

STUDIE
26
ÆRZTE
Steiermark
|| 10|2017
Fehlende Ressourcen?
JASMIN NOVAK
„An den Wochenenden lauert
der Tod“, titelte etwa das
größte österreichische Klein
format, „Höheres Sterberisi-
ko bei Aufnahmen am Wo-
chenende“, lautete der die
Fakten immerhin objektiv
wiedergebende Titel einer an-
deren Tageszeitung. Die in
der Septemberausgabe des
Online-Fachjournals „Criti-
cal Care“ veröffentlichte
Studie des Leiters der Klin.
Abteilung für Anästhesiologie,
Notfall- und Intensivmedizin
an der Uniklinik Graz, Phi-
lipp Metnitz, sowie von Paul
Zajic und sieben weiteren
Grazer ForscherInnen sorgte
für erhebliches Rauschen im
frühherbstlichen Blätterwald.
Das Team um Zajic und Met-
nitz, der seit vielen Jahren ein
Benchmarking-Projekt leitet,
hat nun eine Analyse darüber
vorgelegt, wie sich die Morta-
litätsrisiken von PatientInnen,
die von 2012 bis 2015 in 119
österreichische Intensivsta-
tionen eingeliefert wurden,
unterscheiden. Als Basis lagen
die Daten von über 167.000
PatientInnen zugrunde, die
die ForscherInnen auf rd.
151.000 PatientInnen berei-
nigten – so wurden etwa un-
ter 18-Jährige ausgeschlossen
und bei Mehrfach-Aufnah-
men nur die jeweils erste für
die Analyse berücksichtigt. In
einem zweiten Schritt wurden
Datensätze ausgeschieden, bei
denen wesentliche Angaben
zur Entlassung fehlten, wo-
mit sich ein Sample von rd.
147.000 Datensätzen ergab.
Donnerstag ist super,
Freitag schon riskant?
Insgesamt wurden aus die-
sem Sample über 25.000 Pa-
tientinnen und Patienten an
einem Samstag oder Sonntag
in eine Intensivstation auf-
genommen. Für diese am
Wochenende in die Inten-
sivstationen aufgenommenen
PatientInnen betrug die Mor-
talitätsrate direkt auf der In-
tensivstation 13,1 bzw. 13,4
%, unter der Woche dort
aufgenommene PatientInnen
hatten Mortalitätsraten zwi-
schen 7,9 % (Donnerstag) und
8,9 % (Freitag). ImMittel über
sieben Wochentage ergibt sich
eine Mortalitätsrate an der
Intensivstation von 9,2 %.
Auch jene Patientinnen und
Patienten, die nicht direkt
auf der Intensivstation, son-
dern im Verlauf ihres weiteren
Spitalsaufenthalts verstorben
sind, zeigen höhere Mortali-
tätsraten, wenn sie am Sams-
tag (18,5 %) oder am Sonn-
tag (19,4 %) aufgenommen
wurden. Unter der Woche
Aufgenommene erreichen hier
Raten von 12,1 % (Donners-
tag) und 13,5 % (Freitag), im
Siebentages-Schnitt 13,7 %.
Schwerere Fälle
Die am Wochenende in die
Durchaus interessant, aber
keineswegs spektakulär sind
die Ergebnisse einer Studie über die Mortalitätsrisiken in öster-
reichischen Intensivstationen. Das Problem ist nur: Wer bringt
das dem Boulevard bei?
Grafik: Conclusio
Mortalitätsraten & ungeplante Eingriffe auf Intensivstationen
Quelle: Zajic et al. Critical Care (2017) 21:223
%
5
10
15
20
25
ICU mortality
Hospital mortality
Unscheduled surgery
Mi
8,0
12,4
13,5
Do
7,9
12,1
14,3
Fr
8,9
13,5
15,8
Sa
13,1
18,5
22,4
So
13,4
19,4
20,9
Mo
8,8
13,2
13,3
Di
8,2
12,3
13,4