

ÆRZTE
Steiermark
10|2017
15
Adipositas-PatientInnen und
Menschen mit Typ 2-Diabetes
zu tun hatte. „Dieses Wissen
ist für die hausärztliche Tätig-
keit von unschätzbarem Wert.“
Doch auch das Interesse an
der Psyche ließ Eichberger
nicht los und sie begann mit
einer verhaltenstherapeu-
tischen Ausbildung. Paral-
lel dazu absolvierte sie dann
doch den Turnus, um sich
später selbständig machen zu
können. Zusätzlich erwarb
sie im Krankenhaus der Eli-
sabethinen Grundkenntnisse
in Anästhesie. „Ich habe 500
Intubationen gemacht und
einige Kindernarkosen durch-
geführt, somit fühle ich mich
auch sicher, wenn ich in der
Praxis draußen mit Notfällen
konfrontiert bin.“
In den vergangenen zehn Jah-
ren lag Eichbergers Fokus ne-
ben ihrem Engagement in der
Rehabilitation auf Praxisver-
tretungen. Diese flexible Form
der Arbeit hat ihr ermöglicht,
wovon viele Jungärztinnen
und -ärzte träumen, nämlich
die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Tochter Johanna
wird demnächst zwölf Jahre.
Innovatives
Hausarztzentrum
Eine dieser Praxisvertre-
tungen führte Ursula Eich-
berger in die Ordination von
Michael Adomeit in Birkfeld.
Erst kurz zuvor hatte der All-
gemeinmediziner dort seine
Praxis eröffnet, aus der nun
auf seine Initiative hin ein in-
novatives Ärztezentrum wird.
Adomeit sprach die Kolle-
gin im Anschluss an eine
Vertretungsphase an, ob sie
sich nicht eine Kooperation
vorstellen könne. Sie konnte.
„Als Einzelkämpferin wäre ich
wohl nicht in eine Ordination
gegangen – aber dieses Modell
passt sehr gut für mich“, resü-
SERIE
Ärztin im besonderen Dienst
miert Eichberger. Die beiden
Allgemeinmediziner mit je-
weils eigenem §2-Kassenver-
trag koordinieren ab Oktober
in denselben Räumlichkeiten
ihre Arbeitszeiten so, dass das
Ärztezentrum von Montag
bis Freitag jeweils mindes
tens 8 Stunden geöffnet ist,
in der Urlaubszeit zumindest
am Vormittag. Bei Bedarf
vertritt der eine den anderen,
was beiden Ärzten viel Stress
nimmt und ihnen eine freiere
Zeiteinteilung erlaubt.
Optimale Ergänzung
„Wir ergänzen einander op-
timal – mein Kollege ver-
fügt über Expertise im chi-
rurgischen Bereich und ich
bringe das vertiefende Wissen
in Innerer Medizin und meine
psychotherapeutische Kom-
petenz ein.“ Auch der verein-
barte kollegiale Austausch im
Team ist für Eichberger ein
großer Pluspunkt der Koope-
„Nach besonders herausfordernden Arbeitstagen fällt es nicht
immer leicht, abzuschalten. Sobald ich aber bei den Pferden bin,
muss ich mich voll aufs Hier und Jetzt konzentrieren.“
ration. Als Erfolgsbarometer,
hat sie sich vorgenommen,
sollen nicht nur Patienten-
zahlen des Zentrums die-
nen. „Wichtig ist, dass ich mit
einem Lächeln aufstehe und
gerne zur Arbeit fahre. Nicht
jeden Tag, aber ganz oft.“
Eichbergers Pferdetherapie
läuft daneben weiter – das hat
sie gleich von Anfang an so
organisiert. Versorgt werden
die Tiere auf einem Bauern-
hof, zwei Gehminuten von
Eichbergers Haus entfernt.
Gepflegt und bewegt werden
sie weiterhin von Eichberger.
„Ich empfinde die Pferde nicht
als Arbeit – im Gegenteil: Sie
bereiten mir Freude“, betont
sie. Die Arbeit in der Kassen-
ordination wird Eichberger
sicher vor die eine oder an-
dere Herausforderung stellen.
Aber sie weiß ja, wo sie nach
einem stressigen Tag Ruhe
findet.