AERZTE Steiermark | November - page 40

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ÆRZTE
Steiermark
 || 11|2014
FORSCHUNG STEIERMARK
Foto: Med Uni, Creativ Collection
MEDIA BASED MEDICINE
Rotlicht gegen Zahnschmerzen?
Ein so genannter Repuls-Strahler hilft gegen Schmerzen
nach Zahnoperationen. Sagt der Verkäufer und wird dann
auch von einem Experten in einem Zeitungsartikel bestä-
tigt. Stimmt nicht, repliziert die Webplattform medizin-
transparent.at. Die wenigen Studien zu diesemThema wür-
den eher auf die Wirkungslosigkeit hindeuten.
Quelle:
-
heilendes-wundermittel#more-5771
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
y
miR-206 controls LXRα expression and promotes LXR-medi-
ated cholesterol efflux in macrophages.
in Biochim Biophys
Acta
von Vinod, M; Chennamsetty, I; Colin, S; Belloy, L;
De Paoli, F; Schaider, H; Graier, WF; Frank, S; Kratky, D;
Staels, B; Chinetti-Gbaguidi, G; Kostner, GM
y
Tracking of magnetite labeled nanoparticles in the rat brain
using MRI.
in PLoS One von Martínez Vera, NP; Schmidt,
R; Langer, K; Zlatev, I; Wronski, R; Auer, E; Havas, D;
Windisch, M; von Briesen, H; Wagner, S; Stab, J; Deutsch,
M; Pietrzik, C; Fazekas, F; Ropele, S
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Vitamin D
und die Prognose bei IntensivpatientInnen.
Vitamin D-Studie in Graz
„Die Bedeutung des Vitamin
D bzw. des Mangels an Vita­
min D für die Gesundheit
wurde in den letzten Jahren
sehr kontrovers diskutiert“,
sagt Ass.-Prof.in PD Dr. Ka-
rin Amrein, MSc, Klinische
Abteilung für Endokrinologie
und Stoffwechsel der Meduni
Graz. In einer Studie in inter-
disziplinärer Zusammenarbeit
mit verschiedensten Fachrich-
tungen (u.a. Anästhesiologie
und Neurologie) untersuchten
WissenschafterInnen, inwie-
fern die hochdosierte Gabe
von Vitamin D bei Intensiv­
patientInnen mit Vitamin D-
Mangel die akute Prognose
(Krankenhausaufenthaltsdau-
er, Sterblichkeit) beeinflusst.
Die WissenschafterInnen
schlossen 492 ProbandInnen
auf der Intensivstation mit
Vitamin D-Mangel und un-
terschiedlichen schweren Er-
krankungen in die klinische
doppelblinde, randomisierte
Interventionsstudie ein. Eine
Gruppe wurde mit einer ho-
hen Vitamin D3-Dosis über
bis zu fünf Monate behandelt,
während die Kontrollgruppe
ein Placebo erhielt. Die Studi­
energebnisse zeigen, dass es
keine signifikanten Unter-
schiede in der Aufenthalts-
dauer im Krankenhaus zwi-
schen der Vitamin D-Gruppe
und der Kontrollgruppe gibt.
Ebenso konnten die Wissen-
schafterInnen beobachten,
dass es in der Sterblichkeitsra-
te der gesamten Studienpopu-
lationen keine signifikanten
Unterschiede zwischen den
beiden Gruppen gab.
Differenziert man die beiden
Gruppen nun hinsichtlich
des Vitamin D-Spiegels zu
Beginn der Studie, so mach-
ten die WissenschafterInnen
eine erstaunliche Entdeckung:
Schwerkranke PatientInnen,
die zu Studienbeginn einen
stark erniedrigten Vitamin
D-Spiegel aufwiesen (fast die
Hälfte der Gesamtpopulation)
und mit dem hochdosierten
Vitamin D3 behandelt wur-
den, hatten gegenüber der
Kontrollgruppe eine deutlich
geringere Sterblichkeitsrate.
Bei PatientInnen mit einem
leicht erniedrigten Vitamin
D-Spiegel zu Studienbeginn
konnte dieser Effekt nicht be-
obachtet werden, jedoch wie-
sen diese nach sechs Monaten
eine deutliche Verbesserung
einiger anderer Parameter auf.
„Obwohl unsere Ergebnisse
für die Länge des Spitalauf-
enthaltes und Sterblichkeit
in der Gesamtgruppe keine
Unterschiede zwischen den
zwei Gruppen zeigten, ist die
spektakuläre Reduktion der
Spitalssterblichkeit bei der
vordefinierten Subgruppe
sehr vielversprechend“, fasst
Amrein zusammen. Obwohl
schwerkranke PatientInnen
aktuell „nur“ rund 1 % aller
stationär aufgenommenen Pa-
tientInnen im Krankenhaus
ausmachen, verursachen sie
doch mehr als 10 % der gesam-
ten Spitalskosten und tragen
dabei ein hohes Sterberisiko.
Bisher haben nur einige weni-
ge Interventionen jemals das
Risiko für die Sterblichkeit auf
Intensivstation senken können.
„Das Phänomen, dass kritisch
Kranke einen niedrigen Vi-
tamin D-Status haben, kann
weltweit beobachtet werden“,
so Amrein. Daher haben die
Studienergebnisse ein en-
ormes Potential in Bezug auf
die Therapie schwerkranker
Erwachsener und auch Kin-
der. Amrein sieht in der Vi-
tamin D-Therapie eine gute
Möglichkeit, um Intensivpa-
tientInnen zusätzlich zu an-
deren Therapiemöglichkeiten
zu behandeln. „Unsere Studie
ist die erste große Studie zu
Vitamin D auf Intensivsta-
tionen weltweit. Bei kritisch
Kranken sollte nun eine Vi-
tamin D-Messung etabliert
werden, da bei schwerem Vita-
min D-Mangel die Vitamin D-
Therapie die Sterblichkeit zu
senken scheint. Es sind jedoch
detailliertere und größere In-
terventionsstudien nötig, um
unsere Ergebnisse zu bestäti-
gen und den Mechanismus der
Reduktion der Mortalität zu
entziffern“, so Amrein.
Ass.-Prof. PD Dr.
Karin Amrein
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