AERZTE Steiermark 09 | 2014 - page 28

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Ærzte
Steiermark
 || 09|2014
Foto: beigestelltw
sonderthema Hepatitis C
Neue Therapien der Hepatitis C
Assoz. Prof Dr. med. Vanessa Stadlbauer-Köllner
Hepatitis C ist eine der häufigsten chronischen Infektionskrankheiten.
Weltweit sind rund 170 Millionen Menschen betroffen, in Österreich
schätzt man die Zahl auf ca. 28.000 Betroffene.
Die Infektion
Jährlich kann man in Ös-
terreich mit ca. 600 Neuer-
krankungen rechnen. Welt-
weit gesehen gibt es große
Schwankungen in Prävalenz
– von 0.3% in Österreich bis
zu fast 50% in manchen
Gegenden Ägyptens (Grafik
1). Die Erkrankung bleibt oft
jahrelang unbemerkt, bis
sich eine Leberzirrhose oder
Lebertumoren entwickeln.
Die Infektion erfolgt über
Blut und Blutprodukte. Vor
1992 wurde die Infektion
sehr häufig über kontami-
nierte Blutkonserven oder
Plasmaprodukte übertragen
(das Virus wurde erst 1989
entdeckt). Heute sind Dro-
genabhängige, Gefängnis-
insassen und medizinisches
Personal die größten Risi-
kogruppen. Auch Tätowie-
rungen oder Piercings ber-
gen ein Risiko, wenn nicht
mit sterilem Einmalbesteck
gearbeitet wird. Blut- und
Plasmaprodukte sowie Or-
gantransplantationen sind
heutzutage weitgehend si-
cher, eine 100-prozentige
Sicherheit wird es allerdings
aufgrund des diagnos-
tischen Fensters zwischen
Ansteckung und Nachweis-
barkeit der Infektion im Blut
nie geben. Leider gibt es
bisher keine Schutzimp-
fung gegen Hepatitis C.
Trotz intensiver Forschung
ist eine Impfung auch in
absehbarer Zeit nicht zu er-
warten, da es einerseits für
eine Impfstoffentwicklung
notwendig ist, Labortiere
mit Hepatitis C zu infizieren,
was bisher noch nicht zu-
friedenstellend gelang, und
andererseits das Virus seine
Oberflächenstruktur häufig
ändert und sich daher der
Wirkung eines klassischen
Impfstoffes entzieht.
Nach der Infektion mit dem
Hepatitis C-Virus kommt es
nach einer Inkubationszeit
von zwei Wochen bis sechs
Monaten meistens nur zu
unspezifischen Krankheits-
symptomen. Nur 15% der
Neuinfektionen verlaufen als
akute Hepatitis mit Ikterus
und Juckreiz, der bis zu
acht Wochen dauern kann.
Insgesamt werden 70-80%
der Hepatitis C-Infektionen
chronisch. Wenn die akute
Hepatitis ikterisch verläuft,
ist allerdings die Chance
auf eine Ausheilung deutlich
höher. Von den PatientInnen
mit chronischer Hepatitis C
entwickeln im Lauf von 25
Jahren 20-30% eine Leber-
zirrhose und die Leberzir-
rhose birgt dann ein jähr-
liches Risiko von 1-3%, ein
hepatozelluläres Karzinom
zu entwickeln. Die durch
Hepatitis C bedingte Le-
berzirrhose und das hepa-
tozelluläre Karzinom stellen
daher in Europa, den USA
und in Japan eine der häu-
figsten Ursachen für eine
Lebertransplantation dar.
Allerdings kam es bisher in
nahezu 100% zu einer Rein-
fektion der neuen Leber. In
einer transplantierten Leber
ist die chronische Hepatitis
C häufig schneller progre-
dient und verläuft schwer-
wiegender und führte daher
bisher häufig zum Verlust
des transplantierten Organs.
Diagnose,
Therapieerfolg
Die Hepatitis C-Infektion
wird meistens über einen
positiven Anti-HCV-Antikör-
per vermutet. Der Nachweis
der HCV-RNA mittels PCR
im Blut ist dann der Beweis
für eine aktuell vorhandene
Infektion. Wird eine Hepa-
titis C-Infektion entdeckt,
so gilt die Erkrankung de-
finitionsgemäß nach sechs
Monaten mit positivem
Grafik 1: From
Global control
of hepatitis C:
where chal-
lenge meets
opportunity
(David L
Thomas)
Assoz.-Prof. Dr. med. univ.
Vanessa Stadlbauer-Köllner,
Fachärztin für Innere Medizin,
Leiterin der Forschungseinheit
„Transplantation Research“, Lo-
kale Transplantationsbeauftragte
LKH-Universitätsklinikum Graz
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...64
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