

10
ÆRZTE
Steiermark
|| 10|2017
COVER
AERZTE Steiermark:
Nicht
nur in den Ärztekammern
sind Frauen in Spitzenpositi-
onen unterrepräsentiert. Auch
in der Vollversammlung der
Ärztekammer Kärnten sind
sie klar in der Minderheit. Sie
haben aber eine Präsidentin,
Sie selbst sind Vizepräsidentin
und Kurienobfrau. Braucht es
diese Vorreiterinnen?
Lientscher:
Ich finde, dass
die Präsenz von Frauen in
Führungspositionen ja ein
oft diskutiertes und analy-
siertes Thema ist, sei es in
der Wirtschaft oder auch in
medizinischen Bereichen.
Und viele zerbrechen sich
den Kopf darüber, warum
Frauen zu selten Führungs-
aufgaben wahrnehmen. Ich
halte uns ehrlich gesagt nicht
für Vorreiterinnen, sondern
sehe es als etwas Normales,
dass nach jahrelangem Enga-
gement in der Ärztekammer
auch Frauen in Führungs-
positionen sitzen. Dies aber
aus einem Selbstverständnis
heraus und aufgrund von
fachlicher und menschlicher
Qualifikation.
Was hat Sie dazu bewogen, die
Funktion zu übernehmen?
Ich habe seit Beginn meiner
ärztlichen Tätigkeit gemerkt,
dass wir Ärzte so sehr in die
Medizin verliebt sind, dass wir
deswegen unsere Managerfä-
higkeiten zur Verbesserung
der Arbeitsbedingungen ver-
kümmern lassen. Es braucht
daher Menschen, die auch
hier eine Leidenschaft haben.
Ich habe eine Leidenschaft für
Kommunikation, Teamdyna-
mik und erreiche in mir eine
tiefe Zufriedenheit, wenn es
gelingt, die Bedingungen, un-
ter denen wir Ärzte tätig sind,
zu verändern, damit sie die
Bedürfnisse meiner Kollegen
besser treffen.
Sie haben in Ihrer Gruppe
ein Reißverschlusssystem in-
stalliert, Frauen und Männer
machen halbe-halbe. Ist eine
solche Quotenregelung die ein-
zige Lösung?
Es ist nicht die einzige Lö-
sung, aber diejenige, die wir
gewählt haben, um Fairness
für beide Geschlechter zu
erreichen.
Foto: Ärztekammer Kärnten
„Ich bin sehr unflexibel bei kurzfrist
Spitals-Internistin Michaela Lientscher
ist seit diesem Jahr Kurienobfrau und Vize
präsidentin in der Ärztekammer Kärnten.
Sie will mehr Frauen in der Kammer, vor allem
aber die Bedingungen für die Ärztinnen und
Ärzte insgesamt verbessern.
„Frauen brauchen Tätigkeiten in der
Standesvertretung nicht, um darüber
ihren Selbstwert zu definieren.“