsstätten tun. Mit einer
umfassenden Evaluierung und anspruchsvollen
Anforderungen kann das aber sehr gut gelingen. Vor
allem dann, wenn die Träger der Ausbildung ent-
sprechend Raum und Wertigkeit geben – mit dem
Ausbildungsoberärzte-System der KAGes sind wir in
der Steiermark sehr gut vorgegangen.
Aber selbst das tollste System, die beste Dokumentati-
on und die strengste Kontrolle können eines nicht er-
setzen: das persönliche Engagement, die Begeisterung
und Leidenschaft für die Ausbildung – für die eigene
aus der Perspektive derer, die ausgebildet werden, –
und für die der anderen aus Sicht der Ausbildenden.
Da bin ich aber optimistisch: Wie wichtig gute Aus-
bildung ist, ist allen völlig klar.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
INTRA
Weiterer Kurienbericht ab Seite 46.
Martin Wehrschütz
Die neue Ausbildung
ist eine große Chance
KONT A
Die Steirer haben unabhängig von Alter, Geschlecht
und finanzieller Leistungsfähigkeit das Recht auf best-
mögliche medizinische Versorgung und Pflege in ih-
rem Heimatland. Durch fragwürdige Einsparungsmaß-
nahmen und Strukturbereinigungen ist dieses Recht
jedoch in Gefahr.
Der immer größer werdende Ärztemangel wird in der
Steiermark zunehmend signifikanter. Es ist zu befürch-
ten, dass die Patientensicherheit nicht mehr gewährlei-
stet werden kann. Am Beispiel der Unfallchirurgie am
LKH Graz werden Fehlentwicklungen sichtbar.
Diese versorgt pro Jahr zwischen 33.000 und 36.000
Patienten ambulant. Es werden ca. 2.200 Operationen
durchgeführt und 170 Schwerstverletzte behandelt. Als
einziges Polytraumazentrum und sogenanntes Level-
1-Krankenhaus der Grünen Mark deckt es ein breites
Spektrum an Notfall-Operationen ab. Neben der
Steiermark gehören das südliche Burgenland und Ost-
kärnten zum rund 1,4 Millionen Menschen zählenden
Einzugsgebiet des Spitals.
Ein Vergleich dazu: Die Stadt Wien mit 1,8 Millionen
Einwohnern verfügt über drei Polytraumazentren.
Aufgrund des Abgangs von einigen erfahrenen Unfall-
chirurgen in den Jahren 2014 und 2015 spitzte sich die
Lage an dieser Unfallchirurgie im April 2015 zu. Diese
Situation veranlasste die Ärzte der Grazer Unfallchi-
rurgie zu Recht dazu, „Gefahr im Verzug“ auszurufen.
Es ist die Aufgabe der Landesregierung, die Rahmen-
bedingungen für eine ausreichende unfallchirurgische
Versorgung in der Steiermark sicherzustellen. Die
Ausstattung des einzigen Level-1-Krankenhauses in der
Steiermark mit einem entsprechenden Kontingent an
Personalressourcen ist dafür unabdingbar.
Dipl-Ing. Hedwig Staller ist Umwelttechnikerin und
Landtagsabgeordnete der FPÖ. Sie ist Gesundheits
sprecherin ihrer Partei im Steiermärkischen Landtag.
Beiträge in der Kolumne KONTRA geben ausschließlich
die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen
Autors wieder.
Hedwig Staller
Keine fragwürdigen
Einsparungsmaßnahmen
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ÆRZTE
Steiermark
|| 09|2015