

ÆRZTE
Steiermark
|| 11|2016
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bedingt ist die Gesundheits-
versorgung in Österreich sehr
regional bzw. föderal struk-
turiert. Eine Dachorganisati-
on der Sozialversicherungen
ist dann sinnvoll, wenn sie
dabei mitwirkt, Rahmenbe-
dingungen für die optimale
Versorgung über alle Grenzen
hinaus sicherzustellen. Die
Effizienzstudie der Bundesre-
gierung soll wichtige Inputs
liefern, wie wir die Sozialver-
sicherung der Zukunft auf-
stellen können und was es
für die optimale Versorgung
unserer Versicherten braucht.
kenkassen sind solche Modelle
eher schwer denkbar. Ist das
hinzunehmen oder wollen Sie
Überzeugungsarbeit leisten?
Rabmer-Koller:
Die SVA
hat mit Anreizsystemen in
der Prävention sehr gute Er-
fahrungen gemacht und das
Vorsorgesystem erfolgreich
ausgebaut. Wir müssen in der
Gesundheitsversorgung auf
jeden Fall weg von der reinen
Reparaturmedizin und einen
noch viel stärkeren Fokus auf
die Prävention legen. Dazu
braucht es innovative Ansätze
und gemeinsame Lösungen
– das Ziel muss sein, mehr
Menschen zur Vorsorge und
zu mehr Eigenverantwortung
zu motivieren.
AERZTE Steiermark:
Ganz
generell: Was werden über
die nächsten zehn Jahre die
größten Veränderungen in der
österreichischen Gesundheits-
versorgung sein?
Rabmer-Koller:
Wir werden
vor allem drei große Um-
wälzungen sehen. Das domi-
nierende Zukunftsthema ist
die Demographie: Österreich
wird älter und darauf können
wir stolz sein. Mit dem Le-
bensalter muss aber auch die
Zahl der gesunden Lebens-
jahre ansteigen. Das ist eine
große Herausforderung für
die Bereiche Prävention und
Vorsorge sowie für die Finan-
zierbarkeit des Sozialsystems.
Hier wird auch das Thema
Mag. Ulrike Rabmer-Koller
schloss 1990 das Studium der
Betriebswirtschaftslehre an
der Universität Linz ab. Seit
1992 ist sie in unterschied-
lichen leitenden Funktionen
in der familieneigenen Rab-
mer Gruppe (Bau und Immo-
bilien, kommunale Dienste,
Unternehmensberatung,
Umwelttechnologie) tätig. Seit
2015 ist sie Vizepräsidentin
der Wirtschaftskammer Öster-
reich und Vorsitzende des Ver-
bandsvorstandes im Haupt-
verband der österreichischen
Sozialversicherungsträger.
Auf der Suche nach dem richtigen
Kochrezept für das österreichische
Gesundheitssystem … Ulrike
Rabmer-Koller (Mitte) bei der Prä-
sentation des Projekts „JedeR kann
kochen!“, das in Kochworkshops
die Zubereitung frischer, gesunder
und auch leistbarer Speisen Schritt
für Schritt vermitteln will.
Migration eine relevante Rol-
le spielen.
Die zweite Umwälzung ist
bereits im vollen Gang: Was
in der Industrie als „Industrie
4.0“ Einzug hält, ist im medi-
zinischen Bereich der Begriff
E-Health. IT kann hier große
Verbesserungen und Verein-
fachungen bringen, aber wir
müssen hier sehr professio-
nell und umsichtig agieren.
Der dritte große Wandel
betrifft die niedergelassene
Versorgung, weil sich die Le-
benswelten der Patienten und
Patientinnen, aber auch die
der Ärzteschaft ändern. Im-
mer weniger junge Ärztinnen
und Ärzte wollen Einzelordi-
nationen führen, es geht viel
stärker um Vereinbarkeit von
Familie und Beruf sowie den
Wunsch, in Teamstrukturen
zu arbeiten und sich auch in
den Kompetenzen zu ergän-
zen. Deshalb brauchen wir
neue Rahmenbedingungen
und Organisationsformen,
wo Ärzte im Team und in
Verknüpfung mit anderen
Gesundheitsberufen Versor-
gung aus einer Hand anbieten
können.
AERZTE Steiermark:
Auffäl-
lig ist, dass die eine Institution
der anderen immer gerne er-
klärt, warum sie überflüssig
ist. Ich frage anders: Warum
ist der Hauptverband nicht
überflüssig?
Rabmer-Koller:
Historisch
COVER
Fotos: Hauptverband/APA-Fotoservice/Hörmandinger
„Immer weniger junge
Ärztinnen und Ärzte wollen
Einzelordination führen,
es geht viel stärker um
Vereinbarkeit von Familie und
Beruf sowie dem Wunsch in
Teamstrukturen zu arbeiten
…“
„Eine meiner zentralen
Forderungen ist die
Harmonisierung der
Leistungskataloge,
um (…) Ungleich-
behandlungen zu
reduzieren.“