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ÆRZTE
Steiermark
|| 01|2017
Mit dem immer noch neuen Krankenanstalten-
Arbeitszeitgesetz hat Österreich einen wesent-
lichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen
Ländern aufgeholt. Das kostet zwar Geld und be-
reitet auch Kopfzerbrechen, aber es ist die Grund-
lage dafür, dass wir nicht mehr – gratis – Medizi-
ner für Deutschland und die Schweiz ausbilden.
In Deutschland gibt es mittlerweile auch schon
Diskussionen, wieder mehr Studienplätze zu
schaffen. Offenbar vertraut unser Nachbar nicht
mehr darauf, seine Defizite mit österreichischen
und in Österreich ausgebildeten Ärztinnen und
Ärzten ausgleichen zu können.
Das wäre eine wirklich gute Nachricht, würden in
Österreich nicht schon wieder Politiker darüber
schwadronieren, ob sie die neuen Arbeitszeitrege-
lungen wieder lockern sollten.
Tatsächlich ist dieses Arbeitszeitgesetz jetzt unser
Asset im internationalen Wettbewerb. Die Anpas-
sung der Ärzteausbildung an europäische Stan-
dards ist die zweite Säule. Die umfassende Reform
der Ausbildung ist sicher noch nachzuschärfen.
Ein so großes Werk gelingt im ersten Anlauf nicht
vollständig.
Dafür müssen die ersten Erfahrungen gesammelt
und ausgewertet werden, um die Grundlage für
Weiterentwicklung zu sein. Wichtig ist es, das Ziel
nicht aus dem Auge zu verlieren. Es heißt inter-
nationale Wettbewerbsfähigkeit und Ausbildung,
die den Anforderungen einer modernen Medizin
gerecht wird.
Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen müssen
darauf vertrauen können, dass wir das wollen und
auch tun.
Unser Ziel muss in der Zukunft liegen, nicht in
der Vergangenheit.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
INTRA
Weiterer Kurienbericht ab Seite 40.
Martin Wehrschütz
Unser Ziel muss in der
Zukunft liegen
KONT A
Das Wort Reform wird von vielen als Synonym
für Sparpaket verstanden. Zu oft überreichten
Politiker solche Packerl mit dem Mascherl „Re
form“ an das Volk. Deswegen wohl auch die
Skepsis mancher gegenüber der Gesundheits
reform.
Im Bezirk Voitsberg ist das Misstrauen seit der
Schließung der Geburtenstation im Jahr 2013
deutlich gestiegen, hatten zuständige Politiker
das Aus doch bis zuletzt in Abrede gestellt. Zu
dem war noch in eine neue Gebärwanne inves
tiert worden. Bei Kritikern blieb hängen, dass
man weder Beteuerungen noch auf Investiti
onen vertrauen kann.
Dass es anders geht, zeigt der Prozess zum
„Gesundheitsplan“, der im Dialog zwischen
Politik, Experten, Ärztevertretern, Patienten
anwaltschaft und Bevölkerung entsteht. Ein
Wermutstropfen ist der Zeitpunkt der Umset
zung des Spitalsverbundes Deutschlandsberg-
Voitsberg, der im Herbst 2016 öffentlich ge
macht und mit 1. Jänner 2017 schlagend wurde.
Manch einer ortet darin die vorweggenommene
Reform, die ja eigentlich erst im Dialogprozess
erarbeitet wird.
So war es nicht überraschend, als im September
eine kurzfristig einberufene Bürgerversamm
lung in Köflach zum LKH und dem Verbund in
eine verbale Schlammschlacht mündete. Ganz
anders die Regionalkonferenz zum „Gesund
heitsplan“ für den Steirischen Zentralraum in
Lieboch. Es wurde sehr kritisch – aber immer
– sachlich diskutiert.
Allerdings fehlten dort abgesehen von Politi
kern und der Patientenanwaltschaft Vertreter
aus der Bevölkerung. Und die sind im Krank
heits- oder Verletzungsfall die Nutznießer die
ses Systems. Man könnte meinen, die Wogen
seien geglättet – oder haben Interessierte durch
die bisherigen Ereignisse inzwischen resigniert?
Mag. (FH) Rainer Brinskelle ist Redakteur im
Regionalbüro Voitsberg der Kleinen Zeitung.
Rainer Brinskelle
Geglättete Wogen
oder Resignation?