Previous Page  13 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 13 / 68 Next Page
Page Background

ÆRZTE

Steiermark

 || 11|2016

13

bedingt ist die Gesundheits-

versorgung in Österreich sehr

regional bzw. föderal struk-

turiert. Eine Dachorganisati-

on der Sozialversicherungen

ist dann sinnvoll, wenn sie

dabei mitwirkt, Rahmenbe-

dingungen für die optimale

Versorgung über alle Grenzen

hinaus sicherzustellen. Die

Effizienzstudie der Bundesre-

gierung soll wichtige Inputs

liefern, wie wir die Sozialver-

sicherung der Zukunft auf-

stellen können und was es

für die optimale Versorgung

unserer Versicherten braucht.

kenkassen sind solche Modelle

eher schwer denkbar. Ist das

hinzunehmen oder wollen Sie

Überzeugungsarbeit leisten?

Rabmer-Koller:

Die SVA

hat mit Anreizsystemen in

der Prävention sehr gute Er-

fahrungen gemacht und das

Vorsorgesystem erfolgreich

ausgebaut. Wir müssen in der

Gesundheitsversorgung auf

jeden Fall weg von der reinen

Reparaturmedizin und einen

noch viel stärkeren Fokus auf

die Prävention legen. Dazu

braucht es innovative Ansätze

und gemeinsame Lösungen

– das Ziel muss sein, mehr

Menschen zur Vorsorge und

zu mehr Eigenverantwortung

zu motivieren.

AERZTE Steiermark:

Ganz

generell: Was werden über

die nächsten zehn Jahre die

größten Veränderungen in der

österreichischen Gesundheits-

versorgung sein?

Rabmer-Koller:

Wir werden

vor allem drei große Um-

wälzungen sehen. Das domi-

nierende Zukunftsthema ist

die Demographie: Österreich

wird älter und darauf können

wir stolz sein. Mit dem Le-

bensalter muss aber auch die

Zahl der gesunden Lebens-

jahre ansteigen. Das ist eine

große Herausforderung für

die Bereiche Prävention und

Vorsorge sowie für die Finan-

zierbarkeit des Sozialsystems.

Hier wird auch das Thema

Mag. Ulrike Rabmer-Koller

schloss 1990 das Studium der

Betriebswirtschaftslehre an

der Universität Linz ab. Seit

1992 ist sie in unterschied-

lichen leitenden Funktionen

in der familieneigenen Rab-

mer Gruppe (Bau und Immo-

bilien, kommunale Dienste,

Unternehmensberatung,

Umwelttechnologie) tätig. Seit

2015 ist sie Vizepräsidentin

der Wirtschaftskammer Öster-

reich und Vorsitzende des Ver-

bandsvorstandes im Haupt-

verband der österreichischen

Sozialversicherungsträger.

Auf der Suche nach dem richtigen

Kochrezept für das österreichische

Gesundheitssystem … Ulrike

Rabmer-Koller (Mitte) bei der Prä-

sentation des Projekts „JedeR kann

kochen!“, das in Kochworkshops

die Zubereitung frischer, gesunder

und auch leistbarer Speisen Schritt

für Schritt vermitteln will.

Migration eine relevante Rol-

le spielen.

Die zweite Umwälzung ist

bereits im vollen Gang: Was

in der Industrie als „Industrie

4.0“ Einzug hält, ist im medi-

zinischen Bereich der Begriff

E-Health. IT kann hier große

Verbesserungen und Verein-

fachungen bringen, aber wir

müssen hier sehr professio-

nell und umsichtig agieren.

Der dritte große Wandel

betrifft die niedergelassene

Versorgung, weil sich die Le-

benswelten der Patienten und

Patientinnen, aber auch die

der Ärzteschaft ändern. Im-

mer weniger junge Ärztinnen

und Ärzte wollen Einzelordi-

nationen führen, es geht viel

stärker um Vereinbarkeit von

Familie und Beruf sowie den

Wunsch, in Teamstrukturen

zu arbeiten und sich auch in

den Kompetenzen zu ergän-

zen. Deshalb brauchen wir

neue Rahmenbedingungen

und Organisationsformen,

wo Ärzte im Team und in

Verknüpfung mit anderen

Gesundheitsberufen Versor-

gung aus einer Hand anbieten

können.

AERZTE Steiermark:

Auffäl-

lig ist, dass die eine Institution

der anderen immer gerne er-

klärt, warum sie überflüssig

ist. Ich frage anders: Warum

ist der Hauptverband nicht

überflüssig?

Rabmer-Koller:

Historisch

COVER

Fotos: Hauptverband/APA-Fotoservice/Hörmandinger

„Immer weniger junge

Ärztinnen und Ärzte wollen

Einzelordination führen,

es geht viel stärker um

Vereinbarkeit von Familie und

Beruf sowie dem Wunsch in

Teamstrukturen zu arbeiten

…“

„Eine meiner zentralen

Forderungen ist die

Harmonisierung der

Leistungskataloge,

um (…) Ungleich-

behandlungen zu

reduzieren.“