

ÆRZTE
Steiermark
|| 07_08|2017
37
Foto:
KOMMUNIKATION
s: Helmut Lunghammer
Sechs Minuten Zeit, um das
eigene Forschungsgebiet sach-
lich richtig und verständlich,
aber gleichzeitig amüsant und
mitreißend darzustellen – so
lautet die Herausforderung
beim Science-Slam (nach dem
Vorbild des literarischen Poe-
try-Slam). Die besten Beiträge
werden vom Publikum nach
den Kriterien Thematik, Ver-
ständlichkeit und Präsentati-
on prämiert.
Initiiert wurde die öster-
reichische Variante dieses
wissenschaftlichen Kurz-
vortragsturniers, die auch
vom Wissenschaftsministe-
rium unterstützt wird, von
Bernhard Weingartner von
der Technischen Universität
Wien.
Mehrmals in Folge hatten
in der Vergangenheit beim
steirischen Wettbewerb die
Techniker die Nase vorn, aber
schon im Vorjahr konnte das
Team „Melanoscience“ der
Medizinischen Universität
Er spielt – mit sichtlichem
Vergnügen – den teuflisch
entarteten Melanozyten, wäh-
rend Christoph Schwab den
Ophthalmologen mit einem
Ballonauge als Demonstrati-
onsobjekt mimt. Katharina
Schwab, Ärztin an der HNO,
tritt als Hundeführerin auf.
Wer jetzt meint, der Hund
könne nichts mit der gemein-
samen Forschungsarbeit zu
tun haben, der irrt. Georgio
ist nämlich Träger des Merle-
Gens. Das bedeutet, dass bei
ihm nur einige Gruppen von
Melanozyten Pigmente pro-
duzieren können. Die Wan-
derung dieser Gruppen kann
man anhand des Pigmenta-
tionsmusters des Fells, aber
auch der Iris nachvollziehen
„So haben wir eine Hypothese
aufgestellt, wie die Pigmentzel-
len in das Auge einwandern“,
erläutert Augenarzt Schwab.
Der Ort bestimmt die Gefahr.
Pigmentzellen generell – und
damit auch entartete – wan-
Graz das Landesfinale für sich
entscheiden – und nun so-
gar die österreichische Staats
meisterschaft. Im Auditorium
des voll besetzten Orpheums
hielt Rektor Hellmut Samo-
nigg dem Team der Meduni
die Daumen – und gratulierte
gleich im Anschluss.
Pigmentzellen,
die ins Auge gehen
Das siegreiche Quartett, das
am 4. Dezember in Brno/
Brünn bei der Europameister-
schaft antreten darf, besteht
aus drei ÄrztInnen und dem
Hund Georgio. „Wir haben im
Rahmen der Forschungsar-
beit zusammengefunden“, er-
klärt Christoph Schwab vom
Grazer Klinikum für Augen-
heilkunde. Sein Kompagnon
Rainer Hofmann-Wellenhof
leitet die Grazer Forschungs-
einheit „Teledermatologie,
Prävention und innovative di-
agnostische Verfahren in der
Dermatoonkologie“ und hat
sich auf die Früherkennung
von Melanomen spezialisiert.
dern nach dieser Hypothese
von hinten nach vorne ins
Auge. Stimmt die Annahme
des Melanoscience-Teams,
würde das erklären, warum
Melanome im hinteren Be-
reich des Auges um so viel
gefährlicher sind als jene an
der Iris: Weil die Zellen dort
– bildlich gesprochen – noch
jung, pubertär und folglich
fortpflanzungsfreudig sind,
während sie in der Iris eine
gemütliche Seniorenresidenz
gefunden haben.
Wer die Erklärung im Ori-
ginal ansehen möchte und
wissen will, welche Rolle vier
Schirme dabei spielen, hat auf
Youtube dieMöglichkeit dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=DmCGAK1DXe8
Auf die Frage, wie sich Onko-
logie und Humor vertrügen,
hat Christoph Schwab rasch
eine Antwort parat: „Ich wür-
de es anders sehen: Forschung
und Kreativität gehen Hand
in Hand.“
Science-Slam-Staatsmeister:
„Forschung und Kreativität“
Erstmals fand die
österreichische Science-Slam-Meisterschaft
außerhalb Wiens statt – und die gastgebenden Grazer stellten mit
„Melanoscience“ von
der Meduni Graz auch
gleich das Siegerteam.