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Ærzte

Steiermark

 || 02|2017

Im allgemeinen Reformgeschrei der letzten Zeit

ist eine Reform fast untergegangen – vielleicht

weil sie „nur“ die Ärztinnen und Ärzte betrifft:

die Reform der Ärzteausbildung. Natürlich wurde

trotzdem darüber berichtet und ich will die De-

tails auch nicht wiederholen.

Eines ist mir jedoch wichtig: Das wesentliche Ziel

dieser umfassenden Neugestaltung war es, dafür

zu sorgen, dass österreichische Ärztinnen und

Ärzte mit ihren Zeugnissen überall in Europa An-

erkennung finden. Denn Länder haben Grenzen,

auch im Europa des 21. Jahrhunderts, die Medizin

soll sie aber nicht haben. Und eine junge Ärztin,

ein junger Arzt aus Österreich, die oder der in

einem Land Erfahrungen sammeln will, soll nicht

durch die Nichtanerkennung ihrer bzw. seiner

Ausbildung gebremst werden.

Aber der Ärztemangel, höre ich rufen. Die Jungen

sollen doch hierbleiben. Einfache Antwort: Ers­

tens sollen die Jungen nicht hierbleiben, weil sie

dazu gezwungen sind, sondern weil sie es wollen,

weil die Bedingungen für sie stimmen. Zweitens:

Hierbleiben soll nicht heißen, nie im Ausland

gewesen zu sein. Auch ein Spital in Deutschland,

England, Dänemark, Belgien … und die Arbeit

dort erlebt zu haben, kann ein wichtiger Teil der

Qualität der Ausbildung sein.

Viele auch ältere Ärztinnen und Ärzte verweisen

in ihrer Biografie gerne auf Zeiten in anderen

Ländern. Das darf man den jungen Kolleginnen

und Kollegen nicht verwehren – im Gegenteil, je-

dem, dem die Qualität der Medizin in Österreich

am Herzen liegt, muss froh und dankbar sein,

wenn sie von Ärztinnen und Ärzten getragen

wird, die auch andere Teile Europas und der Welt

kennen. Wir sollten stolz sein, wenn Österreichs

Medizin international anerkannt wird. Und wir

müssen ständig daran arbeiten, dass sie diese An-

erkennung finden kann.

Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz

ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.

intra

Weiterer Kurienbericht ab Seite 42.

Martin Wehrschütz

Die Medizin darf keine

Grenzen haben

kont a

Viel Diskussionsstoff liefert die Gesundheits- und Spi-

talsreform in der gesamten Steiermark. In den Bezirken

Murtal und Murau befürchtet die Bevölkerung eine

Ausdünnung der Gesundheitsversorgung in der Region.

Während sich die Abläufe im Spitalsverbund Judenburg-

Knittelfeld und den darin zusammengeführten Stand-

orten Judenburg und Knittelfeld inzwischen gut einge-

spielt haben und die Zuständigkeiten klar sind, herrscht

vor allem im Bezirk Murau immer noch Unsicherheit,

was die weitere Zukunft des Standortes auf der Stolzalpe

und die damit verbundene Versorgung der Bevölkerung

im Bezirk betrifft. Nach der Schließung der Internen

Abteilung am LKH Stolzalpe erfolgt die internistische

Versorgung nunmehr ausschließlich durch die Interne

Abteilung am LKH Knittelfeld. Der Spitalsverbund Ju-

denburg-Knittelfeld betreibt am Standort Stolzalpe aber

zudem eine dislozierte internistische Notfallambulanz.

Die Schließung der Internen Abteilung am LKH Stolzal-

pe wird in der Murauer Bevölkerung noch immer sehr

emotional diskutiert und kritisiert.

Landtagsabgeordnete Manuela Khom (ÖVP) aus

Murau, seit 16. Juni 2015 auch Zweite Landtagspräsi-

dentin, sieht den LKH-Standort Stolzalpe durch die

zusätzliche Installierung einer „Ortho Rem“, die auf

eine Initiative des Ärzteteams rund um Primaria Dr.

Walpurga Lick-Schiffer zurückgeht, gesichert. Das hat

auch Landesrat Christopher Drexler so kolportiert. Im

regionalen Strukturplan für Gesundheit ist das LKH

Stolzalpe jedenfalls als „steirischer Zukunfts-Standort“

eingezeichnet.

Der „Steirische Gesundheitsplan 2035“ sieht nur mehr je

ein Leitspital in jeder der sieben steirischen Regionen vor.

Exklusive Uniklinik und Landesnervenklinik Sigmund

Freud. Dazu sollen noch effizient und wirtschaftlich

arbeitende Gesundheits- und Facharztzentren kommen.

Vor allem in ländlichen Regionen werden in Zukunft

aber Versorgungsengpässe befürchtet. Parallel zur ge-

planten „Qualitätsverbesserung“ immedizinischen Be-

reich und den damit verbundenen Schritten müssen die

Verantwortlichen ihre Ziele der Bevölkerung glaubwür-

dig verkaufen. Die Akzeptanz wird nicht zuletzt von ei-

ner offenen und ehrlichen Informationspolitik abhängen.

Wolfgang Pfister ist Chefredakteur und Geschäftsfüh-

rer der „Murtaler Zeitung“ und der „WOCHE Murtal“.

Wolfgang Pfister

Ausdünnung befürchtet