AERZTE Steiermark 07/08 2014 - page 44

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Ærzte
Steiermark
 || 07/08|2014
Angestellte Ärztinnen und Ärzte
Fotos: Ärztekammer
Kurs halten
Aus dem Wunsch,
im Rahmen des Projekts „Lebensphasen-
orientierung Ärzte“ die „bestmöglichen Arbeitsbedingungen“
zu schaffen, ist ein Vorschlagskatalog geworden, der nun der
Umsetzung harrt.
Im Herbst letzten Jahres
startete das Projekt „Lebens-
phasenorientierung Ärzte
– bestmögliche Arbeitsbe-
dingungen“ der KAGes, der
MUG und der Ärztekammer.
Nun, 10.000 Arbeitsstunden
von 80 Beteiligten in acht
Arbeitsgruppen in 35 Pro-
jektgruppen und neun Pro-
grammleitungstreffen später,
ist es Zeit, eine inhaltliche
Zwischenbilanz zu ziehen.
Das Projekt, das war von
Anfang an klar, bewegt sich
in einem Spannungsverhält-
nis: Die Budgetvorgaben sind
für Unternehmen im Eigen-
tum der öffentlichen Hand
eng. Gleichzeitig sind gesetz-
liche Aufträge zu erfüllen. Sie
betreffen die medizinische
Versorgung genauso wie For-
schung und Lehre.
Dem gegenüber stehen das
Recht auf Work-Life-Balance,
der Anspruch auf eine quali-
tativ gute, umfassende Aus-
bildung, entsprechende Ar-
beitsverteilung, Arbeitsklima
und Karrieremöglichkeiten.
Die soziodemografischen
Rahmenbedingungen – der
steigende Frauenanteil – und
die sich verändernde Ein-
stellung der Männer erfor-
dert mehr Augenmerk auf
die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf – sie sind aber von
noch einer Herausforderung
überlagert: dem Ärztemangel.
Der ist aber nicht so sehr ein
Mangel an jungen Menschen,
die in die Medizin gehen wol-
len, sondern von solchen, die
angesichts der bestehenden
Situation als Ärztin und Arzt
in Österreich und der Steier-
mark arbeiten wollen.
Sensible Themen
In einer Fokusgruppe wur-
den die sensiblen Themen
angesprochen: Turnus- und
Assistenzärztinnen und -ärzte
fordern eine gute Ausbildung
ein, diejenigen, die sie leisten
sollen, brauchen zeitliche und
finanzielle Ressourcen. Alle
Gruppen fordern die Reduk-
tion der Durcharbeitszeit auf
24 bzw. 25 Stunden und eine
Reduktion der Wochenar-
beitszeit ohne Einkommens-
verluste. Ein angemessenes
Gehalt (vor allem Grundein-
kommen) ist ebenfalls eine
dringende Forderung. As-
sistenzärztinnen und -ärzte
fordern dauerhafte Arbeits-
verhältnisse statt Kettenver-
träge. Für die Jüngeren sind
ausreichend Kinderbetreu-
„Kostenneutral lässt sich das Projekt nicht umsetzen. Natürlich
ist Geld nicht alles, aber schlechte Grundeinkommen
zwingen zur Selbstausbeutung und werden auch als Ausdruck
mangelnder Wertschätzung empfunden. Wenn man auf das
Gesamteinkommen schaut, kommt es so nur zustande, wenn
weit über 40 und 48 Stunden pro Woche hinaus gearbeitet
wird. Umgelegt auf den Stundenlohn gibt es viele – auch
schlechter qualifizierte – Berufe, wo man gleich viel oder sogar
deutlich mehr verdient.“
Vizepräsident Martin Wehrschütz, Kurienobmann
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