AERZTE Steiermark 09 | 2014 - page 41

Ærzte
Steiermark
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Angestellte Ärztinnen und Ärzte
Foto: Ärztekammer; Illustration: Mirko Maric
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verhand lungen gesehen
werden. Ohne signifikante
Verbesserung der Grundein-
kommen werden KAGes und
MUG noch größere Probleme
bei der Suche nach Dienst-
nehmern bekommen. Es gibt
also keinen Grund, sich vor
den finanziellen Auswir-
kungen zu fürchten.
Derzeit werden bereits un-
terschiedliche Modelle ge-
rechnet, KAGes und Ärzte-
kammer arbeiten hier eng
zusammen.
Ein spezielles Thema
ist Teilzeitarbeit, hier
ist das Arbeitszeit-
Limit bald erreicht?
Diese Fragestellung gibt es
bereits jetzt, auch ohne Novel-
le. Aber, um die Attraktivität
für Dienstnehmerinnen und
Dienstnehmer zu verbessern,
müssen hier entsprechende Lö-
sungen geschaffen werden. Das
ist auch der KAGes bewusst.
Wie sieht es mit der
persönlichen Haftung
aus, wenn die Opt-
out-Regelung gewählt
und vorerst länger als
48 Wochenstunden
gearbeitet wird?
Eindeutige Antwort: Wenn
eine Ärztin/ein Arzt im Rah-
men der gültigen rechtlichen
Bestimmungen die Opt-out-
Variante wählt, muss der
Gesetzgeber dafür Vorsorge
treffen, dass die Arbeitneh-
mer keine haftungsrecht-
lichen Konsequenzen treffen.
Sollte das nicht unmissver-
ständlich gelingen, wird die
Ärztekammer darüber infor-
mieren und dringend raten,
sich gegen das Opt-out zu
entscheiden.
Warum gibt es noch
keine konkreteren
und detaillierten
Informationen?
Das KA-AZG liegt noch
nicht endgültig vor, das At-
traktivierungsprojekt sowie
die Dienstrechts- und Ge-
haltsverhandlungen sind im
Laufen. Strukturelle Fragen
sind ebenfalls in Diskussion.
Das heißt, es gibt in vier Be-
reichen, die ineinander wir-
ken noch keine endgültigen
Grundlagen. Erst wenn diese
vorliegen, kann es konkrete
Antworten geben. Das bietet
natürlich Raum für Spekula-
tionen und Gerüchte. Es sind
aber eben nur Spekulationen.
Was ist die Position
der Ärztekammer?
Die Ärztekammer will (und
ist sich dabei in vielen Be-
reichen mit der KAGes einig)
ein attraktives „Lebensmo-
dell Ärztin/Arzt“. Die Bau-
steine dafür sind die Ar-
beits- und Lebensqualität,
die Ausbildungsqualität für
die Jungen, ein faires und
im Vergleich zu anderen
Bundesländern und auch
Nachbarstaaten – speziell
Deutschland und Schweiz –
wettbewerbsfähiges Einkom-
men sowie die Berücksichti-
gung spezieller Bedürfnisse
(Familiengründung, Arbeits-
bedingungen im Alter etc.).
Eine klare Notwendigkeit ist
es, die Ergebnisse des Attrak-
tivierungsprojekts zwischen
KAGes und Ärztekammer
zeitgleich mit dem neuen
KA-AZG einzuführen.
Lebensmodell Arzt
Unsere Politiker und Spitalsträger
können aus
Fehlern lernen. Oder sie wiederholen. Mit allen
Konsequenzen. Die Fakten liegen auf dem Tisch.
Martin Wehrschütz
Das „Arbeitszeitgesetz neu“ liegt als Entwurf
auf dem Tisch. Ob es ein großer Wurf oder
ein Fehlschlag wird, hängt aber vom Kampf
der Lobbyisten ab, der hinter den Türen
und teils auch ganz öffentlich tobt. Da gibt
es Länder und Spitalsträger von Bregenz bis
Eisenstadt, das Sozialministerium, die Euro-
päische Kommission …
Jetzt also bereits gesichert zu sagen, wie das
Gesetz ausschauen wird, ist unmöglich. Zu
vieles ist noch unsicher. Aber eines nicht: Es
muss ein tragfähiges Lebensmodell für Ärz-
tinnen und Ärzte im Spital geben. Sonst wer-
den den Spitälern die Ärzte ausgehen. Gezähl-
te 101 Ärztinnen und Ärzte haben sich bereits
im letzten Jahr für die Alternative Wahlarzt-
praxis entschieden, im ersten Halbjahr 2014
waren es bereits 54. Als Ärztinnen und Ärzte
sind wir dazu berufen, unseren Patientinnen
und Patienten Hoffnung zu geben. Das kön-
nen wir nur, wenn wir selbst Hoffnung haben.
Die Verhandlungen und Gespräche laufen.
Wenn sie erfolgreich sein sollen, wird das
Überwindung kosten – von Barrieren und
Barrieren in der Geldtasche. Keine einfache
Übung: Aber wenn sie nicht gelingt, werden
viele Steirerinnen und Steirer zum „eng-
lischen Patienten“ der letzten Jahrzehnte
werden: Der ist auf den Kontinent geflüchtet,
weil er im eigenen Land keine angemessene
Versorgung mehr bekommen hat. England
hat aus diesen Fehlern zu lernen begonnen.
Österreich und die Steiermark können das
auch. Wir müssen sie nicht wiederholen.
Vizepräsident Martin Wehrschütz ist
Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
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