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ÆRZTE
Steiermark
|| 06|2017
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Schleichende
Verschlechterung
Der ÖSG legt die Versorgung
in Zahlen fest. Dabei be-
dient er sich unterschiedlicher
Messwerte. Da ist einmal die
„Erreichbarkeit in Minuten“
(darunter versteht er die Zeit,
in der zumindest 90 Prozent
der Wohnbevölkerung den
nächstgelegenen leistungs-
anbietenden Standort einer
Fachrichtung (stationär und
ambulant gesondert ausge-
wiesen) erreichen können. Ein
zweiter Wert ist die Versor-
gungsdichte (wie viele Ärzte,
genauer „ärztliche ambulante
Versorgungseinheiten“ oder
ÄAVE je 100.000 Einwohner
gibt es). Da dieser Wert nicht
überall gleich sein kann, gibt
es ein Minimum und ein Ma-
ximum. In den Spitälern wird
die Kapazität über die „Bet-
tenmessziffer“ (BMZ; syste-
misierte Akutbetten je 1.000
Einwohner) dargestellt.
Mehrheitlich sind die Erreich-
barkeitswerte im stationären
Bereich (45 bis 90 Minuten)
gleich geblieben. In einigen
Fächern bzw. Bereichen wur-
den sie aber – immer um 15
Minuten – nach oben ge-
schraubt. Erklärt wird das
weitgehend mit Qualitätser-
fordernissen durch Zentrums-
bildung, aber auch mit knap-
pen Personalressourcen. Das
würde ja plausibel erscheinen,
gäbe es nicht Konflikte mit
den zeitlichen Qualitätsan-
forderungen in fachlichen
Leitlinien – und würde die
ambulante Versorgung plane-
rischen Zuwachs bekommen.
Aber dort gibt es ähnliche
Phänomene: Bei der Erreich-
barkeit im ambulanten Be-
reich sind ebenfalls einige
Fächer gegenüber dem letzten
ÖSG gleichgeblieben (All-
gemeinmedizin 10 Minuten,
fachärztliche Bereiche 20 oder
30 Minuten). Allerdings ist
diese zumutbare Erreichbar-
keit bei einigen Fächern von
25 auf 30 Minuten erhöht
worden – sprich, ein län-
gerdauernder Weg wird als
zumutbar erklärt.
Laut ÖSG beruhen diese An-
nahmen auf der regionalen
Bevölkerungsstruktur und
den Erreichbarkeitsverhältnis-
sen im Straßenindividualver-
kehr „vorerst ausschließlich
auf Basis des aktuell verfüg-
baren Datenstandes 2014 und
somit noch ohne Betrachtung
künftiger Entwicklungen“.
Das heißt: Die Planung beruht
auf „alten“ Gegebenheiten und
nicht auf dem aktuellen bzw.
zu erwartenden Bedarf.
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