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ÆRZTE
Steiermark
|| 10|2017
Foto: MUG, Creativ Collection
FORSCHUNG STEIERMARK
MEDIA BASED MEDICINE
Traurig durch Tomaten
An der Universität Bristol wurde erst-
mals der Zusammenhang zwischen
Vegetarismus und Psyche erforscht
und das Ergebnis im Journal of Affective Disorders ver-
öffentlicht: Die 350 untersuchten männlichen Vegetarier
zeigten im Vergleich zu den 9.318 Fleischessern eine er-
höhte Depressionsneigung, insbesondere die Veganer. Als
Ursache wird ein Vitamin B 12- und Eisenmangel vermu-
tet.
Quelle:
derStandard.at,18. September 2017
Täglich bekommen PatientInnen von
den Medien neue „Sensationen“ aus
der Welt der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
Dipeptidyl peptidase-4 independent cardiac dysfunction
links saxagliptin to heart failure.
Von: Koyani, CN; Kolesnik, E; Woelkart, G; Shrestha, N;
Scheruebel, S; Trummer, C; Zorn-Pauly, K; Hammer, A;
Lang, P; Reicher, H; Maechler, H; Groschner, K; Mayer, B;
Rainer, PP; Sourij, H; Sattler, W; Malle, E; Pelzmann, B;
von Lewinski, D.
Biochem Pharmacol. 2017;
https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=28859968Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
„Bei einer Makuladegenera-
tion sind die für das Sehen
verantwortlichen Nervenzel-
len nach wie vor vorhanden,
sie verlieren nur ihre Funk-
tion“, erklärt Univ.-Ass. PD
DI Dr. Rainer Schindl vom
Institut für Biophysik der
Med Uni Graz: Er ist Teil des
internationalen Wissenschaf-
terInnen-Kollegiums, das da-
ran forscht, mittels Farbpig-
menten aus dem Laserdruck
die Sehkraft künstlich wie-
derherzustellen.
„Wir haben aus den Farb-
pigmenten dreidimensionale
Formen in der Dimension
von Körperzellen entwickelt.
Diese Nanostrukturen kön-
nen mit Laserlicht aufgeladen
beziehungsweise gesteuert
werden“, so Schindl. Dazu
wurden Farbpigmente in
Zellgröße mit feinen Kon-
taktstellen zur Oberf läche
der menschlichen Zellen her-
gestellt. Unterm Mikroskop
können diese durch einen
intensiven kurzen Lichtstrahl
Zellen elektrisch stimulieren.
Ein ähnlicher Prozess findet
im Auge statt. Die Wissen-
schafterInnen arbeiten nun
daran, die im Zuge der Maku-
ladegeneration abnehmende
Funktionalität der Sehzellen
durch diese Farbstrukturen
ersetzen zu können. Ihre
bahnbrechende Entdeckung
wurde jüngst in Nature Com-
munications veröffentlicht.
Lichtaktive Strukturen
Gemeinsam mit Eric Glowa-
cki von der schwedischen
Linköpings Universitet und
Univ.-Prof.
in
Dr.
in
Ute Schäfer
von der Universitätsklinik für
Neurochirurgie an der Med
Uni Graz wird daran gearbei-
tet, die Farbstrukturen zu op-
timieren. Ziel ist, ein künst-
lich aufgenommenes Bild der
Umgebung auf die Netzhaut
zu übertragen. „Hier könnte
bei PatientInnen eine spezi-
elle Brille mit eingebauter Ka-
mera zum Einsatz kommen.
Das von der Kamera aufge-
nommene Bild wird dann von
einem verstärkten Lichtstrahl
umgewandelt und in Form
von elektrischen Impulsen
an das Auge weitergeleitet“,
beschreibt Schindl. An der
Netzhaut werden die künst-
lich eingesetzten Farbstruk-
turen stimuliert, welche die
inaktiven Nervenzellen im
Auge aktivieren. Das Bild
wird schließlich über die Ner-
venzellen ins Gehirn weiter-
geleitet.
Ähnliche Technologien er-
lauben bereits jetzt einigen
PatientInnen, wieder einge-
schränkt sehen zu können,
wobei das Kamerabild via
Verkabelung zu den Ner-
venzellen des Auges geleitet
wird, was einer aufwendigen
Operation bedarf. Zudem ist
der Sehbereich auf wenige
Bildpunkte beschränkt. Die
Farbstrukturen würden es
ermöglichen, die Verkabelung
durch einen gezielten Licht-
strahl zu ersetzen.
Weitere Informationen:
Univ.-Ass. PD DI Dr. Rainer
Schindl
Institut für Biophysik Medizi-
nische Universität Graz
Tel.: +43 316 385 71532
https://www.nature.com/arti-cles/s41467-017-00135-0
Internationale ForscherInnen haben
gemeinsam mit der Med Uni Graz
aus Laserdruck-Farbpigmenten neue Nanostrukturen entwickelt, die mit
Hilfe von Licht künstliches Sehen ermöglichen sollen.
Künstliches Sehen mit
Laserdruck-Farbpigmenten
Univ.-Ass. PD DI Dr. Rainer Schindl