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Ærzte
Steiermark
 || 11|2013
fOrSchung SteiermArk
Fotos: creativ collection, MedUni Graz
mediA bASed medicine
Das gebrochene Herz
Die Störung ist selten, aber gefährlich, und sie ist von
einem Herzinfarkt fast nicht zu unterscheiden: die „Ta-
kotsubo Kardiomyopathie“, auch „Syndrom des gebro-
chenen Herzens“ genannt. Die Störung wird auch „Ge-
brochenes-Herz-Syndrom“ genannt, denn sie tritt häufig
nach extremen emotionalen Belastungen wie Todesfällen,
Mobbing oder Finanzsorgen auf. Betroffen sind zu 90
Prozent ältere Frauen.
Quelle: bit.ly/gebrochenes_herz
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Fettmasse als indikator
für Stoffwechselerkrankungen. Wissen-
schafterInnen der Med-Uni Graz entwickeln Prognoseverfahren.
BMI unter der Lupe
Bei der Ermittlung des Body
Mass Index werden lediglich
Körpergewicht und Körper-
größe berücksichtigt. Dadurch
ist der BMI ein grober Richt-
wert, da weder Alter oder Ge-
schlecht, noch der Anteil des
Muskelgewebes einf ließen.
Ergebnisse aus Populations-
studien ergeben bei einem
BMI > 30 eine verstärkte In-
zidenz von kardiovaskulären
und metabolischen Erkran-
kungen. Betrachtet man dieses
Ergebnis statistisch über die
Bevölkerung, ist die Aussage
zwar richtig, jedoch ist der
BMI zur Bestimmung der tat-
sächlichen Gesundheit nicht
immer das richtige Instrument,
da zum Beispiel der Anteil der
Muskelmasse bei der Messung
unberücksichtigt bleibt.
Dies führt zum sogenannten
„Obesity Paradoxon“, also der
Tatsache, dass manche Per-
sonen mit einem BMI > 30
sich besserer Gesundheit er-
freuen, als normalgewichtige
Personen mit einem BMI <
25. In diesem Fall ist der BMI
kein geeigneter Indikator zur
Feststellung des Risikos, an
einer Stoffwechselstörung zu
erkranken. Jedoch liefert die
Verteilung der körpereigenen
Fettmasse bessere Daten zur
Risikoabschätzung.
Unter der Leitung von Assoz.-
Prof. Dr. Sandra Wallner-
Liebmann, Forschungsein-
heit „Ernährungsforschung/
Nutrition and Metabolism“,
wird an der Med-Uni an der
Entwicklung neuer Messver-
fahren zur besseren Prognose
von Stoffwechselerkrankungen
geforscht. Dabei liegt der Fo-
kus auf dem Verhältnis von
Körpergewicht und Fettmasse.
Im Rahmen eines Dissertati-
onsprojekts mit internationa-
ler Beteiligung stellt Wallner-
Liebmann die Wichtigkeit der
Fettmessung im Vergleich zur
Bestimmung des BMI dar.
„Besonders starke Aussage-
kraft hat die Fettmessung v.a.
auch bei der geschlechtsspe-
zifischen Risikoeinschätzung,
ein Aspekt der mit dem BMI
nicht erreicht werden kann“,
so Wallner-Liebmann. Diese
aussagekräftigen Ergebnisse
wurden aktuell in PLoS One
publiziert. In diesem Zusam-
menhang wird im Fachjournal
Science dringend auf die Not-
wendigkeit zur Entwicklung
weiterer Verfahren zur Mes-
sung der Körperzusammenset-
zung in Anlehnung an die Gra-
zer Ergebnisse hingewiesen.
„In vergleichenden Studien un-
terschiedlicher Messsysteme,
wie CT, MR, Dual-Röntgen-
Absorptiometrie, Plethysmo-
graphie, Lipometer, Ultra-
schall, Bioimpedanz, Kaliper
werden diagnostikrelevante
Zugänge für diverse Krank-
heitsbilder, Altersstufen, aber
auch Lebensstilprofile entwi-
ckelt und validiert.“ Vor allem
in Betracht auf körperlich ak-
tive junge Menschen, welche
durch sportliche Betätigung
oft eine höhere Muskelmas-
se aufweisen und damit ein-
hergehend auch ein höheres
Körpergewicht haben können,
scheint der BMI als Parameter
zur Ableitung des Lebensstils
und des damit einhergehenden
Gesundheitszustandes unge-
eignet. Wallner-Liebmann:
„Wir möchten an der weiteren
Schärfung der Messgenauig-
keit durch zielgruppenorien-
tiert standardisierte Metho-
denanwendung arbeiten und
damit einen Beitrag zur Ent-
wicklung einer differenzierten
BMI-Klassifizierung für ein-
zelne Bevölkerungsgruppen
leisten. Darüber hinaus wer-
den wir das komplexe Zu-
sammenspiel von Energie-und
Geschmackssensoren mit der
Fettmasse als zentrale Dreh-
scheibe unseres Essverhaltens
weiter beforschen.“
frisch publiziert
y
Time-optimized high-resolution readout-segmented diffusi-
on tensor imaging
in PLoS One
von Reishofer, G; Koschut-
nig, K; Langkammer, C; Porter, D; Jehna, M; Enzinger, C;
Keeling, S; Ebner, F;
y
Single circulating tumor cell sequencing for monitoring
in
Oncotarget
von Auer, M; Heitzer, E; Ulz, P; Geigl, JB;
Speicher, MR;
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Sandra Wallner-Liebmann
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