Previous Page  9 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 68 Next Page
Page Background

ÆRZTE

Steiermark

 || 11|2016

9

AERZTE Steiermark:

Bei

der Zahl der §2-Kassenver-

tragsärzte bezogen auf die

Zahl der Anspruchsberech-

tigten gibt es ebenfalls erheb-

liche Unterschiede zwischen

den Bundesländern. Auch hier

stellt sich die Frage, ob das

gegenüber den Versicherten

gerecht ist. Warum gibt es für

die Burgenländer mehr Ärzte

als für die Vorarlberger?

Rabmer-Koller:

Die Unter-

schiede sind kleiner als es die

Fragestellung vermuten lässt.

Bei der Gesamtversorgung

mit Ärzten liegt der Öster-

reichschnitt bei 84 Ärztinnen

und Ärzten pro 1000 Einwoh-

ner. Das Burgenland verfügt

über 83 und Vorarlberg über

87 Mediziner/innen pro 1000

Einwohner. Bei der Versor-

gung mit Allgemeinmedi-

zinern liegt das Burgenland

mit 50 Ärzt/innen über dem

AERZTE Steiermark:

Aus

den Sozialversicherungen ist

der Vorstoß gekommen, Wahl-

arztrückersätze ganz abzu-

schaffen. Wie erklären Sie das

einer Wahlärztin?

Rabmer-Koller:

Wahlärzte

sind eine legitime Ergänzung

in der Gesundheitsversor-

gung. Es geht deshalb nicht

um das Zurückdrängen ihrer

Leistungen, sondern um die

Frage, wie wir sie bestmöglich

integrieren und vor allem den

Kassenvertrag wieder attrak-

tiver machen können.

AERZTE Steiermark:

Zum

Thema Zwei-Klassen-Medizin.

Nehmen wir ein nichtärzt-

liches Beispiel: Ein GKK-Ver-

sicherter hat in Oberösterreich

wesentlich größere Chancen,

eine Ergotherapie als Kas-

senleistung zu bekommen als

etwa in der Steiermark, ein-

fach weil das Angebot nicht in

allen Bundesländern gleich ist.

Ist das für den Steirer gerecht?

Rabmer-Koller:

Eine meiner

zentralen Forderungen ist die

Harmonisierung der Leis­

tungskataloge, um genau sol-

che Ungleichbehandlungen

zu reduzieren. Wir müssen

die Leistungskataloge genau

durchforsten, alte Leistungen,

die nicht mehr dem Stand der

Medizin entsprechen, durch

neue, innovative Leistungen

Österreich-Schnitt von 46,

Vorarlberg liegt mit 42 etwas

unterhalb. Wichtig in dieser

Auswertung ist aber nicht

nur das reine „Köpfezählen“,

sondern auch eine genaue

Betrachtung der regionalen

Gegebenheiten.

AERZTE Steiermark:

Eine

scharfe Auseinandersetzung

gab es zuletzt um die E-Me-

dikation. Aus dem Hauptver-

band wurde gesagt, es läuft

alles wunderbar. Ich habe

hier den authentischen Brief

eines Arztes, der sagt, bis Ende

September war die Software-

Implementierung nicht mög-

lich. Würden Sie angesichts

solcher Fakten weiter auf dem

Standpunkt beharren, dass

Hauptverband und SVC alles

richtig gemacht haben?

Rabmer-Koller:

Der Sinn des

Probebetriebes in Deutsch-

ersetzen. So können wir mo-

derne medizinische Versor-

gung für ganz Österreich be-

reitstellen – denn es darf, egal

wo in Österreich man lebt,

bei gleichen Beiträgen keinen

großen Unterschied bei den

Leistungen geben.

AERZTE Steiermark:

Die Un-

terschiede bei den Leistungen

ziehen sich durch das gesamte

Kassensystem. Eine Möglich-

keit, um Chancengleichheit zu

schaffen, wäre die Anpassung

der Leistungskataloge. Man

könnte aber auch sagen, diese

Unterschiede gibt es. Müsste

man sie dann aber nicht auch

auf die Beiträge ausdehnen?

Rabmer-Koller:

Das öster-

reichische System der solida-

rischen Krankenversicherung

ist ein hoher Wert für uns

alle – jede/r Versicherte zahlt

einen fairen Beitrag und wird

dadurch tragender Teil der

Versichertengemeinschaft.

Dafür bekommt sie bzw. er

die jeweils bestmögliche Lei-

stung – egal, ob es die Vorsor-

geuntersuchung beim Haus-

arzt ist oder die Herz-OP in

einer führenden Klinik. Was

es braucht, ist mehr Effizienz

im System und ein zielgerich-

teter Einsatz der Mittel, um

auch in Zukunft flächende-

ckend moderne Leistungen

bereitzustellen.

COVER

„Bei optimaler Integration in

die bestehenden Software-

Landschaften ist die

E-Medikation im täglichen

Arbeitsablauf nicht spürbar.“

„Was in der Industrie als

Industrie

4.0

Einzug hält, ist im medizinischen

Bereich der Begriff E-Health.“

Faktencheck:

In Vlbg. kommen auf 323 GKK-

Vertragsärzte (AM + allg. FÄ) 310.346 GKK-

Anspruchsberechtigte. Das sind 961 pro Arzt. Im

Bgld. kommen auf 234 GKK-Vertragsärzte (AM

+ allg. FÄ) 166.436 GKK-Anspruchsberechtigte.

Das sind 711 pro Arzt. Differenz: 250 pro Arzt.

(Parlamentarische Anfragebeantwortung vom 30. 10. 2016)