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ÆRZTE

Steiermark

 || 01|2017

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Der entschlossene Kampf der Ärzteschaft gegen

die Aufweichung der österreichischen Gesund-

heitsversorgung wurde von der Politik und ihren

Beiträgern gesetzlich abgeschmettert. Mit viel

Propaganda-Getöse – die beste Propaganda war

es, den Ärztinnen und Ärzten Propaganda vor-

zuwerfen.

Aber es wurden, um die Kritiker zu besänftigen,

auch Versprechen gemacht. Diese Versprechen

stehen zwar nicht im Gesetz, aber es gibt sie pro-

tokolliert und dokumentiert.

Nun wird es darum gehen, dafür zu sorgen, dass

diese Versprechen keine leeren bleiben:

Tatsächlich dafür zu sorgen, dass die landärzt-

liche Versorgung aufrechterhalten bleibt, dass in

Zentren Ärztinnen und Ärzte entscheiden und

nicht anonyme Investoren. Sicherzustellen, dass

Stellenpläne regionalen Bedürfnissen gerecht

werden. Fachärztinnen und Fachärzte nicht aus

der Grundversorgung zu verdrängen. Versicher-

ten die Wahlarztrückersätze nicht wegzunehmen.

Das alles wurde zugesichert. Aber jetzt geht es

um Garantien. Garantien, die auch noch in eini-

gen Jahren halten, wenn die jetzigen politischen

Entscheidungsträger nicht mehr in der Funktion

sind.

Das wird mühevoll und rechtlich nicht ganz

einfach. Aber Zusagen sind einzuhalten. Und

die Ärzteschaft wird alles in ihrer Kraft Stehende

tun, damit die Politik auch umsetzt, was sie der

Ärzteschaft und der Bevölkerung zugesagt hat.

Sie wird die Politik immer wieder daran erinnern,

was sie sich vorgenommen hat.

Wenn sie ihre Versprechen nicht wahrmacht,

dann hat sie nicht nur das Vertrauen der Ärzte-

schaft, sondern von ganz Österreich verspielt.

Vizepräsident Dr. Jörg Garzarolli

ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte.

EXTRA

Weiterer Kurienbericht ab Seite 44.

Jörg Garzarolli

Versprechen

sind zu halten

DEBATTE

Fotos: Ärztekammer Steiermark/Schiffer, Furgler, Hassler/Kleine Zeitung. Grafik: Mirko Maric´

STANDORTBESTIMMUNG

Herwig Lindner

Ohne Ärzte kann die Politik

Menschen nicht ernst nehmen

Ich gestehe: Ich bin Ärztekammerfunktionär. Gegen diese „Ärz-

tekammerfunktionäre“ haben Politikerinnen und Politiker in den

letzten zwei Monaten heftig gewettert. Sie haben da nur etwas

übersehen: Um Ärztekammerfunktionär zu werden, muss man

Arzt sein. Um Ärztekammerfunktionär zu bleiben, muss man Arzt

bleiben. Dass „Funktionäre“ ihren Beruf weiter ausüben, ist nicht

nur in der Ärztekammer so, das gilt für alle freien Berufe und

auch die Wirtschaft. Aber es ist nicht überall so: In einigen Orga-

nisationen gibt es hauptberufliche Funktionäre, die ihren Beruf in

dem Augenblick aufgeben, in dem sie in eine Funktion kommen.

Das hat einen Vorteil: Sie haben viel Zeit für die Funktion.

Es hat aber auch einen Nachteil: Mit der

Zeit verlieren sie den Bezug zur Realität

des Berufs, weil sie ihn schon lange

nicht mehr ausgeübt haben. Das kann

zum Beispiel Ärztinnen und Ärzten

nicht passieren.

Warum ich das sage: Weil es wichtig ist

zu wissen, dass Ärztekammerfunktionäre Entwicklungen in der

Gesundheitsversorgung immer auch aus dem eigenen Berufsalltag

in der Praxis oder dem Spital kennen, weil sie die Realität täglich

erleben. Weil sie (nahezu) täglich auf kranke Menschen treffen –

„ihre“ Patientinnen und Patienten.

Gesundheitspolitik wird aber zunehmend von solchen bestimmt,

denen diese persönlichen Erfahrungen fehlen. Von Planern, Öko-

nomen, Statistikern. Die haben natürlich ihre Berechtigung: Sie

sollen Daten liefern, Grundlagen. Da ist es vielleicht sogar nützlich,

wenn sie „den Menschen“ nicht zu nahe sind.

Für eine Politik aber, die „auf die Menschen hören“ und „bei den

Menschen sein“ will, die „die Sorgen der Menschen ernst nehmen“

will, ist es gefährlich, sich vorwiegend auf jene zu verlassen, die Pa-

tientinnen und Patienten in erster Linie aus Tabellen und Grafiken

kennen.

Natürlich können Ärztin und Arzt nicht alle Wünsche ihrer Pati-

entinnen und Patienten erfüllen. Auch das gehört zu den täglichen

Erfahrungen des Berufs. Aber deren Sorgen ernst nehmen, das

können sie, das müssen sie sogar.

Und davon kann die Politik ihren Nutzen ziehen. Sie muss nur die

Ärztinnen und Ärzte ernst nehmen.

Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark.