AERZTE Steiermark 06 2014 - page 6

Der Mahnbrief aus Brüssel trifft uns und die
KAGes sowie die ebenfalls beteiligte Meduni
nicht unvorbereitet. Er ist vielmehr eine zusätz-
liche Motivation, das voranzutreiben, was bereits
im Herbst des Vorjahres begonnen hat: das Pro-
jekt zur Attraktivierung der ärztlichen Arbeit.
Hier sind wesentliche vorbereitende Schritte
gelungen, die uns jetzt helfen werden, auch auf
die neuen Herausforderungen, die der Mahnbrief
aus Brüssel für die öffentliche Hand und alle
Spitalsträger bedeutet, richtig und erfolgreich zu
reagieren.
Die wesentlichen Schwerpunkte haben wir bereits
umrissen:
• Eine Umstrukturierung des aktuellen KAGes-
Lohnschemas
• Die deutliche Erhöhung der ärztlichen Grund-
gehälter für alle ärztlichen Berufsgruppen
• Eine neue Arbeitszeitregelung für eine
48-Stundenwoche bei einer durchgehenden
Arbeitszeit von maximal 25 Stunden
• Die Sicherstellung und Verbesserung der ärzt-
lichen Ausbildung
• Die Umsetzung diverser Begleitmaßnahmen
(neue Karrieremodelle, Entlastung von Do-
kumentations- und Verwaltungsaufgaben,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf), die im
gemeinsamen Projekt erarbeitet wurden.
Vieles davon ist bereits sehr weit gediehen (nicht
nur die Entlastung der Turnusärztinnen und
-ärzte von Routinetätigkeiten). Erfreulicherweise
ist auch in der Politik und bei den KAGes-Ver-
antwortlichen hohe Bereitschaft spürbar, einen
Meilenstein zu setzen und eine Vorreiterrolle in
Österreich einzunehmen.
Es ist also realistisch, dass wir in einem über-
schaubaren Zeitraum zu einem insgesamt guten
Ergebnis kommen.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 45.
Martin Wehrschütz
Mitarbeiter-Bedürfnisse
im Mittelpunkt
kont a
Ich als Patient mache mir Sorgen. Nicht, dass ich schwer
erkrankt wäre. Nein. Mehr mache ich mir um den Zu-
stand der heimischen Gesundheitspolitik Sorgen.
In diesen Tagen muss ich ‚unters Messer‘. Es ist zwar
ein kleiner Eingriff, dennoch beschäftigt mich dabei
die öffentliche Diskussion. Ärztinnen und Ärzte sind
ausgebrannt und überschreiten regelmäßig gesetzliche
Arbeitszeitbestimmungen. Ich habe großes Vertrauen
in die Kunst der Ärzteschaft, dennoch mache ich mir
darüber Gedanken, wie lange mein/e operierende/r
Ärztin/Arzt schon auf den Beinen ist und wie hoch ihre
bzw. seine Konzentrationsfähigkeit während meines
Eingriffes noch sein wird.
Meine Eltern, die am Land leben, machen sich Gedan-
ken, wer sich in Zukunft um sie kümmern wird. Noch
können sie alleine zu Arztterminen fahren, doch wie
wird das in Zukunft passieren? Meine Schwester und
ich müssen arbeiten und leben nicht bei den Eltern.
Eine Problematik, die sehr viele Familien in der Steier-
mark treffen wird, doch müssten von Seiten der Politik
und Versicherungsträger der Wille und das Bemühen
bestehen, die Versorgung am Land zu sichern. Ach ja:
Der Hausarzt meiner Eltern wird in den nächsten Jah-
ren in Pension gehen ...
Über ELGA höre ich, dass Datenschutzprobleme und
Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen
Stellen an der Tagesordnung stehen. Viele melden sich
ab (auch ich), viele sind mit dem System überfordert,
kennen sich nicht aus. Um diese Probleme aus der Welt
zu schaffen, bestünde die Möglichkeit offensiver In-
formation. Die Rettungsgasse auf Autobahnen wurde
ganzseitig in Zeitungen beworben – Radiostationen be-
handelten das Thema tagelang. ELGA hingegen ist kaum
wahrzunehmen, außer man richtet sich über Agentur-
meldungen Standpunkte aus. Beide Systeme können
Leben retten, bei ELGA habe ich als Patient jedoch nicht
den Eindruck, dass alle Parteien für die PatientInnen an
einem Strang ziehen. Dabei wäre eine elektronische Pati-
entenakte im Jahr 2014 für alle Beteiligten ein Vorteil.
Über all das kann ich mir in den nächsten Tagen im
Krankenhaus weitere Gedanken machen. Zeit habe ich
– im Gegensatz zu den Verantwortlichen in der Gesund-
heitspolitik – genug.
Der unbekannte Patient
Kranker Patient,
krankes System
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Ærzte
Steiermark
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