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Ærzte
Steiermark
 || 09|2014
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sonderthema Hepatitis C
Nachweis der Hepatitis C-
RNA als chronische Hepati-
tis C. Ein positiver Hepatitis
C-Antikörper alleine kann
nicht unterscheiden, ob es
sich um eine chronische
Infektion oder eine aus-
geheilte Infektion (spontan
oder durch Therapie) han-
delt. Auch falsch positive
Antikörper sind möglich.
Vermutlich bleibt der Hepa-
titis C-Antikörper auch nach
Ausheilung der Infektion
lebenslang positiv. Bei ei-
ner nachgewiesenen Infek-
tion ist die Bestimmung des
HCV-Genotyps notwendig,
denn danach richten sich
das Therapieschema und
die Therapiedauer. Es gibt
sechs Genotypen, wobei
der Genotyp 1 bei uns der
verbreitetste ist, allerdings
auch der am schwierigsten
therapierbare. In der Ver-
gangenheit war auch eine
Leberbiopsie in den meisten
Fällen unumgänglich, um
den Grad der Aktivität und
den Fibrosegrad zu bestim-
men. Mittels neuer, nicht-in-
vasiver, Diagnoseverfahren,
wie z.B. dem Fibroscan
®
,
kann der Grad der Leber-
fibrose auch ohne Biopsie
anhand der mit einer spe-
ziellen Ultraschallmethode
gemessenen Elastizität des
Lebergewebes abgeschätzt
werden.
Aufgrund der niedrigen Prä-
valenz der Infektion wird ein
generelles Screening auf
Hepatitis C nicht empfohlen.
Bei Personen mit i.v.-Dro-
gengebrauch in der Vorge-
schichte, HIV-positiven Pa-
tientInnen, EmpfängerInnen
von Blut oder Blutprodukten
sowie Spenderorganen vor
1990, DialysepatientInnen,
Personen mit klinischen
oder laborchemischen Zei-
chen einer chronischen Le-
bererkrankung sowie Ein-
wandererInnen aus Regi-
onen mit einer hohen HCV-
Prävalenz sollte jedoch ein
HCV-Screening durchge-
führt werden.
Das Ansprechen auf die
Therapie hängt von ver-
schiedenen Faktoren ab.
Neben Virusfaktoren (Geno-
typ und Viruslast), spielen
auch PatientInnenfaktoren
(Alter, Body-Mass-Index, Fi-
brosegrad) eine wichtige
Rolle. Ein Polymorphismus
(genetische Variation) im
Bereich des Interleukin-28B
(IL28B) Gens ist mit erhöh-
ten Ansprechraten unter
dualer Therapie bei HCV
Genotyp 1-PatientInnen as-
soziiert.
Das Therapieansprechen
ist definiert als eine nicht
nachweisbare Hepatitis
C-Viruslast sechs Monate
nach Therapieende (soge-
nannte sustained virological
response). Studien haben
gezeigt, dass es danach
praktisch nie zu einem neu-
erlichen Auftreten derselben
Infektion kommt. Eine Neu-
infektion ist natürlich mög-
lich, da die Therapie keine
universelle Immunität gegen
Hepatitis C erzielt.
Therapie – Geschichte
Die Therapie der chro-
nischen Hepatitis C hat seit
Beginn der 1990-Jahre be-
merkenswerte Fortschritte
erzielt. Obwohl die Da-
tenlage nicht eindeutig ist,
scheint die dauerhafte Vi-
ruselimination die Entwick-
lung des hepatozellulären
Karzinoms zu reduzierten
und so die Prognose zu ver-
besserten. Auch die Fibrose
der Leber ist prinzipiell re-
versibel. Grundsätzlich be-
steht eine Therapieindikati-
on für alle HCV-PatientInnen,
sofern keine Kontraindika-
tionen vorliegen und die
PatientInnen eine Therapie
wünschen.
In den 1990iger-Jahren
wurde zuerst mit Stan-
dardinterferon alpha ver-
sucht, die Immunreaktion
auf das Hepatitis C-Virus zu
modulieren. Diese Therapie
war mit starken Neben-
wirkungen verbunden und
die Heilungsrate lag bei
nur 15%. 1999 wurde dann
Ribavirin zur Therapie hinzu-
gefügt. Ribavirin wirkt über
unterschiedliche Mechanis-
men (Stimulation der T-
Zell-Antwort, Verhinderung
der HCV-Replikation und
Verursachung von fatalen
RNA-Mutationen im Virus)
und durch diese Kombinati-
on stieg die Heilungsrate auf
30% beim Genotyp 1 und
60 % beim Genotyp 2 und
3. 2001 wurde dann pegy-
liertes Interferon alpha ein-
geführt. Durch diese che-
mische Modifikation wurde
die Halbwertszeit des Mo-
leküls deutlich verlängert
sowie die Ausscheidung
über die Niere verringert.
Dadurch erzielte man eine
bessere Wirksamkeit bei
nur mehr einmal wöchent-
licher Gabe (davor jeden
zweiten Tag). Die seltenere
Gabe führte auch zu einer
geringeren Rate an Neben-
wirkungen. Mit pegyliertem
Interferon alpha und Ribavi-
rin konnte man ca. 50% der
PatientInnen mit Genotyp
1 und 80-90% der Patien-
tInnen mit Genotyp 2/3 the-
rapieren. Die Therapiedauer
beträgt 6-12 Monate und in
Einzelfällen sogar bis zu 18
Monate. Diese sogenannte
duale Therapie war dann
fast zehn Jahre lang Stan-
dard.
Erst 2012 wurden dann
neue Substanzen zugel-
assen, die wieder frischen
Wind in die Therapieland-
schaft der chronischen He-
patitis C, besonders beim
Genotyp 1, brachten. Ak-
tuell ist die duale Therapie
noch immer Standard bei
Genotyp 2 und 3 infizierten
PatientInnen ohne Leberzir-
rhose.
Wenn während der Thera-
pie nach drei Monaten
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