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ÆRZTE
Steiermark
|| 04|2017
Ein Abschied – auch zu neuen Ufern – ist immer
mit Freude, aber auch ein wenig Wehmut verbun-
den. Der steht mir bevor. Damit niemand speku-
lieren muss: Ich werde die Leitung der Radiologie
des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in
Eisenstadt übernehmen.
Das ist ein Grund, Danke zu sagen: Vor allem Ih-
nen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Natürlich bin
ich für alle positiven Rückmeldungen besonders
dankbar. Wer wäre das nicht? Aber vielleicht noch
wertvoller waren kritische Anmerkungen, weil sie
Motivation waren, aus Gutem etwas Besseres zu
machen. Weil sie Anlass waren, auch die eigene
Position immer kritisch zu hinterfragen. Danke.
Ich hätte meine Arbeit in der Ärztekammer nicht
ohne die großartige Unterstützung der Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter machen können, nicht
ohne deren Sachkompetenz und ohne deren En-
gagement. Diese Hilfe wünsche ich allen, die mir
nachfolgen, auch. Sie ist nicht selbstverständlich.
Und ich danke unseren „Systempartnern“, wie
man es nennt: der KAGes, der Meduni, den
privaten Trägern und natürlich den politisch
Verantwortlichen. Ich denke, wir haben aus den
politischen Vorgaben der Europäischen Union
(Stichwort Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz)
in der Steiermark etwas Besonderes herausgeholt,
wir haben viel bewegt, auch viel Geld – das weiß
ich. Natürlich hatten wir Diskurse und Dispute,
das gehört dazu. Aber der Erfolg war ein gemein-
samer, der nur möglich wurde, weil wir letztlich
ein gemeinsames Ziel und immer Respekt vorei-
nander hatten.
Wie groß dieser Erfolg war, werden wir wahr-
scheinlich erst in einigen Jahren wirklich ermes-
sen können. Das richtige Maß zwischen Ungeduld
und Geduld gehört zum Arztsein genauso wie zur
Politik. Mögen wir es immer finden.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
INTRA
Weiterer Kurienbericht ab Seite 46.
Martin Wehrschütz
Danke!
KONT A
Noch vor wenigen Jahren haben wir uns gebrüstet, das
beste Gesundheitssystem der Welt zu haben. In den letz-
ten Jahren wird plötzlich vieles krank geredet, auch un-
ser Gesundheitssystem – aber ist es wirklich so schlecht?
Der Blickwinkel und die Interessenslage der Kritiker
mögen es ausmachen. Verschiedenste Lobbies haben
Interesse daran, zu sticheln und zu nörgeln. Denn wo
etwas zerstört wird, kann Neues geschaffen werden, kön-
nen eigene Interessenslagen ausgenützt werden.
Aus dem Blickwinkel des Patienten sind wir in den Dis-
ziplinen „Akutmedizin“ und bei der klassischen „Abklä-
rungsmedizin“ häufiger Krankheiten. Eines der besten
Notarztsysteme der Welt wird dabei ergänzt durch
hervorragende Versorgungen in unseren Spitals-Auf-
nahmen – ein Grund, weswegen Menschen gerne dort
hingehen. Sie bieten einen niederschwelligen Zugang zu
höchster Level-Medizin, in erster Linie in den chirur-
gischen und internistischen Fächern – die Erfolge der
Stroke Units und Intensivstationen nicht zu vergessen.
Aber das ist es nicht allein: Auch z. B. die orthopädische
Versorgung ist im Vergleich zu anderen Ländern erst-
klassig. Wenn man in anderen Ländern Europas mit of-
fenen Augen durch die Städte geht, sieht man viel Elend
bei Hüften und Knien usw., viel mehr als bei uns. Viele
hervorragende Leistungen sieht man nicht so gut – von
Augenoperationen und HNO-Interventionen hin zu
den vielen weiteren Disziplinen wie Kinderheilkunde,
Gynäkologie und Geburtshilfe, von einer hervorragend
aufgestellten Dermatologie bis zu Zahnmedizin und
Kieferchirurgie, Radiologie, Strahlentherapie und Pal-
liativmedizin. Überall wird intensiv und patientenori-
entiert gearbeitet – die Psychiatrie und Psychotherapie
nicht zu vergessen.
Seien wir stolz auf das, was da ist. Nehmen wir es als Ba-
sis für die Zukunft. Wir brauchen hier Evolution zu den
neuen Bedürfnissen und den nötigen Änderungen, die
sich aus veränderten Disziplinen ergeben. Mein Credo:
eine weiterhin starke Allgemeinmedizin als Kontra-
punkt zum allzu großen Trend zur Spezialisierung und
der Spitalsmedizin.
Hermann Toplak ist Inhaber der Professur für Medi
zinische Fortbildung und Lebenslanges Lernen an der
Meduni Graz.
Hermann Toplak
Seien wir stolz
auf das, was ist