AERZTE Steiermark 07/08 2014 - page 31

Ærzte
Steiermark
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Fotos: o.Univ.-Prof. Dr. G.J. Krejs, Medizinuniversität Graz
sonderthema Probiotika
Pädiatrie. Nach prophylak-
tischer Einnahme von Pro-
biotika zeigten Kinder we-
niger Ekzeme. In einer hol-
ländischen Studie (PandA)
konnte ebenfalls durch ein
Multispeziespräparat ein
vermindertes Auftreten von
Atopie beobachtet werden
[Niers 2009]
. Die Immuni-
tätslage wechselt bei der
Frau im Laufe des Mo-
natszyklus hormonabhän-
gig von einer Th1- (zelluläre
Abwehr) zu einer Th2-Do-
minanz (humorale Abwehr),
welche nach einer einge-
tretenen Schwangerschaft
bis zur Geburt bestehen
bleibt, damit es zu kei-
ner Abstoßung des Fetus
kommt
[Steyer 2012].
Im
Darmlumen (= “Außenwelt“)
des Neugeborenen vermit-
teln die bereits genannten
dendritischen Zellen den
Kontakt seines erst aus-
reifenden Immunsystems
zu Allergenen, wobei über
regulatorische T-Zellen (über
IL-10) ein Wechsel zu einem
Th1/Th2-Gleichgewicht an-
gestrebt wird.
Bleiben diese Stimuli aus
(Hygiene-Hypothese), kön-
nen atopische Allergien die
Folge sein. Bei Hochrisiko-
Babys kann dieser Shift des
Immunsystems von einer
anfänglichen Th2-Dominanz
zu einer nötigen Th1/Th2-
Homöostase durch die Zu-
fuhr speziell ausgewählter
Bakterien (prenatal an die
Mutter und postnatal im
ersten Lebensjahr an das
Baby) induziert werden.
Dies geschieht über eine
vermehrte IL-10-Produktion
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Abb. 1: Die von C. difficile (violett) produzierten Toxine A und B (hell- und
dunkelrote Dreiecke) schädigen die oberste, von Mucus bedeckte Epi-
thelschichte des Darms, Enterocyten verlieren ihr Zytoskelet und werden
kugelig, die Tight-Junctions zu den benachbarten Enterocyten werden
zerstört und eine Entzündung ist die Folge. Mit ausgewanderten Neutro-
philen und Monocyten sowie Fibrin wird eine Reparatur der geschädigten
Darmoberfläche versucht, eine Pseudo-Membran entsteht, Colitis und
wässrige Diarrhoe sind die Folgen.
und Hemmung von IL-4, IL-5
und IL-13.
Die Beispiele zeigen nicht
nur, wie vielfältig die kli-
nischen Wirkungen von
speziellen Multispezies-Pro-
biotika sind, sondern auch
die hohe Evidenz und wie
aktiv diesbezüglich derzeit
Abb. 2: Endoskopisches Bild einer PMC (Pseudo-Membranöse Colitis).
klinische Forschung bzw.
Grundlagenforschung be-
trieben wird.
Dr.med. Gernot Ernst
Steyer, Universitätslektor
(Krems) für Microbiota,
Verdauung und Immuno-
logie
„Antibiotika ändern die intestinale
Microbiota und führen bei vielen
als Symptom zu Durchfall. Speziell
entwickelte Multispezies-Probiotika
können das Risiko einer Antibiotika-
assoziierten Diarrhoe signifikant auf
etwa ein Drittel senken.“
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