

ÆRZTE
Steiermark
|| 04|2017
7
Für viele – vor allem junge Ärztinnen und Ärzte
– ist es attraktiver, im Team zu arbeiten als alleine
eine Praxis zu führen. Die Möglichkeit gibt es:
Sie heißt Gruppenpraxis. Um diese Gruppenpra-
xis ranken sich – leider – auch falsche Mythen.
Ein falscher Mythos heißt Honorarabschlag. Leis-
tungen werden in Gruppenpraxen gleich hono-
riert wie in Einzelpraxen.
Wenn Ärztinnen und Ärzte mit Einzelverträgen
in einer Versorgungsregion sich zu einer Grup-
penpraxis zusammenschließen wollen, erfolgt
auch keine neuerliche Ausschreibung, es braucht
nur die Zustimmung der Gesamtvertragspartner
Ärztekammer und Gebietskrankenkasse.
Natürlich ist die Entscheidung für eine Grup-
penpraxis dennoch eine, die reiflich überlegt sein
will. Passen wir überhaupt zusammen, müssen
sich die potenziellen Partnerinnen und Partner
fragen. Schließlich sind sie in der Gruppenpraxis
wirtschaftlich eng miteinander verbunden und
tragen alle Risiken gemeinsam.
Und natürlich gibt es Alternativen: Netzwerke
von Einzelvertragspartnern sind eine.
Aber angesichts der Tatsache, dass Gruppenpra-
xen die besten Synergieeffekte bieten, sollte diese
Möglichkeit zumindest ernsthaft geprüft werden.
Es lohnt sich, dabei auch Rat von außen einzu-
holen, vielleicht mit Kolleginnen und Kollegen
zu sprechen, die bereits Erfahrungen in einer
Gruppenpraxis haben. Und jedenfalls mit den
Expertinnen und Experten in der Kurie Nieder-
gelassene Ärzte Kontakt aufzunehmen.
Denn natürlich ist im Rahmen des Kassenver-
tragssystems manches recht komplex. Und es ist
gut, sich vorab die richtigen Fragen zu stellen
und stellen zu lassen.
Dr. Norbert Meindl ist geschäftsführender
stv. Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte.
EXTRA
Weiterer Kurienbericht ab Seite 48.
Norbert Meindl
Bekenntnis zur
Gruppenpraxis
DEBATTE
STANDORTBESTIMMUNG
Herwig Lindner
Auch nach der Wahl haben
gemeinsame Anliegen Vorrang
Die Ärztekammerwahlen 2017 sind geschlagen. Danke an alle
Kolleginnen und Kollegen, die sich an dieser Wahl beteiligt ha-
ben. Dass jede Stimme zählt, gilt nicht nur für die angetretenen
Listen, sondern auch für die gesamte Standesvertretung.
Gegner der Ärzteschaft nehmen die Ärztekammerwahl gerne
zum Anlass, um die Ärzteschaft insgesamt zu kritisieren. Da ist
von geringer Wahlbeteiligung die Rede und dass die ärztliche
Kritik an der Gesundheitspolitik „wahlkampfbedingt“ sei.
Das ist reine Polemik. Schauen wir uns doch die Wahlen in der
Wirtschaftskammer und der Ar-
beiterkammer an, deren Bedeu-
tung als Interessenvertretungen
kaum jemand in Zweifel zieht:
In keiner Landesarbeiterkam-
mer lag die Beteiligung zuletzt
bei mehr als 45 Prozent, bei
fünf Kammern waren es weni-
ger als 40 Prozent. Ähnlich die
Wirtschaftskammern: Auch hier
wurde in keiner Kammer eine Wahlbeteiligung von 50 Prozent
erreicht, teilweise lag sie sogar unter 30 Prozent.
Und was die Inhalte betrifft: Natürlich sind Wahlen Zeiten, wo
deutlicher und pointierter gesprochen wird. Aber die Positionen
und Kritikpunkte verändern sich durch die Wahlen nicht. Zu-
mutbare Arbeitsbedingungen, Bürokratieabbau und ärztliche
Autonomie sind zu allen Zeiten wichtige Themen.
Ja, es wird auch polemisiert und es tauchen „ganz zufällig“ ir-
gendwelche Behauptungen auch in Publikums- und sozialen
Medien auf. Aber diese Erscheinungen sind bei anderen Wahlen
ebenfalls festzustellen. In Wahlzeiten geraten Sachlichkeit und
Sachpolitik bisweilen in den Hintergrund, egal ob es sich um
Bund, Länder, Gemeinden oder Interessenvertretungen handelt.
In einem Punkt unterscheiden sich die Ärztekammerwahlen
aber von anderen: Der Intensivwahlkampf dauert in der Regel
nur einige Wochen, nicht Monate. Und es gibt schon gar keinen
Dauerwahlkampf. Weil Ärztinnen und Ärzte über die Frakti-
onen hinweg zu allen Zeiten die gleichen Anliegen haben: gute
Arbeit für ihre Patientinnen und Patienten leisten zu können.
Dafür treten wir ein, dafür kämpfen wir. Immer.
Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark.
Fotos: Schiffer/Ärztekammer Steiermark, Mediendienst/Furgler, Fotostudio Meister, Oliver Wolf